"Unser Kleeblatt ist einzigartig": Schwiewagner spricht

18.1.2020, 15:03 Uhr

© Foto: Melanie Zink

 Herr Schwiewagner, ein umtriebiger Teil der Fürther Fanszene fordert nach wie vor die Rückkehr zum alten Vereinsnamen SpVgg Fürth. Sie scheinen das Thema nicht loszuwerden – nervt Sie das langsam?

Ich habe kein Problem damit, dass Menschen Themen bewegen, die unseren Verein angehen. Schließlich leben wir in einer Demokratie und das muss erlaubt sein. Wir als Verantwortliche müssen aber alle Facetten im Auge behalten. Ich warne deshalb davor, dass man sich ein Thema auf die Fahne schreibt, ohne die möglichen Konsequenzen genau abzuwägen. Wir haben derzeit Themen, denen wir mehr Aufmerksamkeit schenken müssen. Mit dem immer schneller und komplizierter werdenden Fußballgeschäft kommen Herausforderungen auf uns zu, die wir mit Geschlossenheit angehen müssen.

"Es war nicht Martin Bauer..."

Sie haben Angst, dass Sponsoren wie zum Beispiel die Martin Bauer Group, die einst über Vestenbergsgreuth den Weg zur Spielvereinigung fanden, vergrätzt werden könnten.

Nein, aber ich muss hier deutlich klarstellen, es war nicht Martin Bauer oder irgendein Sponsor, der für die Namensgebung verantwortlich war. Man sollte jetzt nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Es war die Mitgliederversammlung der Spielvereinigung, die nahezu einstimmig dafür gestimmt hat. Wir haben viele wichtige Partner, die unseren Weg in den vergangenen zwei Jahrzehnten voller Überzeugung mitgegangen sind, Martin Bauer ist einer davon.

Diesen Weg könnte man doch auch mit dem alten Vereinsnamen fortsetzen.

Vielleicht, aber erfolgreich kann er nur sein, wenn wir auf diesem Weg niemanden zurücklassen.

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Ihre Marketingabteilung reagiert mit einer Kampagne, die den Hashtag #typischkleeblatt bekannt machen soll. Redet man aneinander vorbei?

Von einer Reaktion kann nicht die Rede sein. Die spezielle fränkische Mentalität, aber auch unsere große Tradition sind fester Bestandteil unserer DNS und sind nur zwei Gründe, warum unser Kleeblatt einzigartig ist. Diese Haltung, dieses Gefühl soll mit dem Hashtag zum Ausdruck gebracht werden. Und zwar von jedem unterschiedlich und auf andere Weise, mit einem gemeinsamen Nenner: der Liebe zu unserem Kleeblatt. Jeder nimmt die Spielvereinigung anders wahr, jeder soll für sich interpretieren, was für ihn typisch Kleeblatt ist. Im Guten wie im Schlechten, mit Ecken und mit "Kandn". 

 

Man kann sich also aussuchen, was typisch fürs Kleeblatt ist?

Ja. Mit #typischkleeblatt wollen wir die Deutung jedem zugestehen. Für die einen ist es Angriffsfußball, für die anderen ein Familienbesuch im Ronhof, dessen 110-jähriges Bestehen wir in diesem Sommer feiern. Typisch Kleeblatt ist aber auch, wenn die Fans nach einem 4:1-Sieg nach Hause gehen und sagen, wir hätten fünf Tore schießen müssen. Und da könnte man jetzt noch viele Seiten füllen.

Geis, Derby und "ein Augenzwinkern" 

Im Sommer hat Ihre Social-Media-Abteilung Johannes Geis nach seinem Wechsel zum 1. FC Nürnberg mit "Willkommen zurück in Franken" begrüßt. Dazu das Foto, auf dem er sich als Kleeblatt-Eigengewächs bei einem Derbytor mit der Hand auf das Wappen klopft. Angesichts von 1000 Polizisten bei jedem Derby nicht etwas zu viel Provokation?

Rund ums Derby war es ruhig, es gab keine nennenswerten Vorfälle. Unser Post zu Saisonbeginn hat also nur zu dem geführt, was gewollt war: ein Augenzwinkern und nicht mehr.

Nach dem Wechsel von Tobias Mohr wurden Stimmen laut, die schimpften: Jetzt kauft uns schon der kleine 1. FC Heidenheim die besten Spieler weg.

Von klein kann hier nicht die Rede sein. Heidenheim hat sehr potente Geldgeber, kaum sportliche Konkurrenz in der unmittelbaren Region und einen sehr erfolgreichen Transfersommer. Ich will nicht jammern, aber wir sind in einem viel dichteren Wettbewerbsumfeld mit anderen Sportarten, deshalb verteilen sich die Budgets auf mehrere Vereine. Wir baggern aber weiter an neuen Sponsoren.

"Die Ultrabewegung hat eine Daseinsberechtigung" 

Auf der Mitgliederversammlung sprachen Sie sich deutlich gegen Pyrotechnik im Stadion aus. Auch, weil dass der SpVgg immer wieder Geldstrafen einbringt – Geld, das dann woanders fehlt.

Ich bleibe bei meiner Ankündigung: Das Geld spende ich lieber. Ich sage aber auch: Die Ultrabewegung hat eine Daseinsberechtigung und gehört zur deutschen Fußballkultur dazu. Aber Pyrotechnik ist nachweislich gefährlich. Warum zeigen wir in Fürth nicht, dass es auch einen anderen Weg gibt, als Ultragruppe auf sich aufmerksam zu machen?

Holger Schwiewagner, 1977 in Fürth geboren, ist seit 14 Jahren in verschiedenen Positionen bei der SpVgg Greuther Fürth tätig. Seit Helmut Hack vor eineinhalb Jahren von seinen Ämtern zurückgetreten ist, bildet er mit dem sportlichen Leiter Rachid Azzouzi eine Doppelspitze in der Geschäftsführung der ausgegliederten Fußballabteilung, die im vergangenen Geschäftsjahr 26,9 Millionen Euro Umsatz gemacht hat. Schwiewagner sitzt außerdem im Lizenzierungsausschuss der Deutschen Fußball-Liga (DFL).

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