Neigetechnik und Wasserstoff-Antrieb

Beitrag zum Klimaschutz: Bayern soll neuartige Züge bekommen

Isabel Pogner

Online-Redaktion

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7.12.2022, 16:19 Uhr
Die neuen Neigezüge sollen mit Wasserstoff betrieben werden, ähnlich wie dieser Zug des Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV).

© Andreas Arnold, dpa Die neuen Neigezüge sollen mit Wasserstoff betrieben werden, ähnlich wie dieser Zug des Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV).

Wenn sich Züge in die Kurven legen, können sie schneller fahren. Nahverkehrszüge mit Neigetechnik wurden allerdings in Deutschland seit rund 20 Jahren nicht mehr gebaut. Der bislang letzte Typ dieser Art, die Baureihe 612, fährt seitdem durch Franken.

Barrierefrei ist dieser Triebzug nicht – und auch sonst in etlichen Punkten nicht auf dem modernsten Stand. Denn in den vergangenen Jahren mussten sich die Anbieter mangels neu entwickelter Neigetechnik-Züge entscheiden: Entweder kurze Fahrzeiten oder barrierefreies Einsteigen. Das soll sich in Zukunft ändern.

Am Montag gab das Bayerische Verkehrsministerium bekannt: Künftig sollen im Freistaat weiterhin Züge mit Neigetechnik fahren. Das hat der Ministerrat am Montag beschlossen. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) erklärt: "Mit einem neuen Wasserstoffneigetechnikfahrzeug leisten wir einen Beitrag zum Klimaschutz. Außerdem wird dieses Fahrzeug barrierefrei sein."

Nahverkehrszüge, die sich in die Kurven legen, gibt es seit den 90er Jahren in Bayern – allesamt mit Diesel betrieben. Produziert werden sie allerdings nicht mehr. Der letzte Vertreter dieser Art, die BR 612, soll ab 2030 im Freistaat nicht mehr zum Einsatz kommen. Dann laufen die alten Verträge nämlich aus.

Neigetechnik-Züge fahren derzeit etwa zwischen Nürnberg, Bayreuth, Schwandorf und Regensburg. Auf Elektrozüge umzustellen geht aber nicht, bis dahin werden die betroffenen Strecken nicht elektrifiziert sein, erklärt das Verkehrsministerium.

Dieselloks auf die Strecken zu setzen, sei sowieso keine Option, sagt Bernreiter. "Schon um fünf bis zehn Minuten längere Fahrzeiten würden vor allem im ländlichen Raum dazu führen, dass Fahrgäste ihre Anschlüsse nicht mehr erreichen."

Entwicklung von Wasserstoffzügen mit Neigetechnik geplant

Deshalb muss jetzt etwas Neues her. Und in dem Fall heißt die Lösung: Wasserstoff. Züge mit diesem Antrieb sind bereits auf dem Markt - allerdings noch ohne Neigetechnik. Der französische Zughersteller Alstom will das ändern und einen Wasserstoff-Triebwagen mit Neigetechnik entwickeln.

Bernreiter nennt das eine "Weltneuheit". Und: "mit drei verschiedenen Antrieben gleichzeitig extrem flexibel einsetzbar: ausschließlich mit Wasserstoff, bei teilweiser Elektrifizierung mit Batteriestrom oder vollständig mit Strom aus der Oberleitung." Zwar seien die neuen Züge sehr teuer, dem Verkehrsministerium sei es das aber wert, "schließlich leisten wir damit auch einen Beitrag zum Klimaschutz."