Zoos, Fitnessstudios und Bäder bald tabu?

Wenn Corona-Ampel auf Rot springt: Ungeimpften in Bayern drohen massive Einschränkungen

3.11.2021, 17:37 Uhr
Besonders Clubs werden für Ungeimpfte in Bayern künftig relativ schnell tabu. Entscheidend ist die Krankenhausampel. 

© imago images/Marco Stepniak Besonders Clubs werden für Ungeimpfte in Bayern künftig relativ schnell tabu. Entscheidend ist die Krankenhausampel. 

Für Markus Söder ist die Sache eindeutig. "Es ist eine Pandemie der Ungeimpften", wiederholte der CSU-Chef am Mittwoch nach einer Sondersitzung des Kabinetts einmal mehr. 90 Prozent der Menschen, die auf Intensivstationen liegen, haben keine Immunisierung, so Söder. "Die Schwerpunkte liegen dort, wo die Infektionszahlen hoch sind - und dort ist die Impfquote immer besonders niedrig." Es gebe ein Nord-Süd-Gefälle, auch innerhalb des Freistaats. Das erkläre auch die Corona-Hotspots, die derzeit vor allem in Nieder- und Oberbayern liegen.

Jetzt zieht Bayern die Corona-Zügel an, besonders für Ungeimpfte. Entscheidend bei neuen drastischen Maßnahmen ist ab kommenden Samstag die sogenannte Krankenhausampel. Sie springt auf Gelb, wenn innerhalb der letzten sieben Tage mehr als 1200 Covid-Patienten stationär behandelt oder wenn mehr als 450 intensivmedizinisch in einer Klinik versorgt werden müssen. Die Stufe rot gilt, wenn die Zahl der belegten Intensivbetten über 600 liegt. Neu ist die sogenannte Hotspot-Regel: Dann, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz den Wert von 300 überspringt und die Auslastung auf den Intensivstationen eines bestimmten Kreises über 80 Prozent liegt, springt die Ampel in eben jenem Gebiet auf Rot. Neben der bayernweiten Ampel gibt es also auch regionale Regelungen.

Konkret heißt das für Ungeimpfte:

... wenn die Krankenhausampel bayernweit auf Gelb steht: Eine FFP2-Maskenpflicht gilt für alle Menschen in den Bereichen, in denen vorher einfache medizinische Masken getragen werden mussten, also etwa im Nahverkehr oder im Einzelhandel. Dort, wo 3G galt, wird beim Überschreiten des Warnwertes 3Gplus nötig. Ungeimpfte müssen dann also einen aktuellen PCR-Test vorlegen. Das heißt, dass Ungeimpfte beispielsweise nur noch mit negativem PCR-Test ins Restaurant dürfen. Auch bei Veranstaltungen aller Art müssen sie sich mittels PCR testen lassen.

Noch schärfere Regeln gelten in Clubs, Discotheken, Bordellen und "vergleichbaren Freizeiteinrichtungen", teilt die Staatsregierung mit. Hier gilt dann, wenn die Krankenhausampel auf Gelb steht, verpflichtendes 2G. Ungeimpfte sind damit komplett ausgeschlossen.

... wenn die Krankenhausampel bayernweit oder in einem Hotspot auf Rot steht: Menschen, die keinen Schutz gegen das Coronavirus haben, müssen sich dann auf weitere Einschränkungen einstellen. Besonders drastische Regeln gelten für Veranstaltungen - aus 3G wird 2G, sie sind für Ungeimpfte also komplett tabu. Auf Nachfrage unserer Redaktion wird das Gesundheitsministerium konkreter, welche Einrichtungen wohl betroffen sein werden. Ein Sprecher erklärt, die Liste sei "unter Vorbehalt des endgültigen Textes", denn erst muss die Infektionsschutzmaßnahmenverordnung angepasst werden.

Fitnessstudios, Zoos und Freizeitbäder für Ungeimpfte tabu

Sollte es aber tatsächlich bei den Plänen der Staatsregierung bleiben, dürften Ungeimpfte keine Fitnessstudios und andere Sporteinrichtungen mehr besuchen. Auch zu "Theatern, Opern, Konzerthäusern, Bühnen, Kinos, Museen, Ausstellungen, Gedenkstätten, Objekten der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser" wäre der Zutritt verboten. Ebenso betroffen: Fahrschulen, Zoos, Bäder, Thermen, Saunen, Solarien, Seilbahnen und Ausflugsschiffe sowie Freizeitparks und Indoorspielplätze.

Ausgenommen von 2G sind lediglich Restaurants, Beherbergungsunternehmen wie Hotels und sogenannte körpernahe Dienstleistungen - also Friseure. "Dort muss es möglich sein, dass jemand, der nicht geimpft ist, diese Leistung in Anspruch nimmt", sagte Söder. Auch der Einzelhandel und der öffentliche Personennahverkehr bleiben für Ungeimpfte nutzbar.

In Hochschulen, Bibliotheken und Archiven brauchen Ungeimpfte weiterhin einen Schnelltest. Die Staatsregierung verweist hier auf die bislang geltenden 3G-Regeln.

Erstmals wird Bayern auch eine 3G-Pflicht am Arbeitsplatz einführen. Sie gilt, wenn die Krankenhausampel auf Rot steht, in Betrieben mit mehr als zehn Beschäftigten - und zwar immer dann, wenn Mitarbeiter Kontakt zu anderen Personen haben. Dabei ist es egal, ob es sich um Kunden oder Kollegen handelt. "Das gilt allerdings nicht für den Handel und den ÖPNV", schränkt die Staatsregierung ein. Beschäftigte müssen sich demnach zweimal pro Woche mit einem einfachen Schnellabstrich testen lassen.

Bayern will stärker kontrollieren

Ministerpräsident Markus Söder drängt darüber hinaus auch auf schärfere Kontrollen. Besonders dann, wenn die Krankenhausampel umspringe, solle es deutlich mehr Schwerpunkt- und Stichprobenuntersuchungen geben. Verstöße, warnt der Ministerpräsident, werden konsequent geahndet. "Auch wenn es nervt", sagte Söder, "Corona ist mit aller Macht zurück." Nicht nur Bayern stehe ein harter Winter bevor. "Die Situation gerade in den Krankenhäusern ist sehr besorgniserregend."