Die Esskastanie ist ein Multitalent
16.12.2020, 17:08 Uhr
Im Gegensatz zu den mächtigen Eichen in ihrer Nachbarschaft schauen sie noch recht klein und unscheinbar aus: Etwa 20 Esskastanien-Setzlinge wurden im Gehege der Dybowski-Hirsche am Schmausenbuck eingepflanzt. In einigen Jahrzehnten, denkt Jörg Beckmann, stellvertretender Direktor des Tiergartens Nürnberg, werden die jungen Bäume hoch gewachsen sein und mit mächtigen Kronen das Gelände beschatten.
Baumarten aus wärmeren Gefilden
Die Hoffnung von Beckmann und anderen Beteiligten an der Baum- und Waldstrategie: Die Esskastanien, aber auch andere Baumarten aus wärmeren und trockeneren Gefilden, könnten nach und nach heimische Arten ersetzten, die mit dem Klimawandel, Schädlingen und Pilzbefall nicht zurechtkommen.
Im Tiergarten, aber auch überall sonst im Stadtgebiet, leiden zum Beispiel die Eichenbestände unter einem heimtückischen „Killerpilz“: Phytophthora greift die Wurzeln an. Etliche Bäume, etwa im Colleggarten am Friedrich-Ebert-Platz, mussten schon gefällt werden. Auch im Gelände der Dybowski-Hirsche fiel ein Baumriese einfach um, weil seine Wurzeln abgefault waren.
Wertvolles Holz
Optisch sei die Esskastanie im weitläufigen Parkgelände des Tiergartens ein guter Ersatz für die Eichen, meint Jörg Beckmann. Aber für sie spricht noch mehr: „Sie ist ein Multitalent“, sagt der stellvertretende Zoodirektor. Das Holz sei – ähnlich wie Eiche - sehr wertvoll, belastbar und widerstandsfähig. Unter anderem könne man Gartenmöbel aus Kastanienholz herstellen. Im Frühjahr laben sich Bienen und andere Insekten an den Blüten. Und im Herbst freuen sich nicht nur Hirsche über die Früchte. Viele Menschen mögen sie geröstet als heiße Maroni oder als Füllung in der Weihnachtsgans.
Von den Römern eingeführt
Die Gefahr, dass sich die Esskastanie unkontrolliert ausbreitet, bestünde nicht, so Beckmann: „Bereits die Römer haben sie mitgebracht“, sagt er und berichtet von größeren Beständen in deutschen Weinanbaugebieten und im Taunus.
In den Wäldern rund um Nürnberg experimentieren gleichzeitig die Bayerischen Staatsforsten mit Atlas- und Libanonzeder. „Das sind Nadelbäume aus dem Mittelmeerraum, die dort in den Gebirgen sowohl Kälte als auch Wärme aushalten müssen“, erklärt Johannes Wurm, Leiter des Forstbetriebs Nürnberg.
Über 100.000 Jungbäume gepflanzt
Bei Neunhof im Knoblauchsland setzten seine Mitarbeiter kürzlich 1000 junge Zedern. Insgesamt 5000 Atlas- und 1000 Libanonzedern werden rund um Nürnberg, etwa bei Altenfurt, Brunn und Richtung Altdorf in verschiedenen Höhenlagen angepflanzt. Weitere 100.000 Jungpflanzen klimastabiler Baumarten brachte der Forstbetrieb Nürnberg im Herbst 2020 in die Erde. Zusätzlich wurden 3,25 Tonnen Eicheln auf 6,5 Hektar von insgesamt 24.000 Hektar Waldfläche, für die der Forstbetrieb Nürnberg zuständig ist, eingesät.
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