Der rätselhafte Fall Gsell: Eine Chronologie

2.7.2019, 10:45 Uhr
Am Abend des 5. Januars 2003 brechen zwei maskierte Rumänen in das Haus des damals 76-jährigen Promi-Arzts Franz Gsell ein. Seine Ehefrau Tatjana Gsell hielt sich zum Zeitpunkt der Straftat mit einem Liebhaber aus Düsseldorf in Spanien auf.
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Am Abend des 5. Januars 2003 brechen zwei maskierte Rumänen in das Haus des damals 76-jährigen Promi-Arzts Franz Gsell ein. Seine Ehefrau Tatjana Gsell hielt sich zum Zeitpunkt der Straftat mit einem Liebhaber aus Düsseldorf in Spanien auf. © Stefan Hippel

Über die Balkontür sollen sich die beiden maskierten Männer mithilfe einer Skulptur Zugang verschafft haben. Außerdem hatten sie eine Axt bei sich, die nach der Tat auf einer Pressekonferenz gezeigt wurde. Nachdem der Arzt die Kriminellen mit seinem Geldangebot nicht zufriedenstellen konnte, schlugen, fesselten und knebelten sie den 76-Jährigen.
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Über die Balkontür sollen sich die beiden maskierten Männer mithilfe einer Skulptur Zugang verschafft haben. Außerdem hatten sie eine Axt bei sich, die nach der Tat auf einer Pressekonferenz gezeigt wurde. Nachdem der Arzt die Kriminellen mit seinem Geldangebot nicht zufriedenstellen konnte, schlugen, fesselten und knebelten sie den 76-Jährigen. © Archivfoto: Hagen Gerullis

Zwei Wochen nach der Tat kehrte Tatjana Gsell nach Nürnberg zurück und fand ihren Ehegatten im Krankenhaus schwer verletzt mit Prellungen, Rippenbrüchen, einer Lendenwirbelfraktur und einer Lungenquetschung vor. Am 26. März 2003 starb Franz Gsell an multiplem Organversagen.
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Zwei Wochen nach der Tat kehrte Tatjana Gsell nach Nürnberg zurück und fand ihren Ehegatten im Krankenhaus schwer verletzt mit Prellungen, Rippenbrüchen, einer Lendenwirbelfraktur und einer Lungenquetschung vor. Am 26. März 2003 starb Franz Gsell an multiplem Organversagen.

Zum damaligen Zeitpunkt verdächtigten die Ermittler Tatjana Gsell, den Raubüberfall auf ihren Ehegatten in Auftrag gegeben zu haben. Die Beamten gingen davon aus, dass der Überfall auf den Chirurgen mit einem versuchten Versicherungsbetrug in Zusammenhang stand. Eine Autoschieberbande sollte demnach ein Mercedes SL 500 der Gsells ins Ausland bringen, um die Versicherungssumme zu kassieren. Der Coup lief aus dem Ruder. Die Polizei nahm die Frau einen Monat nach dem Tod von Franz Gsell fest. Vom 24. April bis 17. Oktober 2003 saß Tatjana Gsell in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft warf ihr gemeinschaftliche Nötigung, Körperverletzung mit Todesfolge und versuchten Versicherungsbetrug vor.
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Zum damaligen Zeitpunkt verdächtigten die Ermittler Tatjana Gsell, den Raubüberfall auf ihren Ehegatten in Auftrag gegeben zu haben. Die Beamten gingen davon aus, dass der Überfall auf den Chirurgen mit einem versuchten Versicherungsbetrug in Zusammenhang stand. Eine Autoschieberbande sollte demnach ein Mercedes SL 500 der Gsells ins Ausland bringen, um die Versicherungssumme zu kassieren. Der Coup lief aus dem Ruder. Die Polizei nahm die Frau einen Monat nach dem Tod von Franz Gsell fest. Vom 24. April bis 17. Oktober 2003 saß Tatjana Gsell in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft warf ihr gemeinschaftliche Nötigung, Körperverletzung mit Todesfolge und versuchten Versicherungsbetrug vor. © Stefan Hippel

