Ramadan in Erlangen: So schwer wiegt der soziale Verzicht

30.4.2020, 06:00 Uhr
Werden auch fasten - nur eben ein nicht alle gemeinsam: Die Erlanger Großfamilie Yaver, von der viele Angehörige in Erlangen leben. Darunter Tochter Lütfiye Yaver-Bozkurt (vorn, mit lila Bluse).

© Archivfoto: privat Werden auch fasten - nur eben ein nicht alle gemeinsam: Die Erlanger Großfamilie Yaver, von der viele Angehörige in Erlangen leben. Darunter Tochter Lütfiye Yaver-Bozkurt (vorn, mit lila Bluse).

Ramadan ist ein Gemeinschaftsfest, Gläubige fasten und beten gemeinsam. In Corona-Zeiten ist das aber nicht möglich. Die beiden Gebetshäuser sind auch in Erlangen geschlossen.



Was das vor allem für ältere Gläubige bedeutet, weiß Mehmet Sapmaz nur zu gut. Als Mitglied des Christlich-Islamischen Arbeitskreises und der Türkisch Islamischen Gemeinde hört er immer wieder von Senioren, wie sie unter der Situation leiden.

"Sie dürfen ihre Kinder und Enkelkinder nicht sehen, das ist schlimm und wenn sie alleinstehend sind, ist das besonders hart." Gerade während des Ramadans es für viele schwer, nicht in eine Moschee zu können und nur über Telefon oder WhatsApp zu kommunizieren: "Wenn die Menschen den ganzen Tag nichts essen und dann auch niemanden sehen, ist das für sie doppelt schwer."

Moscheen, sagt er Erlanger, seien nicht nur ein Ort der Gebete, sondern auch der Kommunikation und des sozialen Austausches. Das sei aber angesichts der beiden geschlossenen Gebetshäuser, der Blauen Moschee (DITIB-Türkisch Islamische Gemeinde) und der Friedensmoschee (Islamische Gemeinde) nicht möglich.

Zwar würden auch die zwei Erlanger Gemeinden inzwischen mit moderen Informationstechniken wie Zoom oder WhatsApp den Kontakt zu den Gemeindemitgliedern aufrechterhalten, doch gerade Ältere seien im Umgang damit oft überfordert. "Die Stimmung zum Ramadan ist in diesem Jahr betrübt", sagt er.


Fasten in Corona-Zeiten: "Das wird ein trauriger Ramadan"


Natürlich ist ihm klar, dass wegen der Pandemie die Freitagsgebete mit jeweils bis zu 350 Teilnehmern pro Moschee nicht stattfinden können, da seien keine Abstandsregeln einzuhalten. 

Anders aber ist es laut Sapmaz bei den Tagesgebeten mit nur rund 20 bis 30 Gläubigen pro Moschee. "Dort lassen sich besondere Hygiene- und Abstandsregeln durchaus berücksichtigen."

Ihre Religion dürfen Menschen in Bayern auch weiterhin nicht gemeinsam in Kirchen, Synagogen oder eben Moscheen ausüben. Frühestens im Mai könnten Gotteshäuser bei entsprechenden Hygiene- und Abstandsauflagen wieder öffnen, stellte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) klar. 

Für Sapmaz wäre das wünschenswert: "Wenn wir maximal ein paar Dutzend Menschen in die Gebäude lassen, mit Mundschutz und desinfizierten Händen, müsste das klappen", sagt er. 


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