Ärger um den Erlanger Wald

31.7.2020, 12:30 Uhr

Strafe zahlen, weil er mit seinem Mountainbike nicht auf einem geschotterten Weg, sondern einem Trampelpfad im Tennenloher Forst unterwegs war, musste Martin Staudigel noch nicht. Das ist vermutlich vor allem Glück: Der 47-Jährige ist viel auf dem Mountainbike unterwegs, er vertritt die Interessensgemeinschaft der Biker in der Stadt. Und als solcher wie auch ganz persönlich findet Staudigel die neueste Eskalation in einem jahrelangen Streit „alles andere als zielführend“. Er sagt: „Der Versuch durch ordnungspolitische Maßnahmen der Situation Herr zu werden ist gescheitert.“

Das Landratsamt Erlangen-Höchstadt die Kontrollen in den letzten Wochen im Tennenloher Forst nicht nur verschärft, nein, erstmals seit langem hat es auch wieder Bußgelder verhängt. Das Verlassen der befestigten, ausgewiesenen Wege sei, so steht es auf Schildern, lebensgefährlich aufgrund der historischen Nutzung als militärisches Übungsgelände der US Army und zuvor der Wehrmacht. Zudem erstreckt sich ein Naturschutzgebiet durch den Forst, dessen Betretungsverbot zusätzlich für Spannungen und, so Staudigel, „Unverständnis“ sorgt: „Es ist nur schwer nachzuvollziehen, wie ein Gebiet, das im Wesentlichen durch die Nutzung als Truppenübungsplatz und das Befahren mit Panzern geprägt wurde, mit der Übergabe des Areals plötzlich durch das Befahren oder Wandern Schaden nehmen kann.“

Auch Wanderer und Mütter mit Kindern


Denn nicht nur die Mountainbiker sind aus Sicht des Landratsamts, das das Betretungsverbot überwacht, die Übeltäter, die zum Teil 35 Euro Strafe zahlen müssen, sondern unter den „gut 40“ Personen, die Matthias Görz, Amtsleiter Sicherheit und Ordnung, mit seinen Helfern und der Polizei im Wald abseits der Wege antraf, waren auch Mütter mit ihren Kindern oder Nordic Walker. „Ich kann das nachvollziehen, wenn diese Verbote nicht jeder versteht, der seit Jahren diese Wege nutzt. Es ist glücklicherweise lange nichts mehr passiert. Aber es gibt diese erhebliche Gefahr der Munitions- und Sprengstoffreste. Solange die besteht, müssen sich Besucher und Sportler an die Verbote halten.“

"Unverhältnismäßig"

Genau dieses Generalverbot hält Martin Staudigel für unverhältnismäßig: „Die Bereiche, in denen Schießübungen stattfanden, in denen die Gefahr groß ist, sind in Karten markiert. Aber es gibt in diesem riesigen Wald auch Bereiche, die wenig bis gar nicht belastet sind. Man macht es sich in unseren Augen zu einfach, wenn man trotzdem vom Obi-Kreisel bis nach Kalchreuth den gesamten Wald einfach sperrt.“ Staudigel wünscht sich im Namen der Erholungssuchenden und der Sportler die Freigabe ausgewiesener Routen, die seit über zwei Jahrzehnten ohne Zwischenfälle genutzt werden. Regelrecht absurd sei, dass forstwirtschaftliche Nutzung sowie Jagd gleichzeitig ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen betrieben werde.

"Alles ist lösbar"


Auch Matthias Görz ist nicht an einer Eskalation gelegen: „Wir sind grundsätzlich gesprächsbereit“, sagt er. So auch Johannes Wurm von den Bayerischen Staatsforsten in Nürnberg, auch zuständig für den Tennenloher Forst: „Am Schmausenbuck bauen wir gerade illegale Bauten der Mountainbikefahrer ab – wollen gleichzeitig aber Ungefährliches anbieten, weil uns klar ist, dass diese Art der Freizeitnutzung seine Berechtigung im Wald hat.“ Zwar sei die Situation in Tennenlohe durch die Munitionsbelastung eine andere – „aber es ist sicher alles lösbar, wenn man miteinander redet.“

 

Einen Podcast zum Thema Mountainbiken in und um Erlangen finden Sie hier.