12 Euro pro Stunde

Fast 150.000 Menschen profitieren in Mittelfranken von höherem Mindestlohn

28.9.2022, 15:51 Uhr
Auf 12 Euro steigt der gesetzliche Mindestlohn am 1. Oktober.

© Fernando Gutierrez-Juarez, dpa Auf 12 Euro steigt der gesetzliche Mindestlohn am 1. Oktober.

Von der Erhöhung des Mindestlohns in Deutschland am 1. Oktober profitieren nach einer neuen Studie rechnerisch 6,64 Millionen Menschen in Deutschland. So viele Arbeitnehmer in Deutschland verdienen demnach derzeit weniger als 12 Euro brutto pro Stunde, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf auf Basis eigener Berechnungen mitteilt.

„In Mittelfranken kommt der höhere Mindestlohn 143.121 Beschäftigten zugute, die aktuell weniger als 12 Euro pro Stunde verdienen. Das sind im Mittelwert 16,4 Prozent aller Beschäftigten im Regierungsbezirk, die grundsätzlich Anspruch darauf haben", sagt Stephan Doll, Geschäftsführer der DGB Region Mittelfranken.

Den höchsten Anteil in Prozent der Beschäftigten mit Mindestlohnanspruch hat dabei die Stadt Fürth mit 21,3 Prozent. Die Stadt Erlangen hat mit 8,1 Prozent den geringsten. In Nürnberg profitieren laut DGB Mittelfranken absolut 62.255 Beschäftigte in Zukunft vom höheren Mindestlohn.

Bundesweit sind laut WSI unter denjenigen, die jetzt von der Erhöhung betroffen sind, 2,55 Millionen Vollzeitbeschäftigte. Der Studie zufolge erhält knapp jeder zehnte Vollzeitbeschäftigte weniger als 12 Euro pro Stunde. Unter Teilzeitbeschäftigten sind es 20,1 Prozent, unter Minijobbern sogar 80 Prozent.

Mehr Kontrollen nötig

Laut der Gewerkschaft helfe die neue Lohnuntergrenze vor allem Frauen und geringfügig Beschäftigten. Besonders in Branchen wie dem Gastgewerbe, bei Lieferdiensten und im Einzelhandel herrsche oft ein starker Konkurrenzdruck und Arbeitgeber betrieben Lohndumping.

Quer durch alle Branchen erhalten laut DGB jedoch nach wie vor viele den gesetzlichen Mindestlohn nicht. Nötig seien mehr Kontrollen. "Die Bundesregierung muss die zuständige Behörde Finanzkontrolle Schwarzarbeit personell deutlich stärken", forderte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell.

Mindestlohn reicht nicht zum Leben - Übergewinnsteuer gefordert

Zugleich mahnte er weitere finanzielle Entlastungen an, da der Mindestlohn die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel nicht abfedern könne. Höchste Zeit sei es für eine Energiepreispauschale und einen Energiepreisdeckel, wozu die "Übergewinne der großen Energie- und Mineralölkonzerne" abgeschöpft werden müssten.

Der DGB kündigte zur Mindestlohnerhöhung Info-Aktionen auf mehr als 230 Bahnhöfen und Marktplätzen im gesamten Bundesgebiet an. Die Auswertung betrachtet alle Beschäftigungsverhältnisse ohne Auszubildende, Praktikanten und Minderjährige.

Keine Kommentare