Fall 30 der Weihnachtsaktion

Eine Krankengeschichte ohne Gleichen

17.12.2021, 11:59 Uhr
Wer an einer Multiplen Chemikalien-Sensitivität leidet, reagiert mehr als über die Maßen empfindlich auf Stoffe in der Umwelt. Das reicht vom Deo über Putzmittel bis hin zu Abgasen oder Lacke.

© Jochen Tack Wer an einer Multiplen Chemikalien-Sensitivität leidet, reagiert mehr als über die Maßen empfindlich auf Stoffe in der Umwelt. Das reicht vom Deo über Putzmittel bis hin zu Abgasen oder Lacke.

Welche Beschwerden hat sie eigentlich nicht? Diese Frage stellt man sich unweigerlich, wenn man die Krankengeschichte von Dagmar M. (Name geändert) hört. Denn die Liste ihrer Probleme ist lang: Sie leidet zum einen an CFS. Dabei handelt es sich um ein chronisches Erschöpfungssyndrom oder chronisches Müdigkeitssyndrom (englisch: chronic fatigue syndrome). Es ist eine chronische Erkrankung, die sich vor allem durch eine außergewöhnlich schnelle körperliche und geistige Erschöpfbarkeit auszeichnet, die in extremen Fällen bis zu einer Behinderung führen, aber auch die Pflegebedürftigkeit zur Folge haben kann.

Während dieses Syndrom anerkannt ist, gilt dies für die MCS nicht, an der die 49-Jährige inzischen ebenfalls leidet. Dabei handelt es sich um eine so genannte Multiple Chemikalien-Sensitivität. Das heißt, dass sie mehr als über die Maßen empfindlich auf Stoffe in ihrer Umwelt reagiert. "Da reicht schon ein mit Weichspüler gewaschener Pullover oder ein Deo", wie sie sagt. Draußen machen ihr wiederum die Abgase zu schaffen.

Auch leidet sie an einer Zöliakie, eine immunologische Erkrankung des Darmes. Das wiegt umso schwerer, da sie kaum ein Nahrungsmittel verträgt. Auch leidet sie an einer EHS, einer so genannten Elektrohypersensibilität. Das heißt, dass sie auch Beschwerden hat, sobald sie in die Nähe von elektrotechnischen Geräten wie WLAN-Router oder Sendemasten kommt. Von manchen wird eine solche EHS belächelt, nicht ernst genommen. Das weiß auch Dagmar M. und ärgert sie. Auch was die fehlende Anerkennung ihrer MCS als Krankheit angeht.

Bereits seit 18 Jahren leidet sie unter den Symptomen ihrer vielen Gebrechen: von Kopfschmerzen über Muskelschmerzen, Tinnitus, Rheuma, Herzrasen und Durchfall bis hin zu fehlender Konzentration. Von den emotionalen Schwankungen ganz zu schweigen.

Beziehung zerbrach

"Irgendwann habe ich meinen Alltag einfach nicht mehr geschafft", erzählt sie. Daran sei im Grunde auch die Beziehung zum Vater ihrer 15-Jährigen Tochter zerbrochen. "Er kam einfach nicht mit der Situation zurecht." Seit sechs Jahren schlägt sie sich nun alleine mit ihrem Kind durch. Die Tochter muss unterdessen ohne Internet klarkommen, was während des Lockdowns mühsam war. "Die Lehrer musste alles per Post schicken", so Dagmar M.

An Arbeit ist bei der gelernten Einzelhandelskauffrau schon lange nicht mehr zu denken. Sie wurde inzwischen als 50 Prozent schwerstbehindert eingestuft. Bis dahin machte sie eine jahrelange Odyssee auf der Suche nach den Ursachen ihrer Beschwerden durch. "Ich weiß nicht, bei welchem Arzt ich nicht war."

Ihr Leben ist überschaubar geworden und spielt sich im Grunde nur in der Wohnung ab. "Meine Krankheiten haben mir alles zerstört. Die Beziehung, Freundschaften, alles." Hinzu kommt die finanzielle Last. Heute lebt sie von Erwerbsminderungsrente und Hartz IV. Ihre Tochter muss auf vieles verzichten. Ein Kinobesuch sei zum Beispiel nicht drin, wie sie sagt. Auch weil der Lebensunterhalt trotz des außerordentlich knappen Budgets kostspielig ist, da sie aufgrund ihrer Belastung nicht ohne Weiteres Essen aus dem Discounter verwenden kann, sondern vieles im Bioladen kaufen muss.

Anschaffungen, wie die dringend notwendigen Matratzen für sie und ihre Tochter, kann sie schlicht nicht stemmen. Zudem drücken Schulden, weil sie in eine andere Wohnung ziehen musste, nachdem ihr gekündigt worden war. Daher bitten wir heute herzlich um Spenden für Dagmar M., die stellvertretend für viele Menschen steht, die durch Krankheit an einer Erwerbstätigkeit gehindert werden.

Die „Freude für alle“-Spendenkonten:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11;

Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99;

Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72;

Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54.

Alle Spendernamen werden veröffentlicht (außer bei dem Vermerk „anonym“). Barspenden nehmen gerne die Geschäftsstellen der Zeitung an.


Gezielt und unbürokratisch: So hilft die Aktion "Freude für alle" des Verlags Nürnberger Presse (VNP) Menschen, die ins soziale Abseits und in Not geraten. Sie möchten spenden und sich an der Aktion beteiligen? Dann klicken Sie bitte hier. Alle Fälle der diesjährigen Weihnachtsaktion finden Sie unter diesem Link.

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