Trockenheit im fränkischen Frühling: Sehnsüchtiges Warten auf Regen

20.4.2020, 15:12 Uhr
Nicht nur in der Landwirtschaft hofft man auf Regen.

© Philipp Schulze, dpa Nicht nur in der Landwirtschaft hofft man auf Regen.

"Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus", verheißt ein bekanntes deutsches Volkslied. Nun, so war es mal. Schon Mitte April blicken wir auf belaubte Bäume. Und Spaziergänger im Pegnitzgrund wandern über Risse im Wiesenboden, als hätten wir Hochsommer. Ein Blick in die Statistik: "Wir hatten 150 Millimeter Regen, 100 Milliliter davon fielen allerdings im Februar", gibt Volker Nachtmann, stellvertretender technischer Werkleiter der Stadtentwässerung und Umweltanalytik (SUN), zu bedenken.

"Seit 10. März haben wir keinen nennenswerten Regen, es ist aktuell ziemlich trocken. Wobei Nürnberg und die Sahelzone nicht weit auseinander liegen", witzelt er über die hier generell eher geringen Niederschläge. Aktuell haben die in Nürnberg verteilten 18 Regenmess-Stationen nicht viel zu tun.

So ist auch der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR) bereits in der Woche vor Ostern in die Wasserversorgung von Bäumen und Bepflanzungen der Stadt eingestiegen. "Vier Lkw, die im Sommer für die Wasserversorgung umgerüstet werden, sind im Einsatz; auch die Bewässerungsanlage in der Spitalgasse, die sechs Bäume unterirdisch versorgt, haben wir aktiviert", sagt der Leiter der Baumkontrolle und Baumpflege bei SÖR, Karl Peßler.


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Unterstützt werde SÖR durch vier weitere Gießfahrzeuge von spezialisierten Firmen. Blumenflächen, Straßenbegleitgrün, Kübel und mobile Bäume brauchen dringend Wasser und werden nach Gießplänen regelmäßig versorgt. "Das ziehen wir jetzt bis Oktober durch, je nachdem, was der Himmel spendet."

Nürnberg: Gießwagen sind im Einsatz

Besonders gießbedürftig seien Bäume, die etwa in der Fußgängerzone oder auf einer Tiefgarage stehen, wie die "chinesischen Birnen" über dem Parkhaus der Nürnberger Akademie und am Rosa-Luxemburg-Platz. Zwei neue Mitarbeiter habe man für die Arbeit auf den Gießwagen eingestellt, um flexibler zu sein: "Noch fahren wir eine Schicht, es könnten auch zwei Schichten am Tag nötig werden." Bäume und Anpflanzungen stehen im Vordergrund, es sei jedoch angedacht, auch mehr in die Wasserversorgung der Fläche einzusteigen.

Was können Baumpaten oder Bürger tun, die helfen möchten? "Bis zu zwei Mal in der Woche mit etwa 200 Litern einen Baum durchzuwässern wäre toll. Wer nur mit der Gießkanne an den Baum ran kommt: Bitte einfach so viel wie möglich gießen", so der 57-Jährige. Wer Mängel oder leidende Bäume entdeckt, möge bitte das Servicetelefon von SÖR nutzen. "Auch sind wir für jeden dankbar, der sich als Baum- oder Bewässerungspate meldet." Allerdings müsse man sich für das Wässern Zeit nehmen: "Je trockener die Erde ist, desto weniger aufnahmefähig ist sie."

So fließe ein Regenschauer nach langer Trockenheit übers Blätterdach der Bäume seitlich ab. "Das bringt dem Baum quasi nichts. Deshalb sind unsere Fahrzeuge häufig auch unterwegs, wenn es regnet – und müssen sich von den Leuten nicht selten komisch ansehen lassen", erzählt er. "Es ist nicht ungewöhnlich, Mitte April zu gießen. Aber ich tippe darauf, dass es leider erneut ein eher trockenes Jahr wird."

