Erster Coronavirus-Fall in Nürnberg: Frau positiv getestet

1.3.2020, 18:08 Uhr
Erster Coronavirus-Fall in Nürnberg: Frau positiv getestet

© Marcel Kusch/dpa

Bereits am Samstagabend sei das Testergebnis übermittelt worden, teilt die Stadt Nürnberg mit. Die Frau hatte sich bei ihrem Ehemann angesteckt, bei dem während einer Geschäftsreise in der Nähe von Karlsruhe Sars-CoV-2 nachgewiesen wurde. Er wird derzeit in Baden-Württemberg behandelt - wo genau er sich infiziert hat, bleibt zunächst unklar. Auch die zwei Kinder der Frau und ihre Mutter standen zuvor unter häuslicher Quarantäne. Bei ihnen fiel der Test jedoch negativ aus. 

Sowohl dem Mann als auch seiner Ehefrau gehe es relativ gut, teilt die Stadt mit. Sie zeigen "nur geringe bis mäßige Krankheitssymptome". Bislang geht das Nürnberger Gesundheitsamt nicht davon aus, dass sich der mit dem Coronavirus infizierte Mann in Nürnberg angesteckt habe, sagt Referent Peter Pluschke. Es handele sich um einen Pastor, der beruflich viel unterwegs sei. Nach Informationen der Nürnberger Nachrichten ist der Mann in der Ecclesia Church aktiv, die Standorte in Nürnberg, Erlangen und Ansbach betreibt. Auf der Homepage kündigt die Gemeinde an, dass alle Veranstaltungen bis einschließlich 6. März abgesagt wurden - als "Vorsichtsmaßnahme" wegen des Cornaviruses. Derzeit läuft die Suche nach weiteren Kontaktpersonen.

"Haben Chance, das noch einzugrenzen"

Die Behörden setzen dabei auf eine sogenannte "Stamp Out"-Strategie, Experten vergleichen das mit einer Zigarette, die ausgestampft wird, um einen Waldbrand zu verhindern. Konkret heißt das: Im ersten Schritt werden Personen ermittelt und isoliert, die mit dem Erkrankten in engerer Verbindung standen. Wer etwa mindestens 15 Minuten mit einem Infizierten gesprochen habe oder in Berührung mit Speichel kam, der gilt als gefährdet. "Wir haben im Augenblick durchaus die Chance, das noch einzugrenzen", sagt Pluschke.


Das Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg hat eine Bürgerhotline zum Coronavirus geschaltet. Unter der Telefonnummer 09 11 / 2 31-1 06 66 sind montags bis donnerstags zwischen 8.30 Uhr und 16 Uhr und freitags zwischen 8.30 und 12 Uhr Fachkräfte erreichbar.


Derweil meldet das bayerische Gesundheitsministerium drei weitere Coronavirus-Fälle in Bayern - die Landkreise Freising, Starnberg und Ostallgäu sind betroffen. Bereits am Donnerstag erreichte Sars-CoV-2 Mittelfranken. Ein Mediziner aus Erlangen wurde positiv getestet, derzeit läuft die Aufarbeitung dessen, was in der Hugenottenstadt geschah. Fast 50 Corona-Verdächtige hat das Gesundheitsministerium bereits am Freitag identifiziert.

Sie hatten mit dem Arzt, der sich bei einem Kongress in München infiziert hatte, engeren Kontakt. Tests aber blieben bislang negativ, teilen die Behörden mit. Dem Erkrankten selbst gehe es gut, er habe nur leichte Symptome, klagt etwa über eine laufende Nase und Kopfschmerzen. "Sein Zustand aber ist stabil", sagt Johannes Eissing, Sprecher der Erlanger Universtitätsklinikum, wo der Mann derzeit auf der Isolierstation behandelt wird. 


Grippe, Coronavirus, Erkältung - was sind die Unterschiede?


Man bekomme viele Anrufe von besorgten Bürgern, sagt Eissing den Erlanger Nachrichten auf Anfrage. "Sie waren in Italien und wollen wissen, wie sie sich jetzt verhalten sollen. Das macht uns in der Notaufnahme aber natürlich Probleme." Der Sprecher rät, den Hausarzt zu kontaktieren - der könne bei verdächtigen Symptomen besser das weitere Vorgehen abklären. 

So wird Corona nachgewiesen

In der Regel wird das Coronavirus mit sogenannten molekularbiologischen Tests nachgewiesen. Dazu wird eine Probe aus den Atemwegen des Patienten entnommen - per Abstrich oder ausgehustetem Schleim. Unter idealen Bedingungen dauern derartige Tests in Spezial-Labors drei bis fünf Stunden.

In Erlangen stehen derzeit weitere Menschen unter häuslicher Quarantäne - etwa ein weiterer Mediziner, der mit seinem Kollegen in Kontakt stand. Der Orthopäde hatte den bereits infizierten Oberarzt am Dienstag zuletzt gesehen - und wird seit dem Wochenende deshalb isoliert. Erste Tests schlugen bei dem Mann nicht an, er muss jedoch dennoch zwei Wochen lang zuhause bleiben. Das zumindest sehen die Präventions-Vorschriften des Robert-Koch-Institutes (RKI) vor. 

Bereits am Sonntagmorgen meldete die Bundesbehörde, dass mittlerweile 117 Menschen in deutschland mit Sars-Cov-2, so der Name des Erregers, infiziert wurden. Betroffen sind zehn Bundesländer, in Nordrhein-Westfalen (66), Baden-Württemberg (15) und Bayern (19) gibt es die meisten Erkrankten. Weltweit wurden rund 85.000 Fälle der Lungenkrankheit Covid-19, die das Coronavirus auslöst, lokalisiert, die meisten davon in China (79.966), wo der Erreger erstmalig nachgewiesen wurde.

"Es werden sich wahrscheinlich 60 bis 70 Prozent infizieren"

Experten rechnen in den kommenden Tagen und Wochen mit steigenden Fallzahlen. "Es werden sich wahrscheinlich 60 bis 70 Prozent infizieren, aber wir wissen nicht, in welcher Zeit", sagte der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité. "Das kann durchaus zwei Jahre dauern oder sogar noch länger." Problematisch seien nur Vorfälle, die lokal gehäuft auftreten - deshalb seien die Behörden dabei, beginnende Ausbrüche zu erkennen und zu verlangsamen.

Hamsterkäufe auch in Franken

Überall in Franken wurden derweil Regale leergekauft, besonders Gemüsekonserven und Fertiggerichte waren vielerorts vergriffen. In Zirndorf etwa, oder in der Rhön, wo es in einzelnen Märkten keine Nudeln und passierte Tomaten mehr gab. "Auf eine erhöhte Nachfrage sind wir vorbereitet", sagte ein Sprecher des Handelsverbands Bayern am Samstag. In Einzelfällen sei es womöglich zu Hamsterkäufen gekommen, in der Fläche sei aber keine Zunnahme wahrnehmbar.

Die Bundesregierung rät, für Extremfälle Vorräte für zehn Tage zu horten - bereits im August 2016 stellte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eine Liste mit Lebensmitteln zusammen, mit denen man über eine Woche autark leben könne. Dazu gehören Vollkornbrot, Bohnen in der Dose und gut 28 Liter Wasser pro Person.

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