Chef der Wirtschaftsweisen: Zweiter Lockdown wäre Katastrophe

23.8.2020, 09:58 Uhr
Lars Feld ist Vorsitzender der "Wirtschaftsweisen", des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

© Patrick Seeger, dpa Lars Feld ist Vorsitzender der "Wirtschaftsweisen", des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt. In der kommenden Woche beraten zunächst die Spitzen der schwarz-roten Koalition sowie dann Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder das weitere Vorgehen. Dabei dürfte es um die Verlängerung von Hilfsprogrammen sowie einheitlichere Corona-Regeln gehen. Die Wirtschaftsleistung in Deutschland war im zweiten Quartal eingebrochen.

"Ein zweiter Lockdown würde die Erholungsphase der Wirtschaft unterbrechen", sagte Feld. "Derzeit sind wir wie vom Sachverständigenrat prognostiziert in einer V-Phase. Ein zweiter Lockdown würde dazu führen, dass eine ganze Reihe von Unternehmen, die in der jetzigen Erholungsphase noch überlebt haben, in die Insolvenz gehen müssen."


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Die Politik habe aus der ersten Lockdown-Phase sehr viel gelernt, sagte Feld. "Wir haben gelernt, welche Maßnahmen erforderlich sind und dass es nicht notwendig ist, das ganze Land herunterzufahren, sondern dass man dezentral isoliert und Menschen in die Quarantäne schickt. Deswegen ist ein zweiter Lockdown auch weniger wahrscheinlich."

Feld ist Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Universität Freiburg und Direktor des Walter Eucken Instituts. Seit März 2020 ist er Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, dem er seit März 2011 angehört. Der Sachverständigenrat berät die Politik. Die Experten werden umgangssprachlich auch als "Wirtschaftsweise" bezeichnet.

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