2,10 Euro für Leberkässemmel zu teuer? Bayerischer Metzger wird wütend

17.7.2020, 13:12 Uhr

Der Facebook-Post hat Wellen geschlagen. Über 1500 Reaktionen, Hunderte Kommentare, eine rege Debatte. Kritik, schreibt der Metzger Korbinian Rausch aus Unterhaching bei München, sei natürlich willkommen. Nur angemessen müsse sie sein. Und das, was ein Kunde bei Google als Bewertung für sein Geschäft hinterließ, sei alles andere als das. "Wenn wir schlecht bewertet werden, weil eine Leberkässemmel 2,10 Euro kostet, dann ist dies kein Auslöser für Traurigkeit und Reue sondern Empörung und Wut", schreibt Rausch in dem Beitrag auf Facebook. Alle Welt schimpfe "über die billigen Fleischpreise, die Ausbeutung von Mensch und Tier" - aber bei großen Fastfoodketten zahlen Kunden bis zu fünf Euro für einen Burger. "Ohne mit der Wimper zu zucken."

In der Tat: Seit Jahren schwelt die Debatte um die Preise für tierische Produkte. Die Grünen forderten erst vor wenigen Wochen einen Mindestpreis für Fleisch. Nur so, sagte Parteichef Robert Habeck, seien bessere Haltungsbedienungen und eine "korrekte Entlohnung" für Mitarbeiter realisierbar.

Nach dem Skandal um den Großbetrieb Tönnies aus Nordrhein-Westfahlen will auch Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner reagieren. "Ich lasse derzeit juristisch prüfen, inwieweit es möglich ist, der Werbung mit Lockangeboten beim Fleisch Einhalt zu gebieten", sagte die CSU-Politikerin erst kürzlich der Süddeutschen Zeitung. "Es gibt kein Recht auf Billigfleisch."

"Ein Schwein muss geboren, gefüttert, aufgezogen werden"

Im beschaulichen Unterhaching am Stadtrand von München aber zeigt sich, was passieren könnte, wenn Händler und Metzgereien ihre Preise anziehen. Die Ignoranz gegenüber dem Aufwand macht den Metzger Rausch fassungslos. "Ein Schwein muss geboren, gefüttert (auch das Futter muss angebaut werden), aufgezogen und geschlachtet werden - und das am Münchner Schlachthof und nicht hunderte von Kilometern entfernt", schreibt er. Doch das sei nur die Spitze des Eisbergs. Gewürze, der Transport, die Zerlegung des Fleisches, all das kostet Geld.

 

Auch andere Branchen, rechnet Rausch vor, leisten viel Arbeit für wenig Ertrag. Für die Semmel wird Weizen angebaut und geerntet, gemahlen und dadurch zu Mehl verarbeitet. Dieses Weizenmehl wird vom Bäckermeister über Nacht gequollen um besonders verträglich zu sein, eine Herstellungsmethode nach traditioneller Art."

"Und auch der Verkäufer oder die Verkäuferin, die Sie bedienen, erhält bei uns einen sehr fairen und würdigen Lohn für die harte Arbeit, die unser Team jeden Tag gut gelaunt und jeden einzelnen herzlich willkommen heißend verrichtet."
- Metzger Korbinian Rausch auf Facebook

Sein Credo: Fleisch hat einen Preis. "Wenn 100 Gramm warmer Leberkäse in einer ordentlichen Bäckersemmel für 2,10 Euro als zu teuer wahrgenommen werden, bitte ich inständig darum, sich diesen Text in Erinnerung zu rufen", schreibt Rausch. "Vielleicht relativiert sich die Wahrnehmung etwas."

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