Französischer Konzern will Mehrheit an Puma abgeben

11.1.2018, 21:25 Uhr
Rund 70 Prozent der Puma-Beteiligung will Kering an seine Aktionäre weiter reichen.

© dpa Rund 70 Prozent der Puma-Beteiligung will Kering an seine Aktionäre weiter reichen.

Die Gerüchte hielten sich hartnäckig, kamen in regelmäßigen Abständen an die Oberfläche, umso häufiger, je besser sich die Aktie entwickelt hatte. Doch die Spekulationen wurden stets als nicht aktuell zurückgewiesen. Jetzt aber ist es soweit: Der französische Luxusgüterkonzern Kering gibt einen großen Teil seiner Puma-Aktien ab. Das teilten die Franzosen gestern Abend nach Börsenschluss mit.

Das bedeutet, dass der bislang geringe Anteil an Puma-Aktien in Streubesitz schlagartig in die Höhe schnellt — sofern die Hauptversammlung dem Deal im kommenden Frühjahr zustimmt. Bisher hielt Kering 86 Prozent an der Puma SE.

Nun haben die Franzosen entschieden, rund 70 Prozent der Puma-Beteiligung an die Kering-Aktionäre weiter zureichen und als Sachdividende an sie auszuschütten. Kering selbst würde damit am Ende nur rund 16 Prozent an Puma behalten und sich damit auf den gewinnstarken Luxussektor konzentrieren. Damit wäre der Sportartikelhersteller mit Sitz in Herzogenaurach künftig zu 55 Prozent im Streubesitz.

Artémis, größter Anteilseigner und Familien-Holding von Kering, würde mit einem Anteil von etwa 29 Prozent ein langfristiger strategischer Aktionär von Puma bleiben, hieß es. Über eine Trennung Pumas von Kering war schon häufiger spekuliert worden. "Die geplante Ausschüttung der Puma-Aktien an unsere Aktionäre wäre ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des Konzerns", erklärte Kering-Chef François Henri Pinault. "Kering könnte sich voll und ganz dem Wachstum seiner Luxushäuser widmen, deren anhaltender Attraktivität, die auf kreativer Kühnheit und Innovationskraft basiert."

Das sagt derselbe François Henri Pinault, der 2007 in Herzogenaurach vor die Medien getreten war, um den Einstieg beim Unternehmen im Zeichen der Raubkatze vor den Medien zu zelebrieren. Neben ihm stand der damalige Puma-Chef Jochen Zeitz. Beide hatten sich zur Feier des Tages offenbar abgesprochen im Outfit: weißes Hemd mit offenem Kragen, bloß keine Krawatte.

Zu jenem Zeitpunkt vor gut zehn Jahren hegte Pinault noch den Plan, in seinem Konzern — einst PPR — den Sektor Sportlifestyle mit der Top-Marke Puma kräftig auszubauen. Daraus wurde aber nichts. Und auch von weiteren Segmenten, darunter dem französischen Buchhändler FNAC, einer Möbelkette und anderen, trennte sich Pinault. Denn den üppigsten Gewinn machte er mit Luxusmarken wie Gucci. Was dazu nicht passte, stieß er ab. Jetzt also auch Puma. Doch die Trennung wird nicht abrupt geschehen, sondern abgestuft.

Die vergangenen Jahre allerdings hatte Kering die neue Puma-Strategie des Vorstandschefs Björn Gulden noch unterstützt. Der Norweger hatte 2013 die Regie übernommen und Puma wieder auf mehr Sport und weniger Lifestyle getrimmt. Auch bei den Investitionen zum Ausbau des Puma-Hauptsitzes Herzogenaurach zeigten sich die Franzosen generös.

Attraktiver für Investoren

Puma begrüßte die Entscheidung. Kering und Artémis würden starke Partner bleiben. Die Transaktion habe keinen Einfluss auf die aktuelle Strategie, so Puma. Insgesamt gewinne das Unternehmen an Attraktivität für Investoren, da der Mehrheitsaktionär wegfällt.

Puma-Aktien verloren am Abend zeitweise über vier Prozent. Die Papiere hatten aber in den zurückliegenden zwölf Monaten kräftig zugelegt, nämlich um beachtliche 44 Prozent. Puma beschäftigt weltweit rund 13 000 Mitarbeiter, 1110 davon am Headquarter Herzogenaurach.

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