Krönender Abschluss am Norisring

"Was die Fans brauchen": DTM-Chef Berger zieht positives Saisonfazit

11.10.2021, 06:00 Uhr
Die GT3-Wagen sind neu für die DTM, liefern aber ebenso packenden Motorsport. So soll es auch im kommenden Jahr sein.  

© Sportfoto Zink / Heiko Becker, Sportfoto Zink / Heiko Becker Die GT3-Wagen sind neu für die DTM, liefern aber ebenso packenden Motorsport. So soll es auch im kommenden Jahr sein.  

Great. Das Wort, das Gerhard Berger am häufigsten benutzte, als er über die erste Saison der neuen DTM sprach, bestand aus nur fünf Buchstaben. Doch nicht nur deshalb fand der DTM-Chef sehr vieles great, also großartig. Da war natürlich diese Finale auf dem Norisring, das aus sportlicher Sicht spannender nicht hätte sein können: great. Das Wetter in Nürnberg: great. Die Tatsache, dass 2021 überhaupt noch in Nürnberg gefahren wurde: great. Und immerhin jeweils 25 000 Zuschauer pro Tag an der Rennstrecke: great.

Gerhard Berger hat viel gesehen und erlebt im Motorsport. Doch als sich Audi und BMW nach vielen erfolgreichen Jahren zurückzogen, da wurde es ziemlich dunkel, schien die Zukunft der Traditionsserie ernsthaft in Gefahr. Der 62-Jährige aus Wörgl in Tirol aber hat sich von all den Endzeitphantasien nicht beirren lassen und die DTM, seine DTM, mit einem wahren Kraftakt gerettet.

Dabei hat er mit den anderen Verantwortlichen sehr viele Dinge geändert. Aus den Tourenwagen, die der Serie einst ihren Namen gab, sind kleinere GT3-Wagen geworden, statt der großen Marken fahren jetzt Kundenteams – natürlich trotzdem in den Autos der großen Marken. Und doch kreiste im Juni vor dem Start in Monza immer wieder diese eine Frage über der Rennserie: Kann die neue DTM ihre Fans genauso begeistern wie die alte? Oder ist der Neustart gleichzeitig der Anfang vom Ende?

Gerhard Berger hat diese Fragen immer wieder beantworten müssen in den vergangenen Wochen. Nicht nur deshalb sah er sehr müde aus, als er am Sonntagnachmittag ein Fazit der Saison zog. Der Stress sei enorm gewesen, betonte Berger, wochenlang, auch jetzt am Norisring. Doch der Sport entschädigte für so vieles, für all die harte Arbeit. Es sei eine "unglaublich harte Meisterschaft" gewesen, eine, bei der es bis kurz vor Schluss enorm spannend blieb – mit einem Sieger, den vor dem Wochenende kaum jemand erwartet hatte.

Zwei Franken weit vorne

"Das ist das, was die Fans brauchen, was der Sport braucht", sagte Berger, "wir haben unsere Ziele erreicht." Die neue DTM war immer wieder spannend, an acht Rennwochenenden begeisterte sie ihre Fans – und damit auch Gerhard Berger. "Wir hatten starke deutsche, schweizer und österreichische Fahrer", sagte der 62-Jährige. Menschen wie den neuen Champion Maximilian Götz, aber auch den Fürther Marco Wittmann, der am Norisring in einem BMW zwar nur Zwölfter und Achter, in der Gesamtwertung aber Vierter wurde. Gerhard Berger war "aber auch froh, dass wir hier die indische Flagge gesehen haben." Das sei "super great", genauso wie die Leistung des 19 Jahre jungen Neuseeländers Liam Lawson.

"Das Wichtigste ist, die Qualität zu behalten", betonte Berger, "Wir haben jetzt Stabilität erreicht und müssen weiter hart arbeiten. Denn natürlich wollen wir wachsen, wollen mehr Fahrer, mehr Wettbewerbe, mehr Internationalität." Das aber will Berger mit Bedacht angehen – und mahnte zum Abschluss noch ein bisschen.

Man müsse sich auch mit "neuen Technologien und Strategien vertraut machen", sagte er, E-Mobilität sei im Motorsport ein wichtiges Thema, eines, bei dem man um die Akzeptanz der Fans kämpfen müsse. "Die Zuschauer wollen schnelle Autos, gute Rennen und Sportler an ihren physischen Grenzen", so Berger. Dann, glaubt er, könnten sie sich auch für sauberen Sport begeistern. Das aber werde "eine große Herausforderung. In ein paar Jahren werden wir die Antwort haben, ob die Fans es akzeptieren oder nicht."

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