Bis zu 100 Arbeitsplätze

Rote Karte: Geis-Logistik will sich in Eggolsheim ansiedeln

24.7.2021, 15:45 Uhr
Rote Karten: Die Bürger sind von den Geis-Plänen mehrheitlich nicht begeistert. 

© Marquard Och Rote Karten: Die Bürger sind von den Geis-Plänen mehrheitlich nicht begeistert. 

Zum Stand der Verhandlungen machte Bürgermeister Claus Schwarzmann (Bürgerbund) deutlich: „Das Unternehmen ist auf uns zugekommen. Als Bürgermeister bin ich verpflichtet, die Anfrage zu behandeln.“ Dies geschah wie üblich in der nichtöffentlichen Sitzung Anfang Juli. In dieser Sitzung sei die Anfrage begrüßt worden.

Kreisverkehr und mehr: Was die Spedition Geis in Eggolsheim plant

Geis plant, auf dem Gewerbegelände, auf dem bisher die Spedition Klumm und die Malerei Haller zu Hause ist, zu bauen. Außerdem sei die Spedition Klumm bereit, an Geis eine anliegende Fläche von 10.000 Quadratmetern zu verkaufen. Weiter führte der Rathauschef aus: Derzeit bestehe das Gebiet aus einer versiegelten Fläche mit 12.000 Quadratmetern, aus Ackerflächen (25.000 Quadratmeter) sowie 4000 Quadratmeter Grünland. Nach der gewerblichen Entwicklung seien in der bereits jetzt ausgewiesenen 30.000 Quadratmeter Gewerbefläche 26.000 Quadratmeter versiegelt. Der Natur vorbehalten blieben 15.000 Quadratmeter.

Ein neuer Kreisverkehr, der durch die Geis Gruppe auf Höhe des (dann zu verlegenden) Wertstoffhofs anzulegen sei, werde den bestehenden Kreisverkehr südlich Neuses entlasten. Die einmaligen Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf bezifferte Schwarzmann auf 220.000 Euro, die der Grunderwerbsteuer mit 50.000 Euro. Die jährlichen Grundsteuereinnahmen (40.000 Euro) und das Gewerbesteueraufkommen summiere sich in zehn Jahren auf 1,5 Millionen, in 25 Jahren auf voraussichtlich vier Millionen Euro.

Bis zu 100 neue Arbeitsplätze entstehen

Die Geis Gruppe – ein fränkischer Mittelständler – der eng mit den Firmen Siemens, Grundig, Semikron und Faber-Castell zusammenarbeitet, hat seine Pläne von Geschäftsführer Johannes Söllner vorstellen lassen: Sie sehen 1100 Quadratmeter für Büro und Montage vor, 18.000 Quadratmeter Lagerhaltung in einer 100 Meter langen Halle, in der die Arbeitsschritte Kommissionierung, Verpackung, Montage und Prüfungen geplant sind. Auf der Grünfläche hinter den Gebäuden mit Photovoltaik-Dächern werde ein Kinderspielplatz integriert.

In der Betriebszeit von 6 bis 22 Uhr würden täglich 30 Lkw an- und abfahren. „Durch den Geis-eigenen Kreisverkehr wird das Wohngebiet Bahnhofsiedlung nicht mehr belastet“, sagte Söllner. Er sprach von 70 bis 100 neuen Arbeitsplätzen. Bürgermeister Schwarzmann: "Alle Eigentümer sind einverstanden, heute sollen Anregungen kommen, die im Gemeinderat wider gespiegelt werden, für die Aufstellung eines Bebauungsplans“.

Walter Bessler: IG fordert Gesamtplanung ohne „Salamitaktik“

Johannes Söllner hatte das Mikrofon kaum aus der Hand gelegt, da schnellten die Hände aus Neuses schon hoch: Es möge „ketzerisch“ klingen, aber im Gemeinderat scheine schon alles beschlossen und Änderungen scheinen nicht mehr möglich, klagte eine Seniorin ihren Unmut. „Lärm und Schmutz durch Amazon und das Liaporwerk: Wir fordern eine Gesamtplanung, was in den nächsten Jahren noch auf uns zukommt und keine Salamitaktik“, machte Walter Bessler deutlich.

Tatsächlich sei das Dorf von vielen Baustellen betroffen, antwortete Schwarzmann. „Die Dorferneuerung wollen wir alle. Die Liapor besteht seit 50 Jahren. Zu den Immissionen stehen wir mit dem Landratsamt in Verbindung. Demnächst steht mit den Hallerndorfer Räten ein Ortstermin an – die IG kann gern teilnehmen“, so der Bürgermeister.

Klares Statement zum Amazon Logistikzentrum von Eggolsheims Bürgermeister Claus Schwarzmann

"Das Amazon Logistikzentrum war kein Projekt des Gemeinderates“, stellte Schwarzmann klar. Nach Gesprächen mit dem Unternehmen sei es in Unterstürmig ruhiger geworden. Ziel sei es, den Lkw-Verkehr an die A73 Ausfahrt Forchheim-Nord abzuleiten. „Wir greifen das an“, versicherte Schwarzmann.


Der Ärger reißt nicht ab: Fäkalien und Müll rund um das Amazon-Sortierzentrum in Eggolsheim


Lena Mollinus stand die Entrüstung im Gesicht geschrieben: „Das mit der Ableitung des Schwerlastverkehrs nach Forchheim stimmt überhaupt nicht", sagte sie und bezog sich dabei auf ihre persönlichen Erfahrungen als Anwohnerin. Deshalb fühle sie sich auch von den Geis-Plänen überrumpelt. Und sie zweifelt, dass es bei 30 Geis-Lastern täglich bleibt. Die „Überrumpelung“ wies Schwarzmann zurück. "Alle Pläne, Daten und Fakten werden im Rathaus ausgehängt."

Ludwig Endres kritisierte das Verhältnis von neuen Arbeitsplätzen, wenn dafür 26.000 Quadratmeter Fläche versiegelt werden müssten. Michael Tuffner stört die Kreisverkehr-Idee: „Wir bekommen einen neuen Kreisverkehr um den alten zu entlasten. Darin sehe ich keine Logik.“ Die Versammlung gab Schwarzmann und Söllner noch weitere Fragen zur Klärung mit. Sie drehen sich um Klimaschutz, Nachhaltigkeit oder CO2-Ausstoß. „Lebens- und Wohnqualität werden eingeschränkt. Wir würden nur noch auf hohe Wände sehen. Ich bin enttäuscht, wie wenig das die Handelnden interessiert“, sagte eine Anwohnerin.

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