"Der Wein und der Wind": Familiendrama ohne Schmalz

10.8.2017, 12:13 Uhr
Das Winzerdasein erfordert Mut. Das muss auch der Protagonist des Films erfahren.

© Telavision Das Winzerdasein erfordert Mut. Das muss auch der Protagonist des Films erfahren.

Kopfschmerzen sind vor allem dann angesagt, wenn die Weinberge, zu denen der verlorene Sohn Jean (Pio Marmai) aus Australien ans Sterbebett seines Vaters zurückkehrt, in den hochwertigen Lagen Burgunds zu liegen scheinen. Jeans Schwester Juliette (Ana Girardot) und Bruder Jérémie (Francois Civil) freuen sich zwar, ihren Ältesten nach fünf Jahren Funkstille wiederzusehen, doch sie sind auch wütend auf ihn.

Die jungen Leute fühlten sich allein gelassen, überfordert und verstehen nicht, warum Jean vor fünf Jahren nicht zum Begräbnis seiner Mutter gekommen ist. Familiäre Missverständnisse, die Cédric Klapisch zu dramatischen Knoten schnürt, ohne die Schmalztube zu bemühen.

Verstaubte Flaschen

Die Probleme, die ihm für sein hervorragend besetztes Personal auf dem Winzerhof einfallen, reichen vollauf: Schwester Juliette, offenbar das begabteste Wein-Genie der drei, hat noch zu wenig Selbstvertrauen, Jean hat Freundin, seinen kleinen Sohn und einen verschuldeten Weinberg in Australien zurückgelassen, und alle drei wissen sie nicht, wie sie die horrende Erbschaftssteuer aufbringen sollen, ohne zu verkaufen.

Eingebunden sind diese familiären Verzwicktheiten in ein ganzes Jahr der Arbeit in den Weinbergen, hinter der die privaten Probleme wie selbstverständlich zurückzutreten. Eine Arbeit, mit der sie das wahre Erbe ihres Vaters und Großvaters antreten. Und gelegentlich aus verstaubten Flaschen zum Vergleich verkosten, um dem Opa dann nach ein paar Schlückchen etwas mehr Wagemut und Romantik zu attestieren als dem Papa.

Denn Winzersein erfordert Mut in vielerlei Hinsicht, und den kriegen die drei in ihrem ersten selbstständigen Arbeitsjahr zuhause. Klapitsch lässt sich allerdings sehr viel Zeit für das fällige Happy End, so als hätte er sich etwas verknallt in die Familie und ihren Blick auf die Weinberge. (F/113 Min.) 

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