Guter Gesamteindruck: Fürth findet zu einer Formation

26.1.2015, 06:00 Uhr
Guter Gesamteindruck: Fürth findet zu einer Formation

© Foto: Sportfoto Zink

Dabei hatte sich der Kleeblatt-Coach aber wohl nur selbst als Opfer auserkoren: Bei einem Basketballspiel am letzten Tag ereilte den Coach das Verletzungspech und er musste mit einer schmerzhaften Wadenzerrung die Rückreise aus Belek in den Ronhof antreten.

Am späten Samstagnachmittag war der 44-köpfige Tross des Zweitligisten nach rund dreistündiger Flugzeit wieder in Nürnberg gelandet. Sogar ein paar Minuten zu früh. Es hätte aber nicht viel gefehlt und die Rückkehr hätte sich massiv verzögert: Kurz nach dem die Maschine aus Antalya abgehoben war, brach eine Passagierin zusammen. Die Crew des Kapitäns hatte die Rückkehr in die Hafenstadt am südlichen Mittelmeer bereits beschlossen, als Fürths Teamarzt Harald Hauer den Kreislauf der Frau, die ihrer Flugangst mit einer wohl zu üppig bemessenen Einnahme von Beruhigungsmitteln entkommen wollte, doch noch stabilisieren konnte.

Wiederbelebungsversuch

Einem - mit Verlaub - Wiederbelebungsversuch glich auch die Arbeit an der türkischen Riviera. Kramer unternahm sehr engagiert den Vorstoß, seiner Mannschaft nach einer missglückten Hinserie für die verbleibenden 15 Punktspiele in der 2. Liga neues Leben einzuhauchen.

Vor allem beim 4:2-Finalsieg - des zugegeben wenig prestigeträchtigen Sunexpress-Cups von Belek - war gegen Young Boys Bern aufgefallen, dass Fürths Spieler bereit waren "Hindernisse zu überwinden", wie es Kramer formulierte. Dem Schweizer Europa-League-Teilnehmer trotz bisweilen robust-giftiger Gangart getrotzt zu haben, dürfte sich auf das Selbstvertrauen positiv auswirken. "Jeder weiß jetzt, dass wir einiges wegpacken können", stellte Kramer zufrieden fest.

Nach dem freundschaftlich-intensiven Kräftemessen mit dem Champions-League-Teilnehmer Razgrad Ludogorets (0:1) zu Beginn der Reise und dem anschließenden3:0 gegen den Schweizer Erstliga-Vertreter FC Thun im Halbfinale des Sponsoren-Cups war dem Kleeblatt zum Abschluss der Test-Trilogie gegen Bern ein erneut torreiches Spiel gelungen. In der Liga wartet man seit 456 Minuten auf einen Treffer. Kramer hatte die Absicht erkannt, "wieder als Team Tore erzielen zu wollen".

Ausgezeichnetes Gefühl

Die Spieler ließen die türkische Riviera nach einigen intensiven Einheiten zwar mit schweren Beinen, aber um ein ausgezeichnetes Gefühl reicher hinter sich. Das Langzeitgedächtnis ist um wichtige Erfahrungen reifer. Die drei Bundesliga-erprobten Neuzugänge Sebastian Freis, Stefan Thesker und Ronny Philp wurden zudem gut integriert. Der Leihspieler des FC Augsburg Philp soll beim Kleeblatt die Rolle des Rechtsverteidigers übernehmen, wurde am Ende wegen leichter Probleme im Adduktorenbereich aber geschont.

Zsolt Korcsmar, eigentlich Innenverteidiger, war schmerzfrei durch die Vorbereitungsphase gekommen und überzeugte bei seinen Einsätzen - durchaus auch als Philp-Konkurrent auf der rechten Abwehrseite. Neben den Neuzugängen bereichert also auch der Ungar Kramers Optionen.

Im Mittelfeld zeigte ein gefühlter Neuzugang einen mehr als ansprechenden Formanstieg: Zhi-Gin Lam seit seinem Wechsel im Sommer vom Bundesligisten Hamburger SV dauerverletzt, überzeugte als trickreicher und schneller Offensivspieler. Nach seinem Traumtor im Testspiel gegen den Drittligisten Jahn Regensburg am Fürther Trainingsgelände traf der Deutsch-Chinese gegen Bern erneut mit einem sehenswerten Weitschuss.

Auch Florian Trinks scheint die Lust am Fußball wiederentdeckt zu haben. Sympathie-Schwankungen zwischen ihm und Trainer Kramer wurden ausgeräumt. Ein Wechsel noch in der Winterpause scheint vom Tisch. Die Einwilligung für eine sportliche Veränderung liegt Guilherme Haubert hingegen längst vor. Der Brasilianer wird mit einem Klub in Portugal in Verbindung gebracht.

Extralob für Golla

Die mitgereisten Nachwuchskräfte U23-Keeper Bastian Lerch (18) und Rechtsverteidiger Johannes Golla (19) rechtfertigten ihre Nominierungen für das Trainingscamp des Zweitligisten. Der unbekümmerte Golla verdiente sich sogar ein Extralob des Trainers: "Er ist ein absolut verlässlicher und aufmerksamer Junge."

Zum Pechvogel avanciert Goran Sukalo - da half auch kein Wundermittel von "Doc Hauer". Der Slowene war schon vor der Winterpause nach einer Bänderverletzung im Knöchel für die letzten beiden Pflichtspiele ausgefallen und erst wieder mühsam in Tritt gekommen. In Belek ereilte den 33-Jährigen trotz tagsüber sommerlicher Temperaturen ein grippaler Infekt. Sukalo dürfte es schwer haben, sich im letzten Vorbereitungsspiel am kommenden Samstag gegen Zweitliga-Konkurrent VfL Bochum noch für den Zweitliga-Start gegen FC Ingolstadt 04 zu empfehlen. Stephan Schröck hat ohnehin schlechte Karten für den Vergleich gegen den Spitzenreiter: Er ist nach der fünften Gelben Karte gesperrt.

Fürth ist dennoch um wichtige Alternativen reicher. Der Konkurrenzkampf ist wieder entfacht. Doch die überwiegend positiven Erkenntnisse sind noch keine Gewissheit, auch für Kramer nicht: „Das waren bislang alles nur hinführende Schritt zum entscheidenden Schritt.“ Der Ernstfall wartet erst mit Ingolstadt.

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