Firmen wollen Kosten weitergeben

Ifo: Erhöhung des Mindestlohns lässt die Preise steigen

9.9.2022, 11:00 Uhr
Sechs Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern steht ab 1. Oktober ein erhöhter Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde zur Verfügung.

© Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Zentralbild/dpa Sechs Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern steht ab 1. Oktober ein erhöhter Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde zur Verfügung.

Die erneute Erhöhung des Mindestlohns in Deutschland zum 1. Oktober dürfte nach Einschätzung des Ifo-Instituts "die ohnehin schon große Inflation weiter antreiben". Fast ein Drittel der 6900 befragten Firmen beschäftige einen Teil der Mitarbeiter für weniger als zwölf Euro pro Stunde, und 58 Prozent eben dieser Firmen planten als Reaktion, ihre Preise hochzusetzen, teilen die Konjunkturforscher mit.

Der Mindestlohn war in Deutschland zuletzt im Juli von 9,82 auf 10,45 Euro je Stunde gestiegen und wird nun gesetzlich zum 1. Oktober auf zwölf Euro erhöht. Davon profitieren mehr als sechs Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Viele rechnen mit Gewinneinbruch

Bei den betroffenen Unternehmen sind laut Ifo-Institut "Preiserhöhungen die am häufigsten genannte Folge". Die Hälfte der betroffenen Betriebe rechnet mit weniger Gewinn, ein Viertel mit weniger Nachfrage.

Jeweils 18 Prozent erwägen, im Gegenzug die Arbeitszeit der Beschäftigten zu verringern oder Sonderzahlungen zu kürzen. Nur 13 Prozent der betroffenen Unternehmen planten, deshalb Stellen abzubauen, sagte Ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link.

Branchenabhängig große Unterschiede

Im Durchschnitt über alle Unternehmen bekommen ab Oktober gut sechs Prozent der Beschäftigten einen höheren Mindestlohn. Je nach Region und Branche gibt es laut Ifo große Unterschiede. In Westdeutschland beschäftigen 29 Prozent der befragten Firmen einen Teil ihrer Mitarbeiter zu weniger als zwölf Euro pro Stunde, in Ostdeutschland 40 Prozent.

In der Gastronomie sind 78 Prozent der befragten Firmen betroffen, in der Zeitarbeit 64 Prozent, im Einzelhandel 58 Prozent, in der Textilindustrie 72 Prozent und in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie 61 Prozent. Im Maschinenbau und in der Chemieindustrie dagegen spielt der Mindestlohn kaum eine Rolle. Das Bauhauptgewerbe zahlt einen Branchenmindestlohn von 12,85 Euro pro Stunde.

2 Kommentare