Acht Übergangsklassen in Schwabach und im Landkreis Roth

19.9.2015, 08:07 Uhr
Acht Übergangsklassen in Schwabach und im Landkreis Roth

© Archiv-Foto: Matejka

Es gibt derzeit je zwei Grundschul-Klassen an der Schwabacher Christian-Maar-Schule (CMS) und der Rother Grundschule Kupferplatte, je zwei Mittelschul-Klassen an der Schwabacher Johannes-Kern- und der Rednitzhembacher Schule (eine davon sogar als gebundene Ganztagesklasse) als Übergangsklassen.

Neue Ü-Klassen wahrscheinlich

Weil der Zustrom an Flüchtlingen nicht abebbt, geht Ingrid Dröse, die Leiterin des Schulamts, davon aus, dass im Laufe des Jahres noch die eine oder andere Klasse dazukommen wird. Dröse: „Die nötigen Lehrer stünden bereit.“

Die Frage ist weniger, ob es zusätzlich Übergangsklassen gibt, sondern eher wann und wo. Weil die Kapazitäten in Schwabach weitgehend ausgeschöpft sind, geht der Blick in Richtung Landkreis Roth. „Es wird eine Schule sein, die Platz hat und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar ist.

Schwer einzuschätzen

Zuletzt war Hilpoltstein als Standort neuer Ü-Klassen im Gespräch. Doch dort sind zuletzt einige mögliche Übergangs-Klassen-Schüler weggebrochen. Einige wurden mit ihren Familien abgeschoben, ein Mädchen – auch das gibt es – wechselt in eine Übergangsklasse auf einem Nürnberger Gymnasium. „Es ist sehr schwer, die Entwicklung einzuschätzen“, sagt Karlheinz Pfahler vom Schulamt. Es gebe keine Kontinuität, jeden Tag seien die Zahlen an den einzelnen Schulen anders. „Aber wir haben einen Plan im Kopf und sind gut vorbereitet.“

Auch Rainer Thiede, der Rektor der Schwabacher Johannes-Kern-Schule, findet, dass die Situation weniger hektisch ist als in den Jahren zuvor. „Das Ministerium hat die Probleme erkannt, die Regierung stellt genügend Personal bereit“, findet der Schulleiter. So könne man schnell und flexibel auf neue Situationen reagieren und nachsteuern.

Erfahrung seit 20 Jahren

„Ü-Klasse“ ist kein neuer Begriff. An der Kern-Schule gibt es solche Klassen seit mehr als zwei Jahrzehnten. Zunächst haben sie Kinder von Russland-Deutschen besucht, später, während des Balkan-Krieges, die Kinder aus dem zerfallenden Jugoslawien.

Inzwischen ist die Klientel deutlich internationaler: „20 Schüler aus 16 Ländern in einer Klasse“, sagt Rainer Thiede. Das sei für die Lehrkräfte eine Herausforderung, für die Kinder und Jugendlichen aber auch eine große Chance. In einer Klasse mit zehn Türken und zehn Italienern würden sich zwei Cliquen bilden, intern würde dann weiter türkisch und italienisch gesprochen. „Doch wenn ich so viele Nationalitäten in einem Raum habe, dann ist die Deutsche Sprache der kleinste gemeinsame Nenner“, erklärt Thiede. „Nur wenn jeder Deutsch spricht und versteht, klappt die Kommunikation.“

Motiviert und ehrgeizig

Mit den Schülerinnen und Schülern aus den Ü-Klassen machen Thiede und seine Pädagogen überwiegend gute Erfahrungen. „Im Schnitt sind sie motivierter und ehrgeiziger als unsere Schüler in den Regelklassen“, findet der Schulleiter.

Die Regelklasse muss allerdings das Ziel aller Schülerinnen und Schüler sein, die in ihrer neuen Heimat in einer Ü-Klasse starten. Spätestens nach zwei Jahren müssen sie so gut Deutsch sprechen, dass sie wechseln können. Bei Kindern im Grundschulalter klappt das in aller Regel spielend, Ältere tun sich meist etwas schwerer.

Die Ü-Klassen, findet Rainer Thiede, „das sind derzeit unsere ehrenvollsten Aufgaben“. Die Schulen könnten in Sachen schneller Integration hier vorbildliches leisten.

Die Welle kommt später

Wenn an der Nördlinger Straße in Schwabach das neue Erstaufnahmelager (eine weitere Außenstelle von Zirndorf) öffnet, wird sich das auf den Betrieb in den Schwabacher Schulen (noch) nicht unmittelbar auswirken. Denn solange Flüchtlinge in den Erstaufnahmeeinrichtungen sind, hat ihr Asylverfahren noch nicht richtig begonnen. So lange können deren Kinder auch nicht zur Schule gehen. Ehrenamtliche organisieren hier erste Sprachkurse.

Doch sobald das Verfahren erst einmal läuft und die Flüchtlinge auf reguläre Unterkünfte verteilt werden, sind die Kinder schulpflichtig. Die derzeitige Welle wird an den Schulen also erst mit einigen Monaten Verspätung zukommen. Und: Rainer Thiede glaubt nicht, dass diese Welle so schnell wieder abebbt. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass das eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe bleiben wird.“

Vorbildlich

Frank Klingenberg, der Schwabacher Schulreferent, sieht das ähnlich. Doch so lange so vorbildlich gearbeitet wird wie an den heimischen Schulen, ist ihm nicht bange. Dass die Kern-Schule seit dem Vorjahr das Siegel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ trägt, komme nicht von ungefähr. „Das wird hier täglich gelebt.“

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