Wegen Baumängeln und angrenzender Wohnbebauung

Alte Feuerwache: Keine neue Heimat für Nürnbergs Kulturschaffende

22.7.2021, 14:29 Uhr
Auf die Alte Feuerwache hatten die Kulturexperten des Stadtrats als Spielstätte für kulturelle Veranstaltungen gesetzt - vergeblich. 

© Picasa, ARC Auf die Alte Feuerwache hatten die Kulturexperten des Stadtrats als Spielstätte für kulturelle Veranstaltungen gesetzt - vergeblich. 

Schlechte Laune im Kulturausschuss des Stadtrats: Eine Ortsbegehung bei der Alten Feuerwache, die klären sollte, ob das Gelände für kulturelle Freiluftformate infrage kommt, sorgte bei den Stadträten der Grünen und der Politbande gleich für dreifachen Verdruss. Zum einen waren sie – anders als Vertreter von SPD und CSU – nicht zu diesem Termin am 18. Mai eingeladen worden, zweitens erfuhren sie erst einen Monat später von dem Ergebnis und drittens fiel dieses auch noch negativ aus. Das Gelände an der Reutersbrunnenstraße kann derzeit nicht für kulturelle Zwecke genutzt werden.

Grüne stellten Dringlichkeitsantrag

Grünen-Stadträtin Natalie Keller verlangte via Dringlichkeitsantrag, dass das Thema nun wenigstens außerplanmäßig auf die Tagesordnung des Kulturausschusses kommt. Dem stimmten alle Stadträte zu.

Ende März hatten CSU, SPD, Grüne, Gute und Politbande in einem gemeinsamen Antrag die Stadtverwaltung aufgefordert, Flächen für Kulturveranstaltungen zu finden und dabei die Alte Feuerwache 1 zu priorisieren.

"Im Blindflug unterwegs"

Dass nun in dem Protokoll der Ortsbegehung zu lesen ist, dass die Feuerwehr das Gelände noch nutzt und dies potenzielle Kulturformate erheblich einschränken würde, stieß den Räten sauer auf.

"Ich bin vor den Kopf gestoßen wegen dieser Vorgehensweise", sagte etwa Ernesto Buholzer Sepúlveda (Politbande). "Mir war nicht klar, dass die Feuerwehr noch da ist." Zumal der für die Feuerwehr zuständige Bürgermeister Christian Vogel (SPD) gesagt habe, für das Gebäude nicht mehr zuständig zu sein.

"Wir waren jetzt drei Monate im Blindflug unterwegs", sagte Buholzer. "Das war kein kommunikatives Meisterwerk", stimmte Michael Ziegler (SPD) zu, und Keller hält es für "sehr mühsam, das Fass dauernd aufzumachen, ohne zu einer Lösung zu kommen".
Kulturbürgermeisterin Julia Lehner (CSU) sagte, dass die Zuständigkeit für das Gebäude in der Tat von Vogel auf die im Geschäftsbereich von Organisations- und Finanzreferent Harald Riedel (SPD) angesiedelte Dienststelle Zentrale Steuerung für Flächenmanagement übergegangen sei.

Vogel meldet sich zu Wort

Von Riedels Geschäftsbereich sei auch die Einladung für den Ortstermin ausgegangen. "Die Feuerwache steht nicht zur Verfügung. Das ist bei diesem Rundgang evident geworden", sagte Lehner.

Allerdings verwahrte sich der im Kulturausschuss nicht anwesende Vogel später im Gespräch mit unserer Zeitung dagegen, dass dies an den Übungen liegt, die die Feuerwehr dort durchführt. "Wenn es gewünscht ist, sind wir morgen draußen."

Es liegt nicht an der Feuerwehr

In einem Vermerk Vogels, der aber im Ausschuss nicht vorgetragen wurde, bringt der Bürgermeister dies auf folgende prägnante Formel: "Die Feuerwache steht nicht leer, weil die Feuerwehr sie nutzt, sondern sie wird durch die Feuerwehr genutzt, weil sie leer steht."
Die eigentlichen Gründe, die kulturelles Leben dort verbieten, seien die angrenzende Wohnbebauung und der marode Zustand des Geländes, führte Baureferent Daniel Ulrich (parteilos) im Ausschuss aus. Die Kulturschaffenden bekämen bei regelmäßigen Veranstaltungen wegen des Lärms "blitzschnell Probleme mit der Nachbarschaft". Zudem sei "das Gebäude nicht mehr nutzbar". Es habe seinen Grund, dass die Feuerwehr ausgezogen sei. "Die Wasserleitungen sind komplett am Ende", mit den Stromleitungen sehe es nicht viel besser aus, so Ulrich. Man könnte Besuchern keine vernünftigen Toiletten anbieten und den Künstlern keine stabile Stromversorgung.

Vogel sagte, dass sich die Feuerwehr dort noch aufhalten dürfe, weil sie "Bestandschutz" habe. Neben den besagten Übungen, die sie abhalte, nutze sie die Hallen des Geländes, um kostenfrei Materialien zur Pandemiebekämpfung einzulagern. Ansonsten müsste die Stadt Nürnberg hierfür Hallen anmieten.

Was die Kommunikationspannen betrifft, die die Stadträte der Stadtspitze vorwarfen, mahnte Ulrich angesichts der Herausforderungen durch die Corona-Krise Verständnis für die Referentenrunde an: "Wir hatten andere Prioritäten."

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