Zweite Flüchtlingsunterbringung auf BayWa-Parkplatz?

2.10.2015, 09:17 Uhr
Auf dem Hof der ehemaligen Straßenmeisterei wird eine winterfeste Halle zur Unterbringung von Flüchtlingen errichtet.

© Foto: Wilhelm Auf dem Hof der ehemaligen Straßenmeisterei wird eine winterfeste Halle zur Unterbringung von Flüchtlingen errichtet.

Auf dem Gelände der Straßenmeisterei in der Nördlinger Straße errichtet der Bezirk Mittelfranken eine winterfeste Notunterkunft für bis zu 250 Asylbewerber. Bei einem Ortstermin erklärten Oberbürgermeister Matthias Thürauf und Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht, dass die Stadt prüft, ein weiteres Zelt zu errichten. Mutmaßlicher Standort wäre der BayWa-Parkplatz in der Angerstraße.

Jan Brosterhues von der Firma „Tent Dimensions“ betonte, dass es sich um kein Zelt, sondern um eine sehr gut isolierte und damit winterfeste Halle handele: „Die Energiewerte sind so gut wie in einem Haus.“ Die Firma ist auf „temporäre“ Hallenbauten spezialisiert, also auf Übergangslösungen etwa bei Um- oder Neubauten. „Wir haben schon Supermärkte und Banken gebaut“, so Brosterhues. Der Aufbau werde noch rund zwei Wochen dauern.

Die Stadtspitze reagierte erleichtert, dass somit ein vernünftiger Standard gewährleistet werden kann. Denn eine vernünftige Unterbringung beuge auch eine möglichen Eskalation vor, wie sie in anderen Notunterkünften bereits vorgekommen sind. „In Schwabach haben wir solche Probleme bisher ja nicht“, sagte OB Thürauf.

Eine andere Herausforderung aber hat die Stadt durchaus: Jede Woche kommen rund 20 neue Flüchtlinge. „Wir wollen aber nicht mehr auf Turnhallen zurückgreifen müssen“, so Thürauf, „und wir wollen die Leute mit gutem Gewissen unterbringen“.

Deshalb die Überlegung, zusätzlich zur Halle der Regierung eine eigene städtische errichten zu lassen. Die Kosten dafür würde der Staat übernehmen. „Wir wollen einfach verhindern, dass wir in eine Situation kommen, wo wir nicht mehr wissen, wohin mit den Leuten“, so Engelbrecht. „Gerade im Winter ist uns dieses Risiko zu hoch.“

Weiter steigende Zahlen

Die Lage der Flüchtlinge in Schwabach war auch Thema der jüngsten Stadtratssitzung. Sozialreferent Knut Engelbrecht trug den Ratsmitgliedern dazu einen ausführlichen Bericht vor. Aktuell seien in der Stadt 500 Personen untergebracht, sowohl in der staatlichen Gemeinschaftsunterkunft im Stadtteil Schwarzach, im Alten Deutschen Gymnasium sowie dezentral an über 20 Standorten im gesamten Stadtgebiet. Engelbrecht geht davon aus, dass bis Jahresende 900 bis 1000 Menschen in Schwabach untergebracht sein werden.

Nicht nur die Bezirksregierung, sondern auch die Stadtverwaltung sei deshalb fieberhaft auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten für eine dauerhafte Unterbringung Asylsuchender.

Die Betreuung der in der Stadt in Notunterkünften untergebrachten Menschen erfolge durch den dort eingesetzten Sicherheitsdienst, die Arbeiterwohlfahrt und durch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, insbesondere des „Asylcafés“. In den regulären Unterkünften sei vornehmlich die Diakonie Roth-Schwabach im Einsatz.

Anerkennende Worte hatte Engelbrecht vor allem für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer parat, aber auch für die Beschäftigten des städtischen Sozialamtes, des Katastrophenschutzamtes, des Amtes für Gebäudemanagement und des Baubetriebsamtes.

Die Betreuung minderjähriger Flüchtlinge, die ohne Angehörige nach Deutschland gekommen sind, stelle eine weitere Herausforderung im Rahmen der Betreuung dar (Geordnetes Leben für jugendliche Flüchtlinge). Aktuell beherberge Schwabach 28 Jugendliche, in etwa dieselbe Zahl dürfte das Einschätzung Engelbrechts bis Ende des Jahres dazukommen. Gemeinsam mit der Rummelsberger Diakonie sei eine erste größere Wohneinrichtung für die jungen Menschen geschaffen worden, eine weitere solle bis Ende des Jahres folgen.

Die Vormundschaft für die Minderjährigen übernehme das Jugendamt, das auch deren weitere Entwicklung begleite.

Die Aufgaben, die die Stadt leisten müsse, hätten sowohl vorübergehende Neueinstellungen als auch eine Umschichtung innerhalb der Verwaltung erforderlich gemacht. Die Kosten der Betreuung von Asylsuchenden bekommt die Stadt nach Engelbrechts Worten vom Freistaat Bayern erstattet, jedoch noch nicht für zusätzlichen Personalaufwand.

Bis an die Grenzen

„Die derzeitige Situation bringt die städtische Verwaltung teilweise an die Grenzen ihrer personellen Leistungsfähigkeit“, bekannte der Rechts- und Sozialreferent. Professionelle Betreuungsangebote für Asylbewerber stünden staatlicherseits nur im sehr beschränkten Umfang zur Verfügung. Gerade hier sei die Stadt deshalb auf die Hilfe Ehrenamtlicher angewiesen, etwa bei der Unterstützung bei Behördengängen, bei der Suche nach Unterkunftsmöglichkeiten oder für Dolmetscherdienste und Freizeitangebote.

Mit steigender Zahl von Asylsuchenden steige aber auch der Bedarf an ehrenamtlicher Hilfe. Die Kontaktstelle Bürgerengagement der Stadt stehe deshalb als zentrale Ansprechpartnerin für Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung, die sich persönlich oder finanziell für Flüchtlinge engagieren wollen.

Auf einer Internetseite soll künftig der konkrete Hilfebedarf benannt werden. Gesucht würden laut Knut Engelbrecht auch Menschen, die bereit seien, für minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern angekommen sind, die Rolle eines Vormundes zu übernehmen. Auch für Deutschunterricht sucht man Hilfe.

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