Peter Loos hat Botschaft Christi auf neuen Wegen verkündet

3.3.2017, 17:47 Uhr
Peter Loos hat  Botschaft Christi auf neuen Wegen verkündet

© Foto: privat

  Die letzten Tage seiner Amtszeit erlebt Pfarrer Peter Loos in einer fast schon apokalyptischen Umgebung. Die Kiefern im großen Garten des bereits entwidmeten Dietrich-Bonhoeffer-Hauses, der zugleich auch die paradiesische Oase des dahinter gelegenen Pfarrhauses war, sind gerodet, Wurzelstöcke zu Haufen aufgetürmt, die große Spielwiese gleicht einer Schlammwüste. "Das stimmt einen schon wehmütig", sagt Loos.

Nach ihm die Sintflut an der Schopperstraße: Wenn er Ende März mit seiner Frau Elfriede das Haus, das 1984 für das Ehepaar und seine beiden kleinen Söhne gebaut wurde, endgültig verlassen hat, rücken die Abrissbagger an: Gemeindehaus, Jugendheim und das Pfarrhaus werden platt gemacht. "Das möchte ich nicht mitansehen", meint der 65-Jährige. Erst wenn hier die neue Wohnanlage steht, will er wieder vorbei kommen.

So weit das weinende Auge; andererseits ist Loos aber auch froh über bald ruhigere Zeiten: "Es waren herrliche Zeiten, die wir hier in Neumarkt erlebt haben. Aber die letzten Monate waren schon eine große psychische Belastung", bekennt der Pfarrer zwischen Bücherstapeln und Umzugskisten. Der plötzliche Rücktritt von Dekan Norbert Dennerlein, inmitten des Umzugs ins neue evangelische Zentrum an die Kapuzinerstraße, habe allen Beteiligten viel Kraft gekostet: "Das hätte nicht noch sein müssen. Aber zum Glück sind wir ein gutes Team, das sich immer gegenseitig unterstützt hat."

Ein Blick zurück in den November des Jahres 1979: Noch keine 30 Jahre alt ist Peter Loos, als er, noch Vikar in der damaligen Grenzstadt Hof, sich für die zweite Pfarrstelle der evangelischen Kirchengemeinde Neumarkt bewirbt. "Damals gab es hier außer Dekan Kahle und mir keinen weiteren Pfarrer." Neumarkt war ihm zu diesem Zeitpunkt gar nicht mal unbekannt. Loos stammt aus dem 1300- Seelen-Ort Schönberg bei Lauf, aus einer Zimmermannsfamilie mit kleiner Landwirtschaft. Als Neunjähriger bestaunte er in Neumarkt den Festzug anlässlich des 800-jährigen Stadtjubiläums. "Außerdem war ich während des Studiums mehrmals in der Rübezahlklause auf dem Dillberg."

Anfang der 80er Jahre wird Loos zum Pfarrer ordiniert. Als "begnadeten Prediger" rühmt ihn Kirchenvorstand Bernhard Hammerbacher in der aktuellen Ausgabe des Gemeindebriefs, als einen, der die christliche Botschaft "in prägnanter Form auf den Alltag der Menschen zu übertragen" weiß. Eine Frage des Talents, meint der Gerühmte: "Entweder man kann es oder man kann es nicht."

Gottesdienst auf 2400 Metern

Auch geht er immer wieder gern neue Wege, bringt das Wort Gottes überall dorthin, wo die Menschen Gemeinschaft suchen. Wo die ganze Atmosphäre zum Innehalten, zur Besinnung auffordert: zum Beispiel bei der Waldweihnacht in Ottosau oder auf dem Wolfstein, wo die Wolfsteinfreunde alljährlich einen Gottesdienst feiern. Es geht aber noch höher hinaus: Der Gottesdienst auf der Olperer Hütte des Alpenvereins in den Zillertaler Alpen sei für ihn immer ein Erlebnis gewesen, sagt Loos, oft auch ein Abenteuer, besonders wenn es mitten im Sommer plötzlich schneit. "Aber es war immer schön."

Die evangelische Osternacht um 6 Uhr im Bonhoeffer-Haus ist auch seine Idee. "Die gab es zuvor nur in Sulzkirchen, da aber schon um fünf." Auch neuen Formaten wie Rundfunkpredigten oder die Telekirche im Regional-TV verschließt er sich nicht.

Ein großer Einschnitt ist der plötzliche Tod von Dekan Hans-Gerch Philippi im Jahr 1997: Für die kommenden eineinhalb Jahre übernimmt Peter Loos die Aufgabe eines Dekans. Und das wird nicht das letzte Mal sein. Seit jener Zeit, bis heute, obliegt ihm die Pfarramtsführung in Neumarkt: "Das bedeutete mehr Verantwortung und mehr Schreibtisch." Stark eingespannt ist der Geistliche somit auch bei ganz weltlichen Dingen wie dem Umbau des Pfarramts in der Seelstraße und jüngst bei dessen Verlagerung ins Kapuzinerkloster.

Wichtig ist ihm immer auch die Kirchenmusik. Loos, der lange selbst im Posaunenchor mitspielt, erinnert sich noch gerne an die fruchtbare Zusammenarbeit mit Diakon Ernst Damm, an die Beschaffung der neuen Eule-Orgel als Ersatz für deren klappernden Vorgänger.

Auch die Jugendarbeit kommt bei Loos, der im Lauf der Jahre schätzungsweise 900 junge Neumarkter konfirmiert, nicht zu kurz. Hier habe sich viel geändert: "Wöchentliche Gruppe wie früher unsere Teestube haben heute kaum mehr Zugkraft."

Ökumene klappt "spitze"

Dafür sei es mit der Ökumene, das Zusammenspiel mit den katholischen Brüdern, in den letzten drei Jahrzehnten steil nach oben gegangen: "Das begann schon in den 80ern mit Johann Limbacher, damals Pfarrer der Hofkirche." Unter dem evangelischen Dekan Wolfgang Bub (1998-2008) bekommt das Verhältnis zu Stadtpfarrer Norbert Winner und Dekan Richard Distler einen weiteren Schub, man trifft sich regelmäßig zum Stadtpfarrer-Essen. "Die Ökumene ist in Neumarkt einfach spitze", freut sich Loos.

Der Pfarrsenior hat den Beginn seines Ruhestands um drei Monate hinausgeschoben, bis die neue Dekanin Christiane Murner im März ihr Amt in Neumarkt antritt. Dann ziehen Elfriede und Peter Loos ins renovierte Elternhaus am Schönberger Marktplatz, das ihnen schon seit jeher als "Fluchtburg" dient. Die drei Enkelkinder wohnen ganz in der Nähe, und aushilfsweise wird der Ruhestandspfarrer auch weiterhin Gottesdienste leiten.

In Stadt und Land Neumarkt wird man die beiden ebenfalls noch antreffen: bei Dekanatskirchentagen – auch diese hat Loos einst eingeführt – und Dekanatsempfängen, bei den Feierlichkeiten rund ums Reformationsjubiläum, bei Konzerten. "Schönberg ist ja nur 30 Kilometer entfernt, gleich hinterm Moritzberg", sagt Peter Loos. "Da muss ich nicht einmal den Arzt wechseln."

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