Corona-Krise: Sticht Gold nun die Aktie?

22.3.2020, 16:38 Uhr
Gold gilt vielen Anlegern als sicherer Hafen. Oft steigt sein Wert, wenn die Kurse an den Börsen fallen. Doch auch das Edelmetall birgt Risiken.

© Alexander Heinl/dpa Gold gilt vielen Anlegern als sicherer Hafen. Oft steigt sein Wert, wenn die Kurse an den Börsen fallen. Doch auch das Edelmetall birgt Risiken.

Es ist noch nicht so lange her: Am 19. Februar hatte der deutsche Leitindex seinen bislang höchsten Stand erreicht. Von den damals 13.789 Punkten ist der Dax heute weit entfernt. Das Coronavirus hat die Kurse einbrechen lassen. Was können Sparer und Anleger tun? Aktien und Aktienfonds verkaufen, bevor es an den Börsen noch weiter nach unten geht, stattdessen lieber Gold in den Tresor legen und die Anlagestrategie ändern - hin zu mehr Sicherheit? Oder - ganz im Gegenteil - die niedrigen Kurse zum Kaufen nutzen?

Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. Denn: "Wie es an den Börsen weitergeht, weiß niemand", betont Karin Baur, Finanzexpertin der Berliner Stiftung Warentest. Immerhin hat sich der Dax am Freitag nach seinen dramatischen Verlusten stabilisiert und ist mit einem Plus aus dem letzten Handelstag der Woche gegangen. Aber ob es in der neuen Woche doch wieder bergab geht und noch schlimmer kommt als zuletzt, das sei offen, sagt auch Baur.

Aber wer jetzt verkauft in der Absicht, zu einem späteren Zeitpunkt bei einem noch niedrigeren Kurs wieder einzusteigen, geht Risiken ein. Gerade Privatanleger kehren oft viel zu spät an die Börse zurück und verpassen dann den Kursanstieg. Selbst für Profis sei das sogenannte Market-Timing eine harte Nuss, so Baur. Beim Versuch, den richtigen Zeitpunkt zum Ein- oder Ausstieg bei Aktien zu finden, lägen auch diese oft daneben.

Mehr Anteile fürs gleiche Geld

Was also empfiehlt die Stiftung Warentest? Gerade Anlegern, die mit einem Sparplan regelmäßig und langfristig Geld in Aktienfonds stecken, rät Baur zur Gelassenheit. Denn in diesem Fall kaufen Sparer ihre Fondsanteile aktuell zu günstigen Preisen. Konkret: Wer monatlich zum Beispiel 50 Euro spart, bekommt dafür nun einen größeren Anteil am Investmentfonds. Und wenn die Kurse wieder anziehen, dann werden die Sparer von dem Plus profitieren.


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Dass die Aktienkurse irgendwann wieder steigen, daran hat auch Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, keine Zweifel: "Mit absoluter Regelmäßigkeit kommt es an der Börse zu Crashs", ebenso regelmäßig gefolgt von Phasen anziehender Kurse. Wie lange es dauert, Verluste auszugleichen, variiere allerdings. Dazu habe es auch schon mal 15 Jahre gebraucht.

Grundsätzlich empfiehlt Nauhauser, breit gestreut und mit kostengünstigen Produkten Aktien zu kaufen. Im Auge hat er dabei ETFs (Exchange Traded Fonds), und zwar vor allem jene, die weltweit in Unternehmen investieren. Gerade der aktuelle Einbruch habe gezeigt, dass die Verluste bei den weltweiten Fonds nicht so stark waren wie im Dax. Infrage kommen zum Beispiel ETFs, die sich auf den Index MSCI World beziehen oder auf den MSCI All Country World Index, der auch Schwellenländer berücksichtigt.

Wie viele Aktien oder Aktienfonds aber sollte ein Sparer generell besitzen? Das kommt letztlich auf die persönliche Risikobereitschaft und die Lebenssituation an. Als grobe Richtlinie für eine Anlagestrategie gibt Nauhauser aus: Zehn Prozent Gold, zehn bis 20 Prozent offene Immobilienfonds. Der Rest kann sich dann - je nach Neigung - auf Aktien einerseits und Tages- oder Festgeld als sichere Anlage andererseits aufteilen.

Gold bringt keinen Zins

Was ist bei Gold zu beachten? Das Edelmetall gilt bei vielen als sicherer Hafen - auch deswegen, weil sein Preis oft steigt, wenn die Börsenkurse fallen. Diese Regel gilt jedoch nicht immer. Gerade zuletzt ist der Goldpreis immer wieder auch gefallen, warnt Expertin Baur. Dazu kommt: Gold wirft keine regelmäßigen Erträge wie Zinsen oder Dividenden ab. Gewinn lässt sich also ausschließlich über steigende Preise erzielen. Und wer die Idee von Gold als Zahlungsmittel in Notfällen verfolgt, der braucht kleine Stückelungen. Die aber sind teurer als größere Einheiten, so Baur.

Und offene Immobilienfonds? Die versprechen eine - im Vergleich zu Aktienfonds - niedrige, aber relativ konstante Rendite, sagt Baur. Probleme wie nach der Finanzkrise, als Immobilienfonds in Liquiditätsschwierigkeiten gerieten, seien aus dem Weg geräumt. Denn mittlerweile gelten für sie Haltefristen. Verbraucherschützer Nauhauser empfiehlt, sein Geld nach Möglichkeit auf mehrere Immobilienfonds zu verteilen, und schickt den Hinweis nach: Auch Immobilienpreise werden irgendwann wieder fallen.

Orientierung mit dem Pantoffel-Portfolio

Eine Orientierung für Anleger hat auch die Stiftung Warentest parat: 2013 haben die Berliner Verbraucherschützer das sogenannte Pantoffel-Portfolio entwickelt. Das Portfolio gibt es in drei Varianten: In der defensiven Form liegt der Aktienanteil bei 25 Prozent, in der ausgewogenen bei 50, und in der offensiven bei 75 Prozent. Den Rest legen die Sparer jeweils in Tages- und Festgeld an: Festgeld, weil es dort noch Zinsen gibt (www.test.de/Zinsen) und Tagesgeld, um flüssig zu bleiben, wie Karin Baur erklärt. Krisen sollten die Portfolio-Besitzer dazu nutzen, um zu überprüfen, ob die ursprünglich angestrebte Gewichtung noch passt. Wenn die Aktien also wie gerade an Wert verlieren und dadurch ihr prozentualer Anteil im Portfolio sinkt, dann sollten sie nachgekauft werden, lautet der Rat.


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Und wie sieht es mit Lebensversicherungen aus? Ist der Klassiker der privaten Altersvorsorge in Deutschland von den Turbulenzen betroffen? Das kommt darauf an, um welche Variante es geht. Bei der klassischen Form mit einem Garantiezins "besteht kurzfristig kein Anlass zur Sorge", sagt Nauhauser. Fondspolicen dagegen sind bei ihrer Entwicklung stärker am Aktienmarkt orientiert. Zusätzlich zu den ohnehin hohen Kosten bei Lebensversicherungen schlügen nun die Marktrisiken durch, sagt Nauhauser.


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