Im Juli 2004 wurde Tatjana Gsell für schuldig befunden, den Diebstahl an ihrem Mercedes inszeniert zu haben. Eine Beteiligung an dem Raubüberfall konnte aber weder ihr noch den Autoschiebern nachgewiesen werden. Sie wurde wegen Vortäuschens einer Straftat und versuchten Versicherungsbetrugs zu einer Freiheitsstrafe von 16 Monaten auf Bewährung und 30.000 Euro Geldstrafe verurteilt. 2005 erhielten die Autoschieber Gefängnisstrafen wegen versuchten gewerbsmäßigen Betrugs und Anstiftung zum Versicherungsbetrug. Die zwei Einbrecher entkamen an diesem Winterabend, dass sie an jener Nacht in der Villa waren, ahnte damals kein Ermittler. Wie es aber tatsächlich zu den zahlreichen Verletzungen von Franz Gsell kam, an deren Folgen der Arzt später erlag, blieb weiterhin ungeklärt.
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Im Juli 2004 wurde Tatjana Gsell für schuldig befunden, den Diebstahl an ihrem Mercedes inszeniert zu haben. Eine Beteiligung an dem Raubüberfall konnte aber weder ihr noch den Autoschiebern nachgewiesen werden. Sie wurde wegen Vortäuschens einer Straftat und versuchten Versicherungsbetrugs zu einer Freiheitsstrafe von 16 Monaten auf Bewährung und 30.000 Euro Geldstrafe verurteilt. 2005 erhielten die Autoschieber Gefängnisstrafen wegen versuchten gewerbsmäßigen Betrugs und Anstiftung zum Versicherungsbetrug. Die zwei Einbrecher entkamen an diesem Winterabend, dass sie an jener Nacht in der Villa waren, ahnte damals kein Ermittler. Wie es aber tatsächlich zu den zahlreichen Verletzungen von Franz Gsell kam, an deren Folgen der Arzt später erlag, blieb weiterhin ungeklärt. © Hippel

Danach war es bis zum Jahr 2010 still im Fall Gsell, bis die Polizei auf eine neue Spur kam. Anhand einer DNA-Speichelprobe an einem Tatort in Dänemark fiel den Ermittlern auf, dass diese mit einer Spur auf einer Mütze im Gsell-Fall übereinstimmte. Es war die DNA einer der beiden Rumänen, die Franz Gsell überfallen hatten. Die Beamten fanden noch am Tag des Vorfalls die zwei Mützen der entflohenen Einbrecher im Gebüsch.
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Danach war es bis zum Jahr 2010 still im Fall Gsell, bis die Polizei auf eine neue Spur kam. Anhand einer DNA-Speichelprobe an einem Tatort in Dänemark fiel den Ermittlern auf, dass diese mit einer Spur auf einer Mütze im Gsell-Fall übereinstimmte. Es war die DNA einer der beiden Rumänen, die Franz Gsell überfallen hatten. Die Beamten fanden noch am Tag des Vorfalls die zwei Mützen der entflohenen Einbrecher im Gebüsch. © Horst Linke

Danach meldete sich ein älterer, schwer kranker Mann, der die Ermittler auf die Spur des zweiten Mannes brachte. Er gab an, dass er die Verdächtigen sowie weitere Männer Anfang 2003 nach Nürnberg gefahren hatte. Ein Teil seiner Mitfahrer sei eine Zeit lang verschwunden gewesen und dann mit einem Koffer zurückgekehrt. Sie hätten sich auf der Heimfahrt in seinem Campingmobil über den Überfall auf einen "Dr. Silikon" unterhalten.
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Danach meldete sich ein älterer, schwer kranker Mann, der die Ermittler auf die Spur des zweiten Mannes brachte. Er gab an, dass er die Verdächtigen sowie weitere Männer Anfang 2003 nach Nürnberg gefahren hatte. Ein Teil seiner Mitfahrer sei eine Zeit lang verschwunden gewesen und dann mit einem Koffer zurückgekehrt. Sie hätten sich auf der Heimfahrt in seinem Campingmobil über den Überfall auf einen "Dr. Silikon" unterhalten. © Horst Linke

Nach der Zeugenaussage des Mannes hielten die Ermittler es nun für möglich, dass zwei Taten unabhängig voneinander am selben Tag stattfanden: Die versuchte Autoschieberei und der Überfall auf Franz Gsell. Einer der Verdächtigen wurde in Rumänien festgenommen, der zweite in Frankreich. 2011 saßen sie dann in Untersuchungshaft in Nürnberg.
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Nach der Zeugenaussage des Mannes hielten die Ermittler es nun für möglich, dass zwei Taten unabhängig voneinander am selben Tag stattfanden: Die versuchte Autoschieberei und der Überfall auf Franz Gsell. Einer der Verdächtigen wurde in Rumänien festgenommen, der zweite in Frankreich. 2011 saßen sie dann in Untersuchungshaft in Nürnberg. © dapd

