Zulieferer ZF will bis zu 15.000 Stellen streichen

29.5.2020, 22:01 Uhr
Während in Friedrichshafen die Produktion von Getrieben für Lastwagen (im Bild) wieder angefahren wurde, herrscht andernorts beim Automobilzulieferer ZF noch Kurzarbeit. Jetzt macht das Schreckgespenst vom Abbau von zirka 7 500 Stellen allein in Deutschland die Runde.

© Felix Kästle/dpa Während in Friedrichshafen die Produktion von Getrieben für Lastwagen (im Bild) wieder angefahren wurde, herrscht andernorts beim Automobilzulieferer ZF noch Kurzarbeit. Jetzt macht das Schreckgespenst vom Abbau von zirka 7 500 Stellen allein in Deutschland die Runde.

Der Automobilzulieferer ZF will bis zu 15 000 Stellen weltweit streichen, die Hälfte davon in Deutschland. „Aus heutiger Sicht müssen wir bis 2025 weltweit unsere Kapazitäten anpassen und 12 000 bis 15 000 Arbeitsplätze abbauen“, heißt es in einem Mitarbeiterbrief.

Die Konzernführung begründet die Pläne für den Personalabbau mit den Umsatzeinbrüchen in Folge der Coronakrise. Michael Lautenschlager, Leiter der ZF Pressestelle, bestätigt diese Pläne. „Unser Ziel ist jetzt, mit den Arbeitnehmervertretern und der Gewerkschaft in konkrete Verhandlungen zu treten und zu guten Lösungen für das Gesamtunternehmen und die Mitarbeiter zu kommen“, erklärt er.

Es gehe zunächst um ein Gesamtkonzept für den Konzern. „Zu einzelnen Standorten können wir uns deshalb aktuell nicht äußern“, ergänzt Lautenschlager. ZF hat unter anderem ein Werk in Nürnberg mit 900 Mitarbeiterin, in Auerbach (Landkreis Amberg-Sulzbach) mit rund 1100 Mitarbeitern und in Bayreuth mit rund 200 Beschäftigten.

Betriebsrats zeigt sich überrascht

Der Vorsitzende des Betriebsrats bei ZF, Achim Dietrich, und auch der Sprecher der IG-Metall Bayern, Timo Günther, zeigten sich „genauso wie die Belegschaft“ überrascht. Der Gesamtbetriebsrat und auch die IG-Metall seien erst am Mittwoch über die Pläne informiert worden. „Wir setzen weiter auf Kurzarbeit und kämpfen um jeden Beschäftigten“, sagt Dietrich.

„Wir werden alles tun, um die Stellen zu erhalten. Vielleicht bekommen wir es noch ohne Abbau hin“, ist Helene Sommer, Büroleiterin bei der IG-Metall in Friedrichshafen noch optimistisch. Auch ihr sind keine konkreten Pläne bekannt. „Ich glaube nicht, dass schon klar ist, welche Werke und Geschäftsbereiche es trifft“, sagt sie. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es schnell gehen wird“, ergänzt Sommer. In dem Gespräch mit dem Betriebsrat habe der Vorstand von einem Umsatzeinbruch von 25 Prozent über das Gesamtjahr gesprochen. „Das sind acht Milliarden Euro“, erklärt Dietrich. Die Geschäfte in den ersten drei Monaten 2020 seien gut gelaufen, der April sei „grottenschlecht gewesen“.

ZF wird 2020 "hohe finanzielle Verluste machen"

„Als Folge des Nachfragestopps auf Kundenseite wird unser Unternehmen 2020 hohe finanzielle Verluste machen“, heißt es in dem Schreiben an die Belegschaft. Alle bisherigen Maßnahmen reichten bei Weitem nicht aus, denn die Krise werde länger dauern. „Kurzfristig wird das Unternehmen zusätzliche Beiträge aus dem Kreis der Mitarbeiter brauchen, um das Jahr 2020 zu bewältigen.“ Die Detailplanung werde in den nächsten Wochen erarbeitet und mit der Arbeitnehmervertretung verhandelt.

Bis spätestens August, so heißt es in Unternehmenskreisen, sollen die konkreten Pläne beschlossen werden. Zu Jahresbeginn beschäftigte ZF konzernweit knapp 148 000 Menschen, knapp 51 000 davon im Inland. Bereits 2019 gingen die Erlöse des Autozulieferers von 36,9 Milliarden auf 36,5 Milliarden Euro zurück.

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