Corona-Krise in Bayern: Abitur wird vielleicht verschoben

14.3.2020, 20:53 Uhr
Corona-Krise in Bayern: Abitur wird vielleicht verschoben

© Harald Hofmann

Frau Fuchs, ab Montag bleiben die Schulen geschlossen – was haben Sie sich für den Fall überlegt, der jetzt eingetreten ist?

Darüber denken wir seit Mitte der Woche nach. Wir bauen gerade die digitale Infrastruktur aus und müssen jetzt zunächst vor allem den Unterricht für die Schülerinnen und Schüler, die kurz vor dem Abitur stehen, sicherstellen können. Diese Schüler und auch die Kollegen sind jetzt schon beunruhigt und fragen sich, wie es mit dem Abitur weitergeht. Denn wenn die Schule bis zu den Osterferien geschlossen ist, rückt das Abitur schon sehr nahe.

Wird das Abitur dieses Jahr ausfallen?

Das wohl nicht, aber nach meiner Kenntnis wird gerade in der Kultusministerkonferenz beraten, ob es eventuell verschoben wird.


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Wie war das eigentlich in den letzten Wochen: Wie viel Arbeit hat Ihnen als Schulleiterin das Corona-Virus gemacht?

Wir haben immerzu neue Informationen bekommen. Diese haben auch unmittelbare Auswirkungen auf die Schule gehabt – zum Beispiel wenn ein neues Risikogebiet dazugekommen ist. Immer im Vordergrund steht, dass uns die Gesundheit unserer Kinder am Herzen liegt. Es geht uns immer darum, das nicht aus dem Blick zu verlieren.

Wie viele Anrufe von besorgten Eltern haben Sie jeden Tag erhalten?

Corona-Krise in Bayern: Abitur wird vielleicht verschoben

© privat

Das war gar nicht so viel, weil wir die Eltern laufend über den Sachstand informiert haben. Das ist uns gelungen: Die Eltern haben am Ende die Informationen, die sie haben wollen.

Das ist eine sehr anstrengende Situation für die Schule. Wie autonom sind Sie eigentlich in Entscheidungen?

Federführend ist das Gesundheitsministerium. Auf dessen Website informieren wir uns ständig – wie auch auf der Homepage des Kultusministeriums, beziehungsweise wir kriegen dann auch immer wieder Mitteilungen vom Kultusministerium. Und wir halten uns an die Vorgaben, weil wir wissen, dass sie auf sachkundigen Informationen beruhen.

Hatten Sie und das Kollegium in letzter Zeit tägliche Krisensitzungen?

Wir in der Schulleitung treffen uns mehrmals am Tag und sprechen über die aktuelle Situation. Wir haben das Infoportal als Informationsquelle für die Kollegen und hatten auch die Möglichkeit einer Pausenkonferenz.

Zurück zu den bayernweiten Schulschließungen: Das Ohm ist Medienreferenzschule, und es hat auch Tablet-Klassen. Sind aber auch alle anderen Schüler im Umgang mit den digitalen Medien so kompetent, dass sie zuhause unterrichtet werden könnten?

Die fünf Tablet-Klassen sind mit digitalem Unterricht vertraut, für sie dürfte das also überhaupt kein Problem sein. Wir beginnen aber auch schon in allen fünften Klassen mit einer "mebis"-Initiative, das heißt wir setzen die Lernplattform des Landesmedienzentrums ein, und die meisten Schüler verfügen über einen aktiven Zugang.

Und diese Lernplattform wird häufig eingesetzt?

Ja, von den meisten Lehrern. Es ist das digitale Standardinstrument an der Schule.

Wie ist es um die digitale Fortbildung der Lehrer an Ihrer Schule bestellt?

Dadurch, dass wir Medienreferenzschule sind, finden seit Jahren digitale Fortbildungen statt. Wir haben auch eine entsprechende Infrastruktur, und wir haben auch viele Kollegen, die das sehr gut beherrschen.

Werden Sie in den nächsten Wochen digitalen Unterricht für alle machen?

Zumindest werden wir das versuchen.

Ist die digitale Schule also die Schule der Zukunft?

Naja, es wird nicht heißen, die Schule der Zukunft geht ohne Lehrer. Das ist jetzt sicherlich der momentanen Situation geschuldet, aber es könnte tatsächlich ein Schub sein in Richtung mehr Kommunikation darüber. Dennoch: Die Schule ist und bleibt auch ein Ort des sozialen Miteinanders.

Was passiert jetzt mit Schüleraustausch, Abifahrt und Ähnlichem?

Bei uns sollte übernächste Woche ein Austausch mit Spanien stattfinden, den wir jetzt nach sorgfältiger Prüfung und schweren Herzens abgesagt haben. Wir entscheiden von Woche zu Woche, von Tag zu Tag.

Es ist viel Arbeit, solche Dinge aufzubauen und zu organisieren, also blutet einem das Herz, wenn man absagen muss, oder?

Ja, das stimmt. Und auch die Schüler sind enttäuscht. Aber es geht eben leider nicht anders.

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