Wie sich Mike Büskens an die Kleeblatt-Saison 14/15 erinnert

5.7.2020, 16:13 Uhr
Wurde in der Saison 2014/15 noch einmal Kleeblatt-Trainer: Mike Büskens.

© Zink Wurde in der Saison 2014/15 noch einmal Kleeblatt-Trainer: Mike Büskens.

Es lässt erahnen, welche Energie der Klassenerhalt damals gekostet hat. „Mirko Reichel und ich haben nach dem Darmstadt-Spiel gesagt, wenn wir das geschafft haben, dann schießen wir uns komplett weg. Nach Leipzig waren wir einfach nur froh und dankbar, dass das Kleeblatt weiter in der 2. Liga spielt", sagt Mike Büskens, der seinerzeit während der Saison als Coach zurückgeholt wurde.

Hatte er Angst vom Aufstiegs- zum Abstiegstrainer zu werden? „Das war für mich keine Plus-Minus-Rechnung. Die schlechte Zeit traf mich, weil ich eine enge Bindung zum Verein habe, der nicht gerade einen kleinen Teil meines Herzens ausfüllt. Es war ja nicht so, dass ich nach dem letzten Spieltag einfach ins Auto gestiegen und davongefahren wäre. Du weißt, was es für den Verein bedeutet, kämpfst jeden Tag dagegen an und steckst eine wahnsinnige Energie rein.“

Neun Spiele ohne Sieg, das nagte am Selbstvertrauen – auch an dem des Trainers. Wenn der 52-Jährige die Spiele durchgeht, langt er sich immer noch an den Kopf, wenn er an die einzelnen Spielverläufe denkt, die er noch genau im Kopf hat. „Gegen Aalen führen wir und kassieren dann nach einem Torwartfehler den Ausgleich; gegen Braunschweig bekommen wir nach ein paar Minuten eine rote Karte, führen dann trotzdem 1:0, nur am Ende zu verlieren; in Karlsruhe gehen wir gegen einen Aufstiegskandidaten in Führung, haben das Spiel im Griff und fangen uns dann in der zweiten Halbzeit innerhalb von zwei Minuten zwei Gegentore. Da wirst du bekloppt, du denkst, was haben wir getan, um das zu verdienen?"

Viele Gegentreffer

Bezeichnend war, dass viele Gegentreffer zu dieser Zeit durch individuelle Fehler passierten, der Grad der Verunsicherung war enorm in der Mannschaft. Büskens gelang es dieses Mal nur schwer, einer verunsicherten Mannschaft wieder Leben einzuhauchen. Die Heimspiele gegen Düsseldorf und Darmstadt zeigen, dass mit dem Momentum zur rechten Zeit das Saisonfinish entspannter hätte ausfallen können. So blieben oft spielerische Armut gepaart mit Einsatz mit wenig Ertrag.
Büskens betont, wie sehr ihn der Abstieg geschmerzt hätte: „Ich hätte Probleme gehabt, dem ein oder anderen in die Augen zu schauen. Es ging um Jobs, auch in der Geschäftsstelle. So etwas willst du nicht mit beeinflusst haben.“

Die Folgen hallen nach

Die Folgen der Saison 2014/15 hallen bis heute nach. Kein einziges Mal schaffte es das Kleeblatt seitdem, eine Rolle im Aufstiegskampf zu spielen, die Abgänge nach der verpassten Relegation waren der eine Umbruch zu viel. Hinzu kam, dass die reichhaltige Quelle des Nachwuchsleistungszentrums langsam versiegte, kaum ein Spieler aus der U19 und der U23 schafften noch den Durchbruch. Jamie Leweling und David Raum sind nach langer Zeit die ersten, die sich nachhaltig festbeißen. Vielleicht ein erstes Indiz, dass das Kleeblatt in die Erfolgsspur zurückfindet.

Einen Bericht über das Spiel, in dem das Kleeblatt seinerzeit den direkten Abstieg verhinderte, lesen Sie hier.