Zengers Taktiktafel: So kann der FCN den KSC knacken

23.10.2020, 06:00 Uhr
Zengers Taktiktafel: So kann der FCN den KSC knacken

© Foto: Uli Deck/dpa

Die Grundordnung. . .

... hat Trainer Christian Eichner in den letzten Monaten für sich gefunden. In der Abwehr wird immer mit Viererkette operiert, im Angriff werden die Flügel konsequent besetzt und der zentrale Stürmer mit Flanken gefüttert. Die übrigen drei Spieler im Mittelfeld sollen dann das Zentrum dicht machen. Dabei wechselt die konkrete Ausprägung der Grundformation zwischen 4-2-3-1, 4-1-4-1 und 4-3-3, personell hat sich jedoch schon viel Konstanz entwickelt. Die Viererkette bestand bisher immer aus Thiede, Kobald, Bormuth und Ex-Cluberer Heise, das Mittelfeldzentrum bildeten Kapitän Gondorf, Fröde und Wanitzek, über die Außen kamen meist Kother und Djuricin, während nach beendetem Vertragsgeplänkel Ex-Fürther Philipp Hofmann wieder im Sturmzentrum steht.

Klarer Plan des KSC ist auch, jenen Hofmann, aber auch andere kopfballstarke Spieler wie Fröde, Wanitzek, bei Standards auch Bormuth und Kobald, per Flanken in Szene zu setzen. Die Idee im Aufbau ist es, über die Flügel zu gehen und dann in die Mitte zu flanken. Diese ist aber in allen Varianten der Grundformation gleich. So war der KSC im Vorjahr die Mannschaft mit den meisten Flanken pro Spiel (19) und ist es in dieser Saison nach vier Spielen mit fast 23 Hereingaben pro Partie erneut. Alle drei Tore in Sandhausen fielen auch nach Hereingaben aus dem Spiel oder per Ecke, nahezu alle guten Gelegenheiten in den Partien zuvor ebenfalls. Angesichts dieser Herangehensweise überrascht es nicht, dass Karlsruhe mit knapp 60 Kopfballduellen pro Spiel derzeit hinter Regensburg Rang zwei in dieser Wertung belegt.

Für die Flanken zuständig sind beim KSC aber in erster Linie nicht die äußeren Mittelfeldspieler, die bei den Flanken meist in den Halbräumen warten, sondern die Außenverteidiger – also Thiede und Heise – oder Marvin Wanitzek, der aus dem Zentrum nach außen driftet, um dann die Flanken zu schlagen. Philip Heise ist wenig überraschend nach vier Spielen auf die Einsatzzeit gerechnet der Zweitligaspieler mit den meisten Flanken.


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Die letzten Spiele. . .

. . . könnten bei rein statistischer Betrachtung den Verdacht nahelegen, dass der KSC seinen fußballerischen Ansatz hin zu mehr Ballbesitz bewegt hat. 52,7 Prozent Ballbesitz in den ersten vier Partien stellen einen deutlichen Sprung von den 44,1 Prozent aus dem Vorjahr dar. Auf den ersten Blick müsste man einschränken, dass der KSC ja bei allen drei Niederlagen in den ersten drei Spielen noch in der ersten Halbzeit in Rückstand geraten war und so dann mehr Spielkontrolle haben musste.

Doch ein Blick auf die Zahlen aufgeteilt nach Spielstand zeigt: Der KSC hatte in Rückstand sogar weniger Ballbesitz (53,8 Prozent) als bei einem Unentschieden (59,9 Prozent) und sogar gegen Sandhausen, wo Karlsruhe ab der zweiten Minute führte, hatte der KSC mehr Ballbesitz. Es scheint also tatsächlich im Wechsel zur neuen Saison die Erkenntnis gereift, dass man mit der reaktiven Spielweise der Vorsaison wieder in Abstiegsgefahr geraten dürfte. So hat sich auch der Pressingwert der Badener seit dem Vorjahr deutlich verändert. Der KSC presst jetzt deutlich aggressiver, versucht zu mehr Ballgewinnen in Tornähe zu kommen, was ihnen bislang auch gelingt.

Allerdings hat der KSC dennoch die ersten drei Spiele ohne eigenes Tor verloren, ehe es am letzten Spieltag den ersten Erfolg mit einem 3:0 gegen Sandhausen gab. Dabei war der KSC in den drei verlorenen Spielen mindestens ebenbürtig, erzielte aus 3,62 expected Goals keinen einzigen Treffer, kassierte aber aus 2,43 statistischen Gegentoren vier Treffer.

Die Schwächen. . .

. . . lagen dementsprechend in den ersten Spielen auch in der Chancenverwertung. Sechs nicht verwertete Großchancen und ein verschossener Elfmeter stehen bereits nach vier Spielen zu Buche. Auf Grund der geringen Anzahl an Spielen kann sich die Zahl noch einpendeln, wenn im Gegenzug wenig gefährliche Chancen verwertet werden. Selbst beim 3:0 gegen Sandhausen unterbot der KSC mit drei Treffern allerdings die expected Goals von 3,11.

Ein anderes Problem des KSC, das aber noch wenig Konsequenzen nach sich gezogen hat: Im eigenen Verteidigungsdrittel foult er verhältnismäßig oft. Fast drei Fouls pro Spiel begeht Karlsruhe in der Zone vor dem Tor, allein Philip Heise kommt bereits auf vier derartige Fouls, wurde schon zweimal für sie mit Gelb verwarnt. Hieraus könnte ein Team mit Standardstärke profitieren.

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