Easter Eggs: Auf Ostereier-Suche im Auto

3.4.2021, 14:18 Uhr
Easter Eggs: Auf Ostereier-Suche im Auto

Es begann an einem Sonntagnachmittag im Jahr 2004 – und mit der Idee eines kleinen Jungen. Dietmar Finger, Interior-Designer bei Opel, saß zuhause und brütete über dem Entwurf für eine Rippenstruktur, die das Handschuhfach des Corsa stabilisieren sollte. Neugierig sah ihm sein Sohn über die Schulter und fragte: "Papa, warum zeichnest du nicht einfach einen Hai?"  

"Warum nicht?", dachte der Vater. Und fortan herrschte in den Rüsselsheimer Modellen Hai-Alarm. "Es ist ein interner Kult entstanden", sagt Karim Giordimaina, heute bei Opel Direktor für das Innenraum-Design. "Jeder Interior-Chefdesigner sorgt dafür, dass er irgendwo im Innenraum mindestens einen Hai unterbringt". Wo die Haie platziert seien, das entscheide der Chef ganz allein und sage es auch nicht der übrigen Führungsriege.

Shark-Attack: Das Easter Egg von Opel ist ein Hai, hier auf der Smartphone-Ablage.

Shark-Attack: Das Easter Egg von Opel ist ein Hai, hier auf der Smartphone-Ablage. © Opel

Raubfisch aus Rüsselsheim

Somit gilt es, auf die Suche zu gehen. Und deshalb heißen Symbole wie der Raubfisch aus Rüsselsheim im Fachjargon "Easter Eggs", "Ostereier" also. Opel versteckt den Hai bis heute, auch in neuen Modellen wie dem aktuellen Corsa oder dem Mokka, wo er sich beispielsweise auf der Ablage fürs Smartphone anpirscht.

Auch bei anderen Herstellern macht man sich den Spaß mit den Easter Eggs. Schon im Juni 2003 ließen es sich etwa die Ford-Designer nicht nehmen, in der Scheinwerfergrafik des Supersportwagens GT die Zahl "100" abzubilden, Anlass war der runde Geburtstag der US-Marke. In der Chevrolet Corvette C6 wiederum versteckte sich "Jake", ein stilisierter Totenkopf, das Maskottchen von Corvette Racing. Bei der letzten Generation von Renaults Elektroauto Zoe hinterließ Designer Jean Semeriva seinen Daumenabdruck an den hinteren Türgriffen. Und wer sucht, der findet im neuen Fiat 500e neben der Silhouette des ersten Cinquecento auch die der Heimatstadt Turin, verbunden mit dem Hinweis "Made in Torino".

Besonders kreativ beim Ostereier-Verstecken zeigt sich Jeep. Über die Heckscheibe des Renegade schlurft ein zotteliger Yeti, unter der Gummimatte eines Ablagefachs tut sich eine Karte der Mojave-Wüste auf, neben dem Tankdeckel grüßt eine Spinne lässig "Ciao Baby". Die  Windschutzscheibe tuckert der Ur-Jeep "Willys" entlang. Auch im Jeep Wrangler sind Skizzen des kleinen Geländewagens versteckt.

Digitale Easter Eggs von Tesla

Nicht wunder nimmt, dass Tesla die Ostereier-Suche auf eine digitale Ebene hebt. Im Model X haben Knopfdruck und Passworteingabe schon eine Disco- oder Weihnachtsshow initiiert, das Model 3 unterhält unversehens mit Mars-Rover und – sorry – Furzkissen, und das Infotainment des Model S zauberte (Passwort 007) den Lotus Esprit aus dem James-Bond-Streifen "Der Spion, der mich liebte" hervor, im Unterwassermodus, Tauchtiefen-Skala inklusive. Ein Osterei mit realem Bezug: Den Film-Lotus ("Wet Nellie") hat Tesla-Chef Elon Musk im Jahr 2013 für rund eine Million Dollar ersteigert.

Easter Eggs: Auf Ostereier-Suche im Auto

© Volvo

Spinne am Staufach

Selbst Premium-Hersteller zeigen Humor. Volvo-Chefdesigner Thomas Ingenlath siedelte im feinen Top-SUV XC90 eine Spinne an, speziell im 7er-Sitzer krabbelt sie über den Deckel eines Fond-Staufachs und verstärkt ihn so. Weil hinten oft Kinder mitfahren, trägt das vielbeinige Insekt ein breites Lächeln im großäugigen Gesicht. Auch Jaguars damaliger Chefdesigner Ian Callum hatte höchstpersönlich die Idee, im Kompakt-SUV E-Pace gleich an mehreren Stellen eine Jaguar-Mama mit ihrem tapsigen Baby unterzubringen. Ein Jaguar, so Callum, dürfe schließlich "zwei Dinge niemals sein: vulgär und arrogant". Heißt: Das sympathische Katzen-Osterei soll die Marke menscheln lassen.

Ulla Ellmer