Arbeitslosenrückgang: Nürnberg ist Schlusslicht in Bayern

5.1.2019, 15:08 Uhr
Trotz der vergleichsweise niedrigen Arbeitslosenquote gibt es im Jobcenter am Richard-Wagner-Platz lange Schlangen.

Trotz der vergleichsweise niedrigen Arbeitslosenquote gibt es im Jobcenter am Richard-Wagner-Platz lange Schlangen.

Der Trend hält nun schon seit einigen Jahren an: Monat für Monat hat auch die Arbeitsagentur Nürnberg, die neben der Großstadt noch Schwabach und das Nürnberger Land betreut, bessere Zahlen als jeweils im Vergleich mit dem Vorjahr zu bieten, getrübt im wesentlichen nur durch diverse Saisoneffekte wie Winterpausen am Bau oder die Übergangsphasen zwischen Schulschluss und Ausbildungsbeginn.


Niedrigster Wert seit 38 Jahren: Arbeitslosenzahl sinkt weiter


So waren zum Jahreswechsel im Agenturbezirk 17.850 Frauen und Männer erwerbslos gemeldet, knapp fünf Prozent weniger als Ende Dezember 2017, davon knapp 15.000 in der Stadt Nürnberg. "Rückgänge waren und sind bei Jüngeren wie bei Älteren zu verzeichnen, auch bei Schwerbehinderten und am allerstärksten, nämlich mit fast 13 Prozent, bei Langzeitarbeitslosen", freut sich die Agenturvorsitzende Renata Häublein.

Schlusslicht im Freistaat

Geht ihr und ihren Mitarbeitern, wenn das so weiter geht, womöglich eines Tages selbst die Arbeit aus? So schnell ist das freilich nicht zu befürchten: Im Foyer und an den Empfangsschaltern der Agenturzentrale am Richard-Wagner-Platz bilden sich durchaus lange Warteschlangen. Und von Traumquoten wie den 1,6 oder 1,7 Prozent in Neumarkt, Neustadt/Aisch-Bad Windsheim oder Erlangen-Höchstadt ist die Frankenmetropole noch weit entfernt. Auch wenn sie mit seit Monaten stabilen 5,1 Prozent gar nicht so schlecht da steht, gehört sie im Verbund mit Hof, Weiden und Coburg doch weiter zu den vier Schlusslichtern im Freistaat, bei denen immer noch eine Fünf vor dem Komma steht.

Weil Arbeitskräfte zumindest in manchen Bereichen gesucht sind, gelingt es Klienten der Arbeitsagentur auch schneller als noch vor wenigen Jahren, eine neue Beschäftigung zu finden – im Durchschnitt nach gut 100 Tagen. Bei Jobcenter-Klienten liegt die sogenannte Verweildauer dagegen mehr als dreimal so hoch. Immerhin versprechen nun vor allem die zusätzlichen Beschäftigungsmöglichkeiten nach dem neuen Teilhabechancengesetz gerade in Nürnberg mit seinem vergleichsweise hohen Sockel an Langzeitarbeitslosigkeit eine weitere Entlastung. Und auch für Qualifizierungen, wie etwa mit dem Programm "WeGeBau", das auch schon für die verstärkte Integration von Geflüchteten genutzt wird, sei weiter genug Geld im Topf.

Zunehmende Kompromissbereitschaft

Offenkundig nicht ohne Erfolg umwirbt die Arbeitsagentur mögliche Arbeitgeber: Dass in allen Teilgruppen von Arbeitslosen Rückgänge zu verzeichnen sind, am stärksten bei den Langzeitarbeitslosen, sei nicht zuletzt einer "zunehmenden Kompromissbereitschaft" von Arbeitgebern zurückzuführen, meint Häublein. Genau in der noch intensiveren Beratung und der Abkehr von der "Massenvermittlung" sieht sie auch die Zukunft der Agenturen.

Dazu gehöre die Einbindung in den gesellschaftlichen Kontext: Vieles sei in Nürnberg dem insgesamt vorbildlichen Zusammenspiel der Akteure am Arbeitsmarkt zu verdanken, fasst die Leiterin ihre Eindrücke aus den ersten Monaten an der Spitze der Agentur zusammen: "Arbeit wird in unserer Stadt ganz bewusst als soziale Teilhabe begriffen. Das ist nicht überall selbstverständlich."

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