Bayerns Arbeitgeber lassen die IG Metall abblitzen

7.12.2020, 19:29 Uhr
 Es knirscht gewaltig im Getriebe: Die Folgen der Coronakrise werden in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie nach Einschätzung der Arbeitgeber erst 2022 überwunden sein. Daher weisen sie die Forderungen der IG Metall nach vier Prozent mehr Entgelt brüsk zurück. 

© Inga Kjer, dpa  Es knirscht gewaltig im Getriebe: Die Folgen der Coronakrise werden in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie nach Einschätzung der Arbeitgeber erst 2022 überwunden sein. Daher weisen sie die Forderungen der IG Metall nach vier Prozent mehr Entgelt brüsk zurück. 

Das wird ein hartes Ringen: Mit Blick auf die am 17. Dezember beginnenden Tarifverhandlungen betonen die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie die Bedrohungen für die Branche in Bayern. Die Forderungen der IG Metall sind „aus der Zeit gefallen“, sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands vbm. Er geht offenbar mit einem Null-Angebot in die Verhandlungen: Es darf jetzt nicht zu einer Kostensteigerung bei den Unternehmen kommen, lautet sein Mantra bei der Pressekonferenz in München.


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Die Gewerkschaft fordert vier Prozent mehr Entgelt zur Steigerung der Einkommen und zur Finanzierung von Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung. Zudem soll es Modelle zur Arbeitszeitabsenkung mit Teilentgeltausgleich geben. Johann Horn, Bezirksleiter der IG Metall, verweist auf die Opfer der Arbeitnehmer im Corona-Jahr: Es gab 2020 keine Lohnerhöhung und zugleich viel Kurzarbeit.

Schwerste Krise seit der Nachkriegszeit

Unter dem Motto der vbm-Tarifkampagne „Realistisch sein“ zählt Brossardt auf, warum die Gewerkschaft bescheidener auftreten sollte: „Wir werden noch lange mit dem Virus leben und wirtschaften müssen.“ Hinzu kämen internationale Belastungen der exportorientierten Industrie: Die wachsende Gefahr eines weitgehend ungeregelten Brexit, Handelskonflikte mit China und der Kurs der USA, die mit dem neuen Präsidenten zwar milder im Tonfall werden, aber in der Sache weiterhin „America first“ vertreten dürften.

Hinzu kommt der strukturelle Wandel durch die Digitalisierung und den Weg zur Klimaneutralität. Die Automobil- und Zulieferindustrie sei das „Zugpferd unserer gesamten Industrie“, die nun „in der schwersten Krise seit der Nachkriegszeit steckt“. 80 Prozent der Unternehmen verzeichnen derzeit Umsatzrückgänge, im Schnitt um knapp 17 Prozent.

Jeden Monat gehen 3000 Arbeitsplätze verloren

Das Vorkrisenniveau werden die Unternehmen Brossardt zufolge wohl frühestens 2022 erreichen. Trotz einer leichten Erholung der konjunkturellen Lage seit dem Einbruch im Frühling lag die bayerische Metall- und Elektro-Produktion im September noch um zwölf Prozent unter dem Vorjahresniveau. „Wir verlieren Monat für Monat mehr als 3000 Arbeitsplätze“, bringt Brossardt den Ernst der Lage auf den Punkt.

Ein stärkerer Rückgang konnte nur durch die Kurzarbeit verhindert werden, in der sich derzeit knapp jeder vierte Beschäftigte befindet. Brossardt lobt das Modell der Kurzarbeit – und kritisiert die Gewerkschaftsforderung nach vier Prozent Entgeltsteigerung umso heftiger: „Die staatliche Förderung würde für Lohnsteigerungen verwendet werden. Und das in einer Hochlohnbranche.“


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Horn hält dem einen flexiblen Ansatz entgegen: „Wo es gut läuft, kann das Volumen von vier Prozent für höhere Entgelte, wo es schlecht läuft für einen Teillohnausgleich bei der vorübergehenden Absenkung der Arbeitszeit eingesetzt werden.“

Brossardt zieht jedoch ein eindeutiges Fazit: Angesichts der Krise und der nötigen Sicherung von Unternehmen gebe es 2021 keinen Verteilungsspielraum. Dennoch sei er zuversichtlich, dass es vor der am 28. Februar endenden Friedenspflicht eine Vereinbarung geben werde. Wie das angesichts vollkommen gegensätzlicher Standpunkte gelingen soll, lässt er im Dunkeln.

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