Erinnerungen an den Schwabacher Maler Alfred Kohler

4.12.2015, 08:27 Uhr
Erinnerungen an den Schwabacher Maler Alfred Kohler

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Die Stadt Schwabach und der Geschichts- und Heimatverein (GHV) erinnern an den Maler Alfred Kohler: Am 20. Dezember beginnt im Stadtmuseum eine große Kohler-Ausstellung. Der Künstlerbund folgt ab 15. Januar mit einer Sonderausstellung seiner für ihn so typischen Blumen-Aquarelle in der Galerie Bürgerhaus.

Erinnerungen an den Schwabacher Maler Alfred Kohler

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Für 5,80 Euro am GHV-Stand

Und bereits zum Schwabacher Weihnachtsmarkt hat der Geschichts- und Heimatverein in Zusammenarbeit mit der Stadt eine Sondernummer seiner „Schwabacher Geschichtsblätter“ herausgegeben. Sie ist zum Preis von acht Euro am GHV-Stand erhältlich.

Unter dem Titel „Natürlich im Bilde!“ hat die Schwabacher Kunsthistorikerin Dr. Christine Demele die erste wissenschaftliche Darstellung von Kohlers Leben (1916 –1984) und Werk erarbeitet. Wichtige Hinweise erhielt sie dabei auch vom Schwabacher Heimatforscher Friedrich Seyferth. Bei ihren umfangreichen Recherchen ist sie auch auf neue Erkenntnisse gestoßen.

Erinnerungen an den Schwabacher Maler Alfred Kohler

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Beispielsweise hat sie Gedichte Alfred Kohlers aus der Nachkriegszeit entdeckt. Und sogar ein Meldeblatt für die polizeiliche Registrierung vom 26. Juli 1946. Darin gibt Kohler als Beruf „Schriftsteller und Maler“ an. „Wohlgemerkt in dieser Reihenfolge“, sagt Christine Demele etwas verwundert. Denn zumindest in Kunstkreisen bekannt ist Kohler nicht als Lyriker, sondern als expressionistischer Maler geworden. „Denn als Maler war er klar besser“, betont Demele.

Kohler war sogar so gut, dass ihn manche in einem Atemzug mit Größen wie Emil Nolde nennen, an dessen Malerei Kohlers Werke viele erinnern. Schwabachs Kulturamtsleiterin Sandra Hoffmann-Rivero, ebenfalls Kunsthistorikerin, hält das allerdings für übertrieben: „Alfred Kohler war sicher eine Kategorie unter Nolde. Aber dennoch war er sehr gut. Wer sich in Schwabach über Künstler Gedanken macht, der kommt an Alfred Kohler nicht vorbei.“

Doch nicht im Louvre

Deshalb hatte Sandra Hoffmann-Rivero schon in den neunziger Jahren im stadtgeschichtlichen Band „Wohlstand, Widerstand und Wandel“ Kohler ausdrücklich gewürdigt. Und jetzt zum 100. Geburtstag hält sie es als Kulturamtsleiterin „geradezu für eine Verpflichtung“, nochmals an Alfred Kohler zu erinnern.

Deshalb hat die Stadt Christine Demele mit dieser Arbeit beauftragt. Die hat zunächst etwas herausgefunden, was manchen Kohler-Fan zunächst etwas enttäuschen könnte. „Im Internet wird gerne kolportiert, dass Kohler-Werke sich sogar im Louvre in Paris oder im Guggenheim in New York befinden. Wir haben dort nachgefragt: Die Museen haben das verneint. Ebenfalls heißt es, dass er ein Schüler Noldes gewesen sei. Das war er nachweislich nicht.“

„Meister des Aquarells“

Ihre Hochachtung vor Alfred Kohler schmälert das in keiner Weise: „Er war zweifellos eine Meister der Aquarelle.“ Demele schätzt, dass er mehrere tausend gemalt hat. „Sein Hauptmotiv waren Blumen und Landschaften. Er hat aber zum Beispiel auch abstrakt gemalt.“

120 seiner Werke werden im Stadtmuseum zu sehen sein. „28 haben wir im Museum selbst, die anderen haben wir von Privatsammlern und anderen Museen und Archiven erhalten“, erläutert Ulrike Kummer. Auch sie ist Kunsthistorikerin und stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums.

In der Fachwelt wurde Kohlers Talent durchaus gesehen. „Er hat es immerhin geschafft, dass ihn in den fünfziger Jahren der bekannte Münchner Galerist Günther Franke vertreten hat“, erklärt Christine Demele. „Und der hat sonst so namhafte Leute wie Barlach, Kokoschka, Marc und eben Nolde ausgestellt.“

„Oft an der Existenzgrenze“

Der ganz große Durchbruch aber blieb Kohler verwehrt. Was auch damit zusammenhängen mag, dass das Niveau seiner Bilder „doch sehr unterschiedlich war“. Den Grund dafür wiederum vermutet Christine Demele in Kohlers äußerst schwierigen finanziellen Lage. Um Einnahmen zu erzielen, habe er offenbar sehr viel, sehr schnell und unter hohem Druck gemalt.

Alfred Kohler war jemand, der seinen eigenen Weg ging“, beschreibt ihn Sandra Hoffmann-Rivero. Nach nur acht Schuljahren verließ er 1931 das Pro-Gymnasium, das damalige Adam-Kraft-Gymnasium, vorzeitig und ohne Abschluss. Dafür war Kohler ein Autodidakt mit vielseitigem Interesse, betont Demele: „Er konnte Latein und wohl auch Griechisch, las zeitlebens viel, interessierte sich für die unterschiedlichsten Wissensgebiete, wovon auch seine große Bibliothek zeugte. An der Kunstakademie in München besuchte er wohl auch Vorlesungen verschiedener Fachbereiche an der Uni. Insbesondere mythologisch und literarisch war Kohler sehr bewandert, wovon seine Bilder und Gedichte zeugen.“

Eine Berufsausbildung aber hat er nie absolviert. „Er konnte sich gar nicht vorstellen, einen anderen Beruf als Künstler auszuüben.“ Mit allen damit verbundenen Risiken.

So sieht ihn auch Christine Demele: „Alfred Kohler lebte ein typisches Künstlerleben voller Entbehrungen und oft an der Existenzgrenze. Sein schwieriger Charakter scheint eine erfolgreiche Vermarktung seiner Bilder mitunter vereitelt zu haben.“

Zumindest in den fünfziger Jahren habe er vor allem in Nürnberg aber einen Absatzmarkt gefunden. In Schwabach dürfte es viele Kohler-Bilder in Privathaushalten geben. In der Stadt zu sehen ist noch ein „Sgraffito“, eine Stuckdekoration, in der Wallenrodstraße 9a und 9b.

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In Schwabach kaum beachtet

Insgesamt aber nahm die Stadt von ihm erstaunlich wenig Notiz. Einen Antrag auf Unterstützung lehnte der Stadtrat 1949 ab. Auch erhoffte Aufträge bei der Umgestaltung des Rathauses erhielt er nicht. Später gab es nur eine einzige Ausstellung mit Kohler-Bildern in Schwabach.

Dennoch blieb er seiner Heimatstadt ein Leben lang verbunden. Obwohl er zwischenzeitlich unter anderem am Walchensee, in München, Fürth und ein Jahr sogar in Paris lebte, kehrte er immer wieder nach Schwabach zurück, wo er 1984 nach schwerer Krankheit verstarb. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof in Unterreichenbach. Die Erinnerung an ihn wird nun neu belebt.

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