Pflegenotstand

"Die Patienten stapeln sich auf den Fluren": Klinikpersonal in München schlägt Alarm

11.10.2022, 14:03 Uhr
Notlage in den Münchener Klinik. Nach der Wiesn nehmen die Infektionszahlen in München zu. Die Krankenhäuser sind überlastet. (Symbolbild)

© schellhorn via www.imago-images.de Notlage in den Münchener Klinik. Nach der Wiesn nehmen die Infektionszahlen in München zu. Die Krankenhäuser sind überlastet. (Symbolbild)

Nach zwei Jahren Corona-Pause ist die Wiesn in diesem Jahr wieder gestartet. Dabei wurde auf der Theresienwiese gefeiert und getrunken - und das ohne jegliche Beschränkungen. Folglich sind Corona-Fälle während und auch nach dem Oktoberfest angestiegen. Neben steigenden Infektionszahlen wurde auch die Grippe zu früh in die Stadt gebracht, erklärt ein Mediziner gegenüber der Münchner Merkur. Während Patientinnen und Patienten zunehmend erkranken, erwischt es auch Pflegekräfte und Ärzte.

Derzeit sind rund 500 Mitarbeiter des LMU Klinikum an Covid-19 erkrankt. Die 7-Tage-Inzidenz im Stadtkreis München liegt momentan bei 1497,4 (Quelle: RKI, Stand: 11.10.2022). Die Lage in den Münchener Kliniken ist aus diesem Grund nun deutlich angespannt. Das Klinikpersonal in München warnt vor dem Zusammenbruch der Versorgung, berichtet der Merkur.

Die Notfallversorgung in der München Klinik ist weitgehend gesichert, aber die Lage sei sehr angespannt, so ein Sprecher der Klinik. Es droht der Kollaps in der Notaufnahme.

Die München Klinik verfügt derzeit nur über rund die Hälfte ihrer Ärzte und Pflegekräfte. Davon sind 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Corona erkrankt, erklärt ein Kliniksprecher. Bei einem Personalmangel können Krankenhäuser sich teils oder ganz von der Notfallversorgung abmelden. Aus diesem Grund haben sich in den vergangenen Wochen zwischenzeitlich alle notfallversorgende Krankenhäuser abgemeldet, so Merkur.

Bereits vor der Pandemie beklagte die Pflege den Personalmangel. Seit zwei Jahren hat sich Notstand und schlechte Arbeitsbedingungen zunehmen verschärft. Der Betriebsrat der Münchener Klinik bemängelt die Situation in einem Brandbrief. Mit dem Schreiben wendeten sich die Mitglieder unter anderem an Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter und Münchens Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek. Die München Klinik sei "gefährlich überlastet", so der Brief laut dem Merkur. "Die Patienten stapeln sich auf den Fluren."

Der Betriebsrat der München Klinik fordert nun verschiedene Maßnahmen, um dem Notstand entgegenzuwirken. Bis die Lage sich beruhigt hat, soll es möglich sein, mehr Behandlungen zu verschieben und Operationen zu streichen, fordert der Rat. Auch sollen sich mehr Kliniken an der Notfallversorgung beteiligen. Derzeit gebe es noch einige Krankenhäuser, welche noch über Kapazitäten verfügen, berichtet Merkur. Andernfalls müssen Betten leer bleiben, weil die Versorgung fehlt. Dies ist bereits bei zahlreichen Kliniken der Fall - so auch im Klinikum Dritter Orden, im LMU Klinikum sowie im Krankenhaus Barmherzige Brüder. Die München Kliniken muss zeitweise ganze Stationen schließen, so das Magazin.

Auch viele Ärzte beklagen derweil die Lage des Gesundheitswesens. Am Montag protestierten viele Praxen in Bayern. Bei der Aktion blieben viele Sprechzimmer am Morgen zu.

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