"Das ist kein Kindergarten": Ruthenbeck rüffelt sich in Rage

18.10.2016, 11:33 Uhr
Hat an der Arbeit seine Schützlinge derzeit viel auszusetzen: Kleeblatt-Coach Stefan Ruthenbeck.

© Sportfoto Zink / MeZi Hat an der Arbeit seine Schützlinge derzeit viel auszusetzen: Kleeblatt-Coach Stefan Ruthenbeck.

Null Punkte, 0:6 Tore, Tabellenplatz elf, die Momentaufnahme nach dem neunten Spieltag stimmt Fans wie Verantwortliche beim fränkischen Fußball-Zweitligisten wenig hoffnungsfroh.

Die Pessimisten haben Hochkonjunktur, Horror-Szenarien werden gezeichnet, der Abstieg scheint für Fürths Stammtisch-Bundestrainer unmittelbar bevorzustehen. Tatsächlich ist der Schwung aus dem Derbysieg längst dahin, der späte Ausgleich beim 1:1 gegen Sandhausen eine Woche später schlug mehr aufs Gemüt als angenommen.

Das folgende 0:4 in Stuttgart offenbarte in allen Mannschaftsteilen erhebliche Defizite, und spätestens nach der müden Vorstellung beim 0:2 gegen Heidenheim am Samstag macht die Vokabel Krise die Runde. "Jetzt sind wir tatsächlich in einer Negativspirale", wollte auch Trainer Stefan Ruthenbeck die Realität nicht beschönigen.

Das eigentliche Vorhaben, das Mittelmaß zu verlassen und sich zumindest im erweiterten Kreis der Spitzenmannschaften zu etablieren, wird derzeit konterkariert. Anhaltende Personalprobleme enthüllen die wenig gelungene Einkaufspolitik des Sommers. Verletzungssorgen, allen voran der monatelange Ausfall von Spielmacher Jurgen Gjasula, mindern in einem ohnehin kleinen Kader die Zahl an Alternativen und taktischen Varianten. Die eigenen Fans wenden sich mehr und mehr ab, gegen Heidenheim fanden nur etwas mehr als 7000 Menschen den Weg in den Ronhof - dabei ist die Identifikation mit der Spielvereinigung eines der zentralen Themen, die Präsident Helmut Hack seit Jahren auf der Agenda hat.

"Wir brauchen schnell ein Erfolgserlebnis"

Rund läuft derzeit wenig bis nichts beim Kleeblatt. Und die Leistungen der Mannschaft geben auch noch wenig Anlass, dass sich an diesem Bild demnächst etwas ändern könnte. Im Gegenteil: Mit Braunschweig wartet am Sonntag der Tabellenführer auf die angeschlagene Elf von Stefan Ruthenbeck. Kaum denkbar, dass ausgerechnet gegen den Primus der Liga der Befreiungsschlag gelingt. "Wir brauchen aber schnell ein Erfolgserlebnis", sagt der Trainer - wohlwissend, dass hinter den Kulissen entgegen allen öffentlichen Verlautbarungen wahrscheinlich längst über andere Lösungen nachgedacht wird. Innerhalb der Mannschaft genießt Ruthenbeck jedenfalls hohes Ansehen. Ihm gelingt der Spagat, mal Freund, mal Mentor, mal strenger Ratgeber zu sein – nur die Umsetzung seiner Vorgaben lässt stark zu wünschen übrig.

"Das ärgert mich maßlos", zeigte sich auch der Trainer enttäuscht über eine Szene, die dem Spiel gegen Heidenheim nach 15 Minuten die Richtung gab. Er hatte vor der Konterstärke der Gäste gewarnt, vor den pfeilschnellen Angreifern und ihrem nahezu perfekten Umschaltspiel - Heidenheim düpierte die Kleeblatt-Elf aber genau so und machte aus seiner ersten Chance gleich das erste Tor. "Ich frage mich, warum man dann eine Videoanalyse macht und die Stärken des Gegners bespricht, wenn man dann doch alles falsch macht in der ersten Situation", konnte sich der Trainer die Vielzahl an falschen Entscheidungen nach einer eigenen Ecke nicht erklären. "Das ist kein Kindergarten, es geht um eine ganze Menge", stemmt sich Ruthenbeck dem Trend entgegen und fordert: "Die Jungs müssen profihafter sein und lernen, gegen einen Rückstand anzugehen, und dabei den Glauben an sich behalten."

"Wir müssen unsere Fehler schleunigst abstellen", sagte Kleeblatt-Kapitän Marco Caligiuri nach der Pleite gegen Heidenheim.

"Wir müssen unsere Fehler schleunigst abstellen", sagte Kleeblatt-Kapitän Marco Caligiuri nach der Pleite gegen Heidenheim. © Sportfoto Zink / DaMa

"Konsequenz in jeder Sekunde"

Wenn das so einfach wäre. Gerade scheint sich die Mannschaft selbst im Weg zu stehen. Jeder ist mit sich beschäftigt. Jeder gelobt Besserung, beinahe jeder leistet sich aber Woche für Woche irgendeinen Aussetzer. Kein Wunder, wenn eine versprochene Reaktion dann als Lippenbekenntnis wahrgenommen wird. "Es geht bei allen unseren Entscheidungen auf dem Platz um Konsequenz. Nur darum geht es", sagte Kapitän Marco Caligiuri unmissverständlich: "Konsequenz in jeder Sekunde."

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