Der Club gegen Fortuna: Dominiert und doch verloren

15.5.2017, 14:11 Uhr
Umkurvt und doch unvergessen: Raphael Schäfer wird nicht nur wegen des Pokalsiegs 2007 immer eine ganz besondere Rolle beim 1. FC Nürnberg einnehmen.

© Sportfoto Zink / DaMa Umkurvt und doch unvergessen: Raphael Schäfer wird nicht nur wegen des Pokalsiegs 2007 immer eine ganz besondere Rolle beim 1. FC Nürnberg einnehmen.

Über allem stand am Sonntag: der Abschied. Ein Lebewohl an Raphael Schäfer, der dem Verein seit 2001 - mit kurzem Intermezzo beim VfB Stuttgart - treu diente. Das volle Programm, mit vorzeitiger Auswechslung, Tränen und jeder Menge Dankbarkeit. Aber in Verabschiedungen steckt auch immer ein Blick in die Zukunft. Das weiß auch der 1. FC Nürnberg, der am 33. Spieltag mit gleich fünf Spielern unter 21 Jahren in der Startelf spielte. Manch einer mag die unglückliche, sogar unnötige Niederlage auf die fehlende Erfahrung dieser jungen Nürnberger Mannschaft (im Schnitt 24,9 Jahre alt - und das mit dem 38-jährigen Raphael Schäfer zwischen den Pfosten) schieben. Damit wäre aber nur die halbe Geschichte erzählt. Denn gerade die Jungen machten auch gegen Düsseldorf reichlich Spaß.

Fest steht: Der Club machte viel richtig. "Was die Mannschaft fußballerisch gezeigt hat, war wahrscheinlich das Beste, seit ich Trainer bin", zeigte sich Trainer Michael Köllner nach dem Spiel begeistert. Mit 67 Prozent Ballbesitz ließ die Köllner-Elf das Leder schön laufen - sofern er nicht in einer Pfütze liegen blieb. 56 Prozent der Zweikämpfe gewannen die Spieler in den weinroten Trikots, vor allem bei den Luftduellen, von denen der Club 59 Prozent gewann, zeigte Nürnberg eine ungeahnte Qualität. Das große Problem: Bei acht Ecken sprang für den FCN nichts heraus, während die Düsseldorfer aus ihren zwei Eckbällen ein Tor machten.

81 Prozent der 542 versuchten Pässe brachten Club-Spieler am Sonntag an ihre Kollegen, ein eigentlich hervorragender Wert. In Erinnerung bleibt aber dieser eine, der in einer Wasserpfütze liegen blieb und den zweiten Treffer der Düsseldorfer ermöglichte. Die Bedingungen machten es dem neunfachen deutschen Meister sicher nicht einfacher, aber für die Fortuna waren die Platzverhältnisse schwierig.

Eduard Löwen war mit 68 angekommen Pässen aus dem Spiel - das waren mehr als drei Mal so viele wie der beste Düsseldorfer Wert von Adam Bodzek - einmal mehr ballsicherster Nürnberger. Abdelhamid Sabiri gewann 17 Zweikämpfe und war damit der robusteste Akteur auf dem Platz, und Patrick Kammerbauer sorgte mit drei Flanken für Gefahr - besser war nur Kevin Möhwald. Damit sei auch entschuldigt, dass Cedric Teuchert einen schlechten Tag erwischte und Lukas Mühl zwar solide, aber nicht auffallend gut war. Der Jugendkurs, den der 1. FC Nürnberg einschlägt, scheint zu funktionieren, weil die starken jungen Spieler - wie bereits in der Vorwoche - die vielleicht größte Qualität im Kader sind.

Ja, der Club blieb im letzten Heimspiel der Saison ohne Punkte. Ja, der Punkteschnitt des erst im Laufe der Woche langfristig an den Verein gebundenen Michael Köllner ist mit 1,3 Punkten pro Spiel nur minimal besser als die 1,26 Punkte des zuvor entlassenen Alois Schwartz. Auch das gehört zur Realität, die den FCN in dieser Saison lange zittern ließ. Das kommende Transferfenster bietet Andreas Bornemann und seinem Team nicht viel Spielraum für Misserfolg - nicht zuletzt, weil der Sportvorstand mit der Schwartz-Verpflichtung bereits ein teures Missverständnis in der Vita stehen hat.

Gegen Stuttgart spielte der Club aber eine hervorragende erste Hälfte, gegen F95 waren es sehr ordentliche 90 Minuten. Michael Köllner wird in den nächsten Monaten eine komplette Saisonvorbereitung mit dem Team absolvieren, seine Spielidee näher bringen. Dabei verzichten muss er bekanntlich, zumindest auf dem Platz, auf Raphael Schäfer. Aber vielleicht ist das auch der genau richtige Zeitpunkt, den Jungen das Zepter in die Hand zu geben. Dass sie das Zeug dazu haben, war in den letzten Partien klar zu erkennen - und am Valznerweiher könnte die Stimmung von Abschied auf Neuanfang umschlagen.

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