Im Februar 2012 mussten die Gsell-Einbrecher auf Beschluss des Oberlandesgerichts freigelassen werden. Sie tauchten in Rumänien unter. Im Anschluss scheiterten mehrere Versuche, die beiden vor Gericht zu stellen. Im Oktober 2014 mussten die beiden Einbrecher vor dem Schwurgericht Nürnberg Platz nehmen. Denn einer der beiden Männer wurde in Frankreich bei einer anderen Straftat geschnappt und hinter Gitter gebracht. Im Sommer wurde er an die Bundesrepublik Deutschland ausgeliefert. Sein mutmaßlicher Komplize erschien freiwillig.
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Im Februar 2012 mussten die Gsell-Einbrecher auf Beschluss des Oberlandesgerichts freigelassen werden. Sie tauchten in Rumänien unter. Im Anschluss scheiterten mehrere Versuche, die beiden vor Gericht zu stellen. Im Oktober 2014 mussten die beiden Einbrecher vor dem Schwurgericht Nürnberg Platz nehmen. Denn einer der beiden Männer wurde in Frankreich bei einer anderen Straftat geschnappt und hinter Gitter gebracht. Im Sommer wurde er an die Bundesrepublik Deutschland ausgeliefert. Sein mutmaßlicher Komplize erschien freiwillig. © Horst Linke

Im September 2014 wurde der Prozess um den Tod des Nürnberger Schönheitschirurgen neu aufgerollt. Anfangs schwiegen die beiden Hauptverdächtigen noch. Eindeutig geklärt war bisher, dass die Männer, heute 38 und 45 Jahre alt, maskiert und mit einem Beil bewaffnet in die Villa des prominenten Arztes eindrangen, das Opfer schlugen, knebelten, fesselten und mit Diebesgut entkamen.
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Im September 2014 wurde der Prozess um den Tod des Nürnberger Schönheitschirurgen neu aufgerollt. Anfangs schwiegen die beiden Hauptverdächtigen noch. Eindeutig geklärt war bisher, dass die Männer, heute 38 und 45 Jahre alt, maskiert und mit einem Beil bewaffnet in die Villa des prominenten Arztes eindrangen, das Opfer schlugen, knebelten, fesselten und mit Diebesgut entkamen. © dpa

Am 22. Oktober 2014 kam es zu einer großen Überraschung im Fall Gsell. Tatjana Gsell dementierte, dass es vor elf Jahren einen versuchten Versicherungsbetrug gab. Als Zeugin im neuen Prozess widerrief sie viele ihrer damaligen Aussagen. Sie habe ihrem Mann und dem damaligen Staatsanwalt zwar von dem Plan erzählt, das Auto mit Hilfe einer Bande ins Ausland zu bringen und die Versicherungssumme zu kassieren. Aber Franz Gsell habe ihr von dem Versicherungsbetrug abgeraten. Die Witwe begründete ihre Falschaussagen mit dem Druck, den die damaligen Ermittler auf sie ausgeübt hätten.
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Am 22. Oktober 2014 kam es zu einer großen Überraschung im Fall Gsell. Tatjana Gsell dementierte, dass es vor elf Jahren einen versuchten Versicherungsbetrug gab. Als Zeugin im neuen Prozess widerrief sie viele ihrer damaligen Aussagen. Sie habe ihrem Mann und dem damaligen Staatsanwalt zwar von dem Plan erzählt, das Auto mit Hilfe einer Bande ins Ausland zu bringen und die Versicherungssumme zu kassieren. Aber Franz Gsell habe ihr von dem Versicherungsbetrug abgeraten. Die Witwe begründete ihre Falschaussagen mit dem Druck, den die damaligen Ermittler auf sie ausgeübt hätten. © Horst Linke

Am 26. November 2014 gestanden überraschend beide Angeklagten vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth, den Schönheitschirurgen überfallen zu haben. Ein Versicherungsagent habe einem weiteren Komplizen der beiden Rumänen den Tipp gegeben, in die Gsell-Residenz einzubrechen. Der Tippgeber wurde verhaftet, ist inzwischen aber wieder auf freiem Fuß.
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Am 26. November 2014 gestanden überraschend beide Angeklagten vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth, den Schönheitschirurgen überfallen zu haben. Ein Versicherungsagent habe einem weiteren Komplizen der beiden Rumänen den Tipp gegeben, in die Gsell-Residenz einzubrechen. Der Tippgeber wurde verhaftet, ist inzwischen aber wieder auf freiem Fuß. © Horst Linke

Da die Einbrecher ihren Aussagen zufolge auf eigene Rechnung handelten, hatte somit Tatjana Gsell nichts mit dem Überfall zu tun. Die beiden Angeklagten wurden am 10.12.2014 zu einer Freiheitsstrafe von elf Jahren wegen besonders schweren Raubes mit Todesfolge verurteilt.
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Da die Einbrecher ihren Aussagen zufolge auf eigene Rechnung handelten, hatte somit Tatjana Gsell nichts mit dem Überfall zu tun. Die beiden Angeklagten wurden am 10.12.2014 zu einer Freiheitsstrafe von elf Jahren wegen besonders schweren Raubes mit Todesfolge verurteilt. © dpa

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