Hohe Spendenbereitschaft

"Freude für alle": Über 300.000 Euro für ukrainische Flüchtlinge in unserer Region

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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31.3.2022, 10:00 Uhr
Stolz präsentiert Christian Otzko seine Friedensbuttons. Weil in den Boxdorfer Werkstätten streng auf Abstände zur Verringerung von Corona-Infektionen geachtet wird, wurde auf Gruppenaufnahmen rund um die Button-Präge verzichtet.  

© Stefan Hippel, NNZ Stolz präsentiert Christian Otzko seine Friedensbuttons. Weil in den Boxdorfer Werkstätten streng auf Abstände zur Verringerung von Corona-Infektionen geachtet wird, wurde auf Gruppenaufnahmen rund um die Button-Präge verzichtet.  

Tag für Tag kommen neue Flüchtlinge aus der Ukraine in Nürnberg und der Region an - und die Hilfsbereitschaft ist weiter enorm. Das zeigt sich auch bei der Aktion "Freude für alle" des Verlags Nürnberger Presse (vnp): Auf ihren Spendenkonten sind seit Anfang März bereits knapp 320.000 Euro eingegangen - ausdrücklich bestimmt zur Unterstützung und Aufnahme von Menschen, die den russischen Angriffen entgangen sind und nun im Großraum Nürnberg mit den angrenzenden Landkreisen Aufnahme finden, und sei es nur eine Bleibe auf Zeit.

Viele Spenden erfolgten spontan und noch vor der Entscheidung des Verlags zu einer breiter angelegten Solidaritätsaktion für die Ukraine. In die ist "Freude für alle" natürlich eingebettet, aber anders in der Weihnachtszeit ohne tägliche Aufrufe. Aus gutem Grund: Viele, wenn nicht die meisten bisher aufgenommenen Flüchtlinge werden privat betreut und versorgt - erst nach und nach zeichnet sich ab, wo genau Hilfebedarf besteht und wie groß er ist. Viele sollen und wollen ihren Lebensunterhalt ja auch möglichst rasch eigenständig bestreiten.

Neben Privatleuten engagieren sich auf vielfältige Weise auch Firmen und Vereine - oft mit Sachleistungen, aber eben auch finanziellen Zuwendungen. Das Motto "Jeder kann etwas tun" nahmen sich auch die Beschäftigten und Mitarbeitenden der Boxdorfer Werkstätten des Vereins für Menschen mit Körperbehinderung zu Herzen. Dabei ist der Werkstattlohn bekanntlich äußerst schmal - umso ungewöhnlicher, wenn Betroffene trotzdem noch etwas für andere abzwacken, die in Not geraten sind.

Zeichen für Respekt

"Die Kriegsereignisse haben alle sehr betroffen gemacht, sowohl die rund 180 Werkstatt-Mitarbeiter wie unsere hauptamtlichen Angestellten", stellt Geschäftsführer Thomas Wedel fest. Aber was tun? Um Zeichen für ein respektvolles Miteinander "im bunten und multikulturellen Mikrokosmos der Werkstatt für behinderte Menschen und der Förderstätte" zu setzen, so Wedel weiter, sei die Wahl auf die Gestaltung von Friedensbuttons gefallen.

Reihum darf jede und jeder einen oder mehrere Anstecker gestalten - abgegeben werden sie gegen Spenden zwischen 50 Cent und 25 Euro. Die Materialkosten trägt die Werkstatt. Im ersten "Schwung" kamen schon mehr als 600 Euro zusammen. Viele Pfunde auf die Spendenwaage bringt auch das Nürnberger Buchhaus Thalia-Campe: Über Wochen und Monate hinweg haben sich die Spendenbüchsen an den Kundenkassen mehrfach gefüllt - die Berge von Hartgeld waren zwar überwiegend schon vor dem mörderischen Angriff auf die Ukraine für "Freude für alle" gespendet worden, stehen jetzt aber ebenfalls für die Unterstützung von Flüchtlingen zur Verfügung.

Aus dem "Freude für alle"-Topf wurden bisher Fördermittel in Höhe von 110.000 Euro abgerufen und ausgegeben. Hilfen werden aber vermutlich noch auf längere Sicht unerlässlich sein. Ein erster Schwerpunkt lag bei der Vergabe von Einkaufsgutscheinen für Neuankömmlinge, damit diese sich rasch wenigstens Lebensmittel besorgen konnten. Das ist inzwischen so nicht mehr nötig, da eine Versorgung über die Tafel möglich ist und den Flüchtlingen auch staatliche Leistungen zustehen.

Hoher Bedarf für Kinder

Einen zweiten, noch größeren Block bilden Hilfen zur Anschaffung speziell von Mobiliar für Kinder, etwa von Hochstühlen, wie zur Ausstattung von Wohnraum. Zu den Organisationen, die sich hier engagieren, gehören beispielsweise das Rote Kreuz und die Sinn-Stiftung. Die Sozialbetreuung in Sammelunterkünften wie dem früheren Hotel Tassilo wird von "Freude für alle" über die Nürnberger Caritas unterstützt, die dort Mitarbeiter einsetzt. Direkte Hilfen werden aber etwa auch für Klientinnen der Schwangeren- oder der Migrationsberatung des Wohlfahrtsverbands benötigt - und darüber hinaus ganz allgemein für Kinderpflege und -betreuung.

In Aussicht gestellt, aber noch nicht abgerufen sind aktuell Spendenmittel für Gruppen von Minderjährigen, die ohne Eltern oder andere Verwandte in Franken "gelandet" sind und nun hier betreut werden. Da weiter ungewiss ist, wie lange und in welcher Höhe Spenden für ukrainische Flüchtlinge benötigt werden, muss "Freude für alle" sich vorsichtshalber vorbehalten, mit Zuwendungen auch andere Hilfsbedürftige zu bedenken.

Wenn auch Sie helfen wollen, bitten wir um Überweisungen auf eines der Spendenkonten von "Freude für alle" :

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11

Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72

Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99

Alle Zuwendungen sind steuerbegünstigt. Zur Ausstellung von Spendenbestätigungen (für Beträge über 200 Euro) bitte vollständige Adresse bei Überweisungen mit angeben.

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