Die Hoffnung auf einen weichen, regelmäßigen Landregen über mehr als einen Tag hinweg ist auch im Knoblauchsland, dem größten zusammenhängenden Gemüseanbaugebiet Bayerns, groß. "Für unsere sandigen Böden, die Wasser schlecht speichern können und schnell wieder abgeben, wäre das besonders wichtig", erklärt Peter Höfler, Kreisobmann beim Bayerischen Bauernverband für die Stadt Nürnberg. "Wir fangen ja auch das Niederschlagswasser von den Dächern der Gewächshäuser in Speichern auf und verschneiden es mit Wasser vom 'Wasserverband Knoblauchsland', um es wieder zur Bewässerung im Gewächshaus einzubringen." Doch der Wunsch, die Speicher wieder auffüllen zu können, bleibt schon länger und wohl auch vorerst unerfüllt.


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Gab es im Februar bei den ersten Pflanzungen im Freiland fast zu viel Regen für die Pflanzen, "hatten wir hier nun seit dem ersten März nahezu keine Regenfälle. Jegliches Gemüse im Freiland ist unter Bewässerung. Was nicht bewässert ist . . ." Höfler greift in den Feldboden neben sich: Staubtrockene Erde rieselt durch seine Finger.

Waldbrandgefahr ist im April sehr groß

Kann man den Pflanzen im Privatgarten, in der Stadt oder auf den Feldern noch mit zusätzlichem Nass helfen, befeuert die Trockenheit die Waldbrandgefahr im Forst rund um die Noris nun täglich mehr: "Im April/Mai ist die Gefahr am größten, da die trockenen Gräser des alten Jahres den Boden bedecken und wir sehr viele Glasscherben von achtlos weggeworfenen Flaschen im Wald haben.

Die Scherben wirken wie ein Brennglas", skizziert Peter Pröbstle, Leiter der Unteren Forstbehörde beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, ein Szenario der Selbstenzündung.

Das neue Gras sprieße zwar schon, doch habe man erst in ein bis zwei Monaten mehr Grün auf dem Boden. Durch den relativ üppigen Niederschlag im Februar, sei die Situation der Bäume im Sebalder und Lorenzer Wald zwar noch als normal zu bezeichnen. "Doch die tieferen Schichten der Waldböden sind nach wie vor trocken, da es auch im November/Dezember relativ wenig geregnet hat."


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Wer den Wald durchstreift und sich über herumliegendes Holz, Äste und feineres Reisig wundert, sollte sich nicht daran stören: "Da sind jede Menge Nährstoffe drin", klärt Pröbstle auf. "Wenn wir das herausholen, plündern wir tatsächlich unsere Wälder aus. Auch viele Tierarten wie Käfer, Eidechsen, Insekten, Mäuse oder auch der Zaunkönig brauchen das Totholz in großen Mengen zum Überleben. In Wurzeltellern umgefallener Bäume etwa nistet, wenn es gut läuft, sogar der Eisvogel."

Es bleibt die Hoffnung

Natürlich sei der Wald auch ein Erholungsgebiet, das jetzt nicht so aufgeräumt aussehe. "Aber für den Natur- und Waldschutz ist das Holz wichtig", wirbt er um Verständnis und bittet Spaziergänger im Wald um Mithilfe: Nicht Rauchen, kein Feuer machen – klar. "Und wer Brandgeruch wahrnimmt, möge es bitte sofort der Feuerwehr melden. Wir überwachen den Wald täglich aus der Luft, doch da sehen wir ein Feuer erst, wenn eine Rauchsäule aufsteigt." Was folgt nach den trockenen Jahren 2018 und 2019? Peter Pröbstle atmet tief durch. "Es regiert das Prinzip Hoffnung, dass wir noch ein einigermaßen normales Frühjahr und einen ebensolchen Sommer haben werden."

Service-Telefon SÖR: 231-7637 (Mo.-Do. 8.30 bis 15.30, Fr. 8.30 bis 13 Uhr).

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