Fast eine Liebeserklärung: Merkel schwärmt von Biden und Harris

9.11.2020, 13:33 Uhr
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gibt eine Erklärung zum Ausgang der Wahl in den USA ab.

© Michael Kappeler, dpa Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gibt eine Erklärung zum Ausgang der Wahl in den USA ab.

Jetzt schien es Angela Merkel dann doch allmählich an der Zeit, zum Gratulieren selbst vor die Kameras zu treten. Sie hatte schon vor Tagen ihren Sprecher Steffen Seibert vorgeschickt, um dem künftigen US-Präsidenten Joe Biden und dessen Vizepräsidentin Kamala Harris im Namen der Bundesregierung alles Gute zu wünschen. Aber das ersetzt die persönlichen Worte natürlich nicht. Zumal dann, wenn es um einen so wichtigen Partner Deutschlands wie die Vereinigten Staaten von Amerika geht.


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Für die Verhältnisse der Kanzlerin war es ziemlich euphorisch, fast schon eine Liebeserklärung, was sie da alles sagte. Sie erinnere sich "an gute Gespräche" mit Biden, der über eine lange politische Erfahrung verfüge. Und seine Vize sei als erste Frau und Einwandererkind "für viele Menschen in den USA" geradezu "eine Inspiration". Merkel: "Ich freue mich, ihr zu begegnen."

Um diese Äußerungen richtig einordnen zu können, muss man sich in Erinnerung rufen, wie nüchtern die deutsche Regierungschefin vor vier Jahren die Wahl Donald Trumps kommentiert hatte. Sie hatte zunächst an gemeinsame Werte beider Staaten wie Demokratie, Freiheit und Respekt vor der Menschenwürde auch gegenüber Minderheiten erinnert, um dann zu sagen "Auf der Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an."

Kein einziges Wort zum Verhalten von Donald Trump

Angela Merkel hatte also schon vor dessen Amtseinführung gewisse Bedingungen gestellt. Ganz anders bei Biden. Dem kam sie mit einem Zugeständnis entgegen. Die USA erwarteten "zu Recht" mehr deutsche Anstrengungen im Bereich Verteidigungs- und Sicherheitspolitik. Damit griff sie vorausschauend genau jene Forderung auf, die der kommende US-Präsident sehr rasch nach seiner Vereidigung im Januar erheben dürfte.

Auf den Amtsinhaber Donald Trump, der das Weiße Haus nicht räumen und gegen die Wahl Bidens durch alle Gerichtsinstanzen klagen will, ging die Bundeskanzlerin mit keinem Wort ein. Trump hatte ihr bei einer der ersten Begegnung sogar den üblichen Handschlag vor den Fotografen verweigert und es war nie eine brauchbare Arbeitsbeziehung zwischen beiden entstanden.

Für Angela Merkel wird Joe Biden bereits der vierte US-Präsident sein. Bis zur Neuwahl eines Kanzlers im Deutschen Bundestag muss sie etwa neun Monate lang mit ihm zusammenarbeiten. Ihr erstes Gegenüber auf amerikanischer Seite war George W. Bush gewesen, dann folgten über acht Jahre hinweg Barack Obama und schließlich Donald Trump.

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