Erntehelfer im Landkreis Roth: Durchatmen nach dem Schock

16.4.2020, 06:00 Uhr
Erntehelfer im Landkreis Roth: Durchatmen nach dem Schock

© Foto: Günther Wilhelm

Bundesweit gibt es ein Kontingent von jeweils 40.000 Erntehelfern im April und Mai. Wie es aktuell vor Ort aussieht? "Wenn es gut läuft, dann kommt ungefähr die Hälfte der sonst üblichen Zahl", beschreibt Thomas Schmidt die Situation. "Aber das ist von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich." Stellvertretend ein Stimmungsbild aus drei Höfen. 


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Herbert Adel aus Schwabach kann seit gestrigem Mittwoch durchatmen. In normalen Jahren unterstützen zwölf Erntehelfer aus Polen seinen Betrieb in Nasbach. Diesmal hatten immerhin sieben zugesagt, und die sind alle gekommen. "Da bin ich schon erleichtert", sagt er. Den ersten Spargel hat es auch bei ihm schon kurz vor Ostern gegeben. "Da haben uns Freunde und Bekannte ausgeholfen.

Wer halt gerade Zeit hatte", berichtet er. Mit den polnischen Ganztageskräften kann er der gerade anlaufenden Spargelernte "eher entspannt" entgegensehen. Auf die neue Situation reagiert er flexibel. "Wir fahren Sparprogramm", erklärt Herbert Adel. "Auf die am wenigsten ergiebigen Flächen verzichten wir." Das sind rund 30 Prozent, etwa vier Hektar. "Aber unseren Hofladen können wir in jedem Fall bestücken, und das ist für uns am wichtigsten."

Vier von fünf sind da

Erntehelfer im Landkreis Roth: Durchatmen nach dem Schock

© Foto: Günther Wilhelm

Bei Johannes Spachmüller aus Haag hat sich die Unsicherheit ebenfalls "zum Positiven entwickelt": Vier seiner sonst fünf polnischen Spargelstecher sind wieder gekommen. "Damit komme ich zurecht." Auch die strengen Vorschriften seien kein großes Problem. Die Erntehelfer dürfen in den ersten beiden Wochen nur vom Hof zum Feld, aber nicht selbst einkaufen. "Das müssen sie auch nicht", sagt Johannes Spachmüller, dessen Mutter für bestes Essen sorgt.


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Und auch die Unterbringung ist aktuell ideal. Da der Betrieb auch auf mehr Helfer eingestellt ist, hat momentan jeder ein Einzelzimmer. "Das sind ja für uns nicht nur Arbeiter", betont Johannes Spachmüller. Er kann sich auf einen Helferstamm verlassen, der schon seit Jahren auf den Hof kommt. "Das ist ein freundschaftliches Verhältnis."

Seine gute Laune behalten hat auch Tobias Merkenschlager aus Hauslach bei Georgensgmünd. Und das, obwohl bei dem Hopfenbauern noch kein osteuropäischer Helfer eingetroffen ist. "Sonst sind es sechs, jetzt wollen zumindest zwei Rumänen unbedingt kommen", berichtet er. Statt dessen unterstützen ihn nun sechs deutsche Helfer, für die Landwirtschaft eine völlig neue Erfahrung ist. "Die sind wahnsinnig motiviert", ist Merkenschlager begeistert.


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Zwei davon sind Paul Pfeiffer (21) aus Nürnberg und Osmar Prebot Suris (30), der eigentlich in Ecuador wohnt, aber nach einem Familienbesuch in Deutschland wegen Corona nicht mehr zurückfliegen konnte. "Ich wollte nicht nur herumsitzen, sondern aktiv sein", erklärt er. Das Anlegen eines Hopfenfeldes sei eine großartige Erfahrung. "Wenn man weiß, wie viele Arbeit da drinsteckt, trinkt man sein Bier mit noch mehr Genuss", sagt er schmunzelnd.

"Es ist einfach genial", findet auch Paul Pfeiffer, "man lernt viel über Hopfen und die Arbeit macht total Spaß." Dabei ist das Fixieren der Hopfendrähte im Boden durchaus ein Knochenjob. "Ja, anstrengend ist es schon", sagt Paul Pfeiffer, "dafür spart man sich das Fitness-Studio."


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