Herzogenaurach: Aufregung wegen Studienfahrt nach Berlin

15.10.2020, 22:33 Uhr
Eine Oberstufenfahrt in die Hauptstadt in unsicheren Corona-Zeiten? In Herzogenaurach sorgen diese Ideen für Verwunderung.

© Christophe Gateau/dpa Eine Oberstufenfahrt in die Hauptstadt in unsicheren Corona-Zeiten? In Herzogenaurach sorgen diese Ideen für Verwunderung.

Seiner Ansicht wäre es besser, noch zu warten, bis die Lage besser eingeschätzt werden könne. Zum einen habe er auf die Gesundheit seines Sohnes zu achten. Zum anderen befürchtet er, dass er und seine Frau den Schwarzen Peter zugeschoben bekommen, wenn sie ihm die Teilnahme verbieten: "Ein Jugendlicher freut sich auf eine solche Fahrt und fühlt sich gegenüber seinen Kameraden benachteiligt, wenn sie ihm versagt wird."

Unternehmer hätten innerhalb von vier Tagen die Unterlagen zur Soforthilfe wegen Corona bei der Regierung einreichen müssen. Deshalb könne er nicht nachvollziehen, weshalb für die Fahrt ein solch langer Vorlauf benötigt wird.

Schell: Risiko wäre zu hoch

Der Leiter des Gymnasiums, Oberstudiendirektor Norbert Schell, ist wiederum über die Aufregung erstaunt. Eine Fahrt für 120 Schüler zu buchen, sei schließlich etwas anderes, als wenn eine Familie ein Hotelzimmer suche. Um der Aufsichtspflicht nachkommen zu können, müsse ein einheitliches Quartier gewählt werden. Außerdem kletterten die Preise kontinuierlich nach oben. Zudem herrsche eine große Nachfrage von Schulen aus ganz Deutschland, im Juni oder Juli Berlin zu besuchen — gerade um wegen Corona Fahrten ins Ausland zu vermeiden. Schell: "Wir können nicht riskieren, am Ende keine passende Unterkunft zu finden." Der Veranstalter habe garantiert, dass die gesamte Q11 bis 15. Februar ohne Kosten die Reise stornieren könne. Bei entsprechenden behördlichen Anordnungen sei ein Rücktritt noch bis zu einem Tag vor der Abfahrt möglich.

Eigentlich wollte der Gymnasiast bereits Anfang des Jahres an einer Studienfahrt nach Berlin teilnehmen. Wegen der Pandemie musste die Fahrt kurzfristig abgesagt werden. Der Vater moniert, dass er noch keine Rückerstattung des überwiesenen Preises erhalten habe.

"Wegen Überprüfung melden"

Laut Oberstudiendirektor Schell stellte das Ministerium das Geld im August zur Verfügung, worauf sofort mit der Rückerstattung begonnen wurde: "Bis auf ein oder zwei Fälle, wo die IBAN nicht stimmt, sind wir damit auch fertig. Wer noch nichts bekommen hat, soll sich an uns wenden, damit wir es überprüfen können. Das ist der normale Weg", stellt der Schulleiter heraus.

Der Vater kann es weiterhin nicht nachvollziehen, das sein Sohn innerhalb einer Viertelstunde zum Schwimmunterricht beim "Atlantis" und danach wieder ohne Mittagspause zurück zum Gymnasium laufen müsse, was de facto nicht zu schaffen sei. Hier versteht es Norbert Schell gleichfalls nicht, dass sich die Eltern nicht mit der Schule in Verbindung gesetzt haben: "Wir versuchen natürlich, dass ein Bus die Schüler zum Bad bringt. Jeder muss eben am Anfang des Schuljahres den Stundenplan durchgehen und eventuell einen anderen Kurs wählen, wenn es irgendwo knapp wird."

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