Mittelfrankens Metall- und Elektroindustrie kämpft

15.1.2021, 06:23 Uhr
Besonders schlecht unter den heimischen Metall- und Elektrobetrieben geht es in der Pandemie den Gießereien. Aber auch viele Automobilzulieferer kämpfen.  

© Jens Büttner, NZ Besonders schlecht unter den heimischen Metall- und Elektrobetrieben geht es in der Pandemie den Gießereien. Aber auch viele Automobilzulieferer kämpfen.  

64 Prozent der mittelfränkischen Metall- und Elektro-Unternehmen setzten aktuell auf Kurzarbeit. In diesen ist wiederum mehr als jeder zweite Beschäftigte (54 Prozent) von Kurzarbeit betroffen. Dieser Wert sei mit Abstand der höchste über alle bayerischen Regionen und Branchen, hieß es bei der Präsentation der Ergebnisse der jüngsten Umfrage der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände Bayme VBM.

"Mittelfranken ist immer gerne Spitze. Bei der Kurzarbeit wären wir es lieber nicht", konstatierte Susanne Gerhart-Deissenberger, Vorstandsmitglied der Bayme VBM-Region Nürnberg-Fürth-Erlangen. Der Höchststand resultiere aus der angespannten Kostensituation vieler Unternehmen, insbesondere in der für die Region wichtigen Autozulieferer-, der Luftfahrt- und Luftfahrzeugteile-Industrie.

Kaum Gewinn

Susanne Gerhart-Deissenberger ist Vorstandsmitglied der Bayme VBM-Region Nürnberg-Fürth-Erlangen und Geschäftsführerin der Thermo Fisher Scientific Messtechnik GmbH.

Susanne Gerhart-Deissenberger ist Vorstandsmitglied der Bayme VBM-Region Nürnberg-Fürth-Erlangen und Geschäftsführerin der Thermo Fisher Scientific Messtechnik GmbH. © glasow

Die angespannte Situation spiegle sich in einer oft sehr kritischen Ertragslage: So gab mehr als jeder zehnte befragte Betrieb (10,5 Prozent) an, eine Nettoumsatz-Rendite von unter zwei Prozent fürs vergangene Jahr zu erwarten. Fast 37 Prozent der Befragten rechnen mit Verlusten, weitere fünf Prozent mit einer schwarzen Null 2020.

"Das hat mich erstaunt", resümierte Gerhart-Deissenberger, die selbst die Thermo Fisher Scientific Messtechnik GmbH in Erlangen mit derzeit 285 Mitarbeitern führt, die zum gleichnamigen weltgrößten Laborausstatter Thermo Fisher Scientific gehört. Und anders als so mancher befragte Betrieb dämpft die Unternehmensvertreterin auch die Erwartungen fürs laufende Jahr: "Ich glaube, dass wir noch lange an den Folgen der Pandemie und den Kosten zu knabbern haben werden."

"Kein Spielraum"

An die Gewerkschaften richtet sie deshalb einen klaren Appell in den laufenden Tarifverhandlungen: "Es gibt keinen Verteilungsspielraum - nicht nur wegen der Rezession, sondern wegen der Wettbewerbsfähigkeit. Wir entscheiden jetzt über die Zukunft des Industriestandorts Mittelfranken." Fürs laufende Jahr rechnen die bayerischen Metall und Elektro-Arbeitgeberverbände mit dem Abbau von weiteren 3000 Stellen allein in Mittelfranken, bei zuletzt 125.000 Beschäftigten der Branche in der Region. 2020 seien hier bereits 5000 Arbeitsplätze abgebaut worden.


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Ein paar Lichtblicke gab es dann doch: So gehe es der mittelfränkischen Nahrungsmittelindustrie und den damit verflochtenen Betrieben überdurchschnittlich gut, sagte Gerhart-Deissenberger. Die Ausfuhren nach China, dem Ursprungsland der Pandemie, legten zuletzt drei Monate in Folge wieder leicht zu. Und nicht zu vergessen: die begonnenen Impfungen. Nichtsdestotrotz glaubt Gerhart-Deissenberg: "Es wird ein ganz langer Weg zurück zur Normalität."

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