US-Sport protestiert gegen Rassismus - und erntet Kritik von Trump

28.8.2020, 09:18 Uhr
US-Präsident Donald Trump verglich die NBA mit "einer politischen Organisation".

© Kevin C. Cox, dpa US-Präsident Donald Trump verglich die NBA mit "einer politischen Organisation".

Immer mehr Sportler und Ligen schließen sich den Protesten der Basketball-Profis gegen Polizeigewalt und Rassismus in den USA an und haben dafür Kritik von Amerikas Präsident Donald Trump geerntet. Die Eishockey-Spieler der nordamerikanischen Profiliga NHL gingen am Donnerstag (Ortszeit) geschlossen an die Öffentlichkeit und erklärten, die in Kanada stattfindenden Playoffs vorerst zu unterbrechen.

Der schwarze Profi Ryan Reaves von den Vegas Golden Knights sagte: "Das hier ist eine viel stärkere Botschaft als alles, was ein oder zwei Spieler auf dem Eis machen könnten. Das Gespräch hat angefangen mit weißen Spielern von anderen Teams, die sprechen wollten. Das ist stark." Die Liga erklärte: "Die NHL unterstützt die Entscheidung und wird die vier Duelle am Samstag nachholen sowie den Zeitplan entsprechend anpassen."

Außerdem unterstützten neun Mannschaften der nordamerikanischen Football-Liga den Boykott, indem sie ihre Trainingseinheiten absagten. Die Saison in der NFL hat noch nicht begonnen. Teams und Spieler der Major League Baseball, der Major League Soccer und die Basketballerinnen der WNBA verzichteten ebenfalls auf ihre Wettkämpfe. Auslöser der Proteste waren Schüsse von Polizeibeamten auf den 29 Jahre alten Familienvater Jacob Blake, der dadurch am Sonntag im US-Bundesstaat Wisconsin schwer verletzt worden war.


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Begonnen hatte die Protestserie mit dem Boykott der Basketballer der Milwaukee Bucks, die am Mittwoch zu ihrem Playoff-Spiel gegen die Orlando Magic nicht antraten. Sie lasen stattdessen eine Protestnote vor. Mike Bass, NBA-Vizepräsident, glaubt an eine baldige Fortsetzung: "Wir hoffen, dass wir die Spiele entweder am Freitag oder am Samstag wieder aufnehmen können."

Beim von Cincinnati nach New York verlegten Masters-1000-Turnier der Tennisprofis kündigte Grand-Slam-Champion Naomi Osaka zunächst an, zu ihrem Halbfinale nicht anzutreten. Die Veranstalter sagten kurz darauf alle vier Halbfinals der Damen und Herren für Donnerstag ab und verkündeten eine Spielpause bis Freitag. Osaka hat sich mittlerweile umentschieden. In einem Statement schrieb die 22-Jährige: "Nach meiner Ankündigung von Mittwoch und längeren Gesprächen, habe ich zugestimmt, am Freitag zu spielen. Man hat mir angeboten, alle Spiele zu verschieben, und ich denke, das hat der Bewegung bereits viel Aufmerksamkeit gebracht."


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US-Präsident Trump richtete sich mit seiner Kritik indes vorrangig an die Basketballer, die den Boykott ins Rollen gebracht hatten: "Die Liga ist wie eine politische Organisation. Ich denke nicht, dass das gut für den Sport oder für das Land ist. Ich weiß nicht viel über die Proteste. Aber ich weiß, dass ihre TV-Quoten schlecht waren, weil die Leute der NBA überdrüssig sind." Marc Short, Stabsleiter von US-Vizepräsident Mike Pence, hatte die Proteste bei CNN's New Day als "dämlich und absurd" bezeichnet.

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