Kunsthistorikerin Dr. Christine Demele stellte Alfred Kohler vor

12.1.2016, 12:11 Uhr
Kunsthistorikerin Dr. Christine Demele stellte Alfred Kohler vor

© F.: stt

Anlässlich des 100. Geburtstags des Schwabacher Malers Alfred Kohler finden nicht nur Ausstellungen im Stadtmuseum und in der Bürgerhausgalerie statt. Die Kunsthistorikerin Dr. Christine Demele hat im Auftrag des Kulturamts auch über Kohler geforscht.

Demeles Ergebnisse sind in einer Publikation des Schwabacher Geschichts- und Heimatvereins zusammengefasst. „Natürlich im Bilde“ heißt die Sondernummer der „Schwabacher Geschichtsblätter“, erhältlich an der Museums-Kasse.

Christine Demele bescheinigte Kohler als einem der letzten Vertreter der Klassischen Moderne in der Tradition der Künstlervereinigung „Blauer Reiter“ und „Brücke“ große Bedeutung als Maler, der tausende von Werken hinterlassen habe. „Sein schwieriger Charakter scheint eine erfolgreiche Vermarktung seiner Bilder mitunter vereitelt zu haben“, stellte die Kunsthistorikerin fest.

Maler, Schriftsteller und Komponist

In Schwabach hat er außerdem zwei große Skraffitis, eine bestimmte Form der Wandmalerei, an Häusern in der Wallenrodstraße gefertigt. Ein weiteres in der Friedrich-Linkh-Straße ist nicht erhalten. Daneben betätigte sich Kohler auch als Schriftsteller und Komponist.

Während keines seiner Musikstücke erhalten ist, existiert im Nürnberger Stadtarchiv eine ganze Akte mit dichterischen Erzeugnissen Kohlers. In Nürnberg stellte er außerdem regelmäßig aus und fand ab 1979 schließlich auch einen Galeristen als Mäzen, der ihm vertraglich den Kauf seiner Werke zusicherte. Dies ermöglichte es Kohler 1980, mit seiner Familie wieder nach Schwabach zu ziehen. Er starb am 28. Dezember 1984 und wurde auf dem Friedhof in Unterreichenbach beigesetzt. In Schwabach bot er seine Werke offenbar häufig persönlich an. Sie sind noch heute in einigen Rechtsanwaltskanzleien zu finden, so Demele.

Kohler war in Schwabach nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst kein großer wirtschaftlicher Erfolg beschieden. „Er lebte ein typisches Künstlerleben voller Entbehrungen und oft an der Existenzgrenze“, so Demele. Gewisse Zeit bezog er auch staatliche Unterstützung von der Stadt Schwabach. Die Akten darüber konnte Christine Demele aufgrund eines Widerspruchs aus dem Verwandtenkreis allerdings nicht einsehen.

1975 in Paris

In den 1960er Jahren lebte Kohler in Fürth, wo es ihm laut Demele finanziell recht gut ging. Kurze Phasen arbeitete er als Kunsterzieher an Schulen. In den 1970er Jahren musste er aber ein sehr unstetes Leben führen. Er wohnte in Pyrbaum, Reichelsdorf und in Rednitzhembach. Das Jahr 1975 verbrachte er überwiegend in Paris und verkaufte dort Landschaftsbilder.

Ein wichtiges Ergebnis der Forschungen zu Kohler ist seine offenbar kritische Haltung dem Nazi-Regime gegenüber. Denn er war zwischen 1933 und 1945 nicht Mitglied der Reichskulturkammer. „Das war faktisch ein Berufsverbot, denn er bekam keine Malmaterialien“, so Demele.

Die Nationalsozialisten ordneten seine Bilder bald der entarteten Kunst zu. 1938 kehrte er vom Studium an der Münchener Akademie nach Schwabach zurück. Von 1938 bis 1945 wurde er mit einem Verkaufsverbot belegt. 1941 zerstörte ein Luftangriff auf Schwabach sein Atelier. 1949 bewarb er sich bei der Stadt Schwabach für die Ausmalung des Goldenen Saals, wurde aber abgelehnt. Offenbar unter für ihn zweifelhaften Umständen. Denn er beschwerte sich in einem Brief an den OB über das angeblich „undemokratische Verfahren“.

Besatzer förderten Verfolgte

1947 wurden seine Werke bei der Ausstellung „Kunst mit neuen Augen“ in der fränkischen Galerie in Nürnberg neben Werken von Barlach, Beckmann, Heckel, Hofer, Marcks und Nolde gezeigt. Im selben Jahr erhielt Kohler eine Förderung als im NS-Deutschland verfolgter Künstler durch die US-Besatzungsarmee.

In den 1950er Jahren fertigte er Glasbilder für Fenster im Meistersinger-Konservatorium und im neuen Flügel des Nürnberger Rathauses sowie ein großformatiges Ölgemälde mit einer Stadtansicht für das Nürnberger Planetarium. Seine Werke wurden unter anderem von der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, der Städtischen Galerie in München, dem Pariser Louvre und dem New Yorker „Museum of Modern Art“ gekauft.

„Familientreffen“

Kohler war zwei Mal verheiratet. Mit seiner ersten Frau hatte er vier Kinder. Sie lebt mit 104 Jahren in Nürnberg. Aus der zweiten Ehe gingen zwei Töchter hervor, von denen allerdings nur eine das Kindesalter überstand. Sie und ihr Halbbruder Emanuel waren mit zwei der Enkelinnen Kohlers beim Vortrag im Stadtmuseum zu Gast.

Kohler schuf überwiegend Aquarelle. Sein Schwerpunkt lag auf Landschaften, Blumen, Stillleben und Porträts. In der Städtischen Galerie im Bürgerhaus beginnt am Freitag, 15. Januar, eine Ausstellung mit Werken Alfred Kohlers. „Meisterhafte Blumenaquarelle“ lautet ihr Titel. Vernissage ist um 19 Uhr.

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