Cupra Leon 1.4 e-Hybrid im Fahrbericht

19.4.2021, 11:26 Uhr
Cupra Leon 1.4 e-Hybrid im Fahrbericht

© Hersteller

Wie er aussieht: Zugegeben – als Seat uns zum ersten Mal das Logo seiner sportlichen Untermarke Cupra gezeigt hat, runzelten wir die Stirn. Dieser Kupferton – wie schwülstig ist das denn?

Heute leisten wir Abbitte. Nicht nur am Cupra Leon lässt sich besichtigen, wie schick sich die Signaturfarbe macht, vor allem in Kombination mit einer Lackfarbe wie "Graphene Grau". Der fünftürige Spanier ist das, was man gemeinhin einen Hot-Hatch nennt, einen PS-starken Kompaktsportler also. Ganz schön schneidig sieht er aus, vergrößerte Lufteinlässe und eine prägnante Frontschürze dominieren das Gesicht, an den Flanken unterstreichen aufpreispflichtige Seitenschweller (380 Euro) den sportlichen Auftritt, das Heck schmückt sich mit einem durchgehenden Leuchtenband, einem Diffusor sowie den Doppel-Endrohren der Auspuffanlage, die – natürlich – einen Kupferton tragen. Und besonders gut macht es sich, wenn der Teilzeitstromer auf dem großen Fuß von 19-Zoll-Leichtmetallrädern lebt.  

Fürs Protokoll: Alternativ zur fünftürigen Daseinsform gibt es den Cupra Leon e-Hybrid auch als Kombi "Sportstourer", kurz: ST.

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Wie er eingerichtet ist: Auch im gleichermaßen wertigen wie sportlich-schicken Interieur ist vielerorts die Farbe Kupfer präsent – an den Umrandungen der Lüftungsdüsen beispielsweise, oder am Logo auf dem Lenkrad. Die hervorragenden Sportschalensitze sind ebenso serienmäßig wie das Ambientelicht und das voll digitalisierte, voll vernetzte "Virtual Cockpit" samt Zehn-Zoll-Infotainment und Navi.

Erfolglos tasten die Finger in der Mittelkonsole nach dem Startknopf,  Cupra-typisch – man kennt das schon vom Formentor – sitzt er im Lenkrad, ebenso wie der Cupra-Button für die Fahrmodi.

An das nahezu vollständig von konventionellen Tastern und Knöpfen befreite Bedienkonzept muss man sich erst gewöhnen - nicht alles, was Old School war, ist auch schlecht gewesen. Manche der neuen Gepflogenheiten erfasst man schnell – die Steuerung der Lichtfunktionen über ein Touchpad links neben dem Lenkrad beispielsweise, und auch dass Sitzheizung und Belüftung via Bildschirm zu aktivieren sind, ist rasch verinnerlicht.

Mit den Slidern für Temperatur und Lautstärke sind wir hingegen nicht Freund geworden, zumal sie – anders als im VW Arteon, aber analog zum Golf – unbeleuchtet bleiben. Immerhin: Wie laut oder leise es im Leon zugehen soll, lässt sich auch über ein kleines Rändelrädchen am Lenkrad einstellen.

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Wie viel Platz er hat: Für einen Kompaktwagen bietet der Cupra Leon ein gutes Raumgefühl, auch die Fondpassagiere würden dem nicht widersprechen. Der Kofferraum des e-Hybrid schrumpft unter dem Platzbedarf der Batterie allerdings von 380/1301 auf 270/1191 Liter. Ein variabler Gepäckraumboden bleibt dem Kombi "Sportstourer" vorbehalten, weshalb sich das Ladekabel im Fünftürer immer irgendwie störend durch das eigentliche Ladeabteil ringelt.

Was ihn antreibt: Der Cupra Leon e-Hybrid teilt sich die Plug-in-Hybridtechnologie mit den Geschwistern Golf GTE, Audi A3 45 TFSi e und Skoda Octavia RS iV. Das wiederum heißt, dass ein 110 kW/150 PS starker 1,4-l-Turbo-Vierzylinder und ein Elektromotor mit 85 kW/115 PS Teamwork betreiben. Unter dem Strich stehen eine Systemleistung von 180 kW/245 PS und ein vielversprechendes Drehmoment von 400 Newtonmetern.

Serienmäßig schickt ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe die Antriebskräfte an die Vorderräder. Die essenziellen Fahrstufen lassen sich über einen Mini-Wählhebel auf der Mittelkonsole ansteuern; wer die Gänge im Detail sortieren möchte, kann dies über Schaltwippen am Lenkrad tun.

Die Lithium-Ionen-Batterie des Hybridsystems bietet eine Kapazität von 12,8 kWh.

Wie er sich fährt: Es ist schon eine feine Sache, das superleise Vorankommen im Elektromodus. Bis zu einer Geschwindigkeit von 130 km/h lässt sich solches Stromern machen, mit der Reichweite wollen wir uns später beschäftigen.

Als unser Lieblings-Fahrmodus erwies sich „Hybrid“. Auch hier startet der Leon zunächst elektrisch, bei etwa 60 km/h schaltet sich der Verbrenner zu, und fortan entwickelt sich ein fein austariertes, harmonisches und unauffälliges Miteinander der beiden Antriebswelten. Der elektrische Boost macht sich vor allem beim Beschleunigen und bei Zwischensprints bemerkbar, ansatzlosen Schub entwickelt der Leon da, den Sprint von 0 auf 100 km/h bewältigt er in 6,7 Sekunden, maximal ist er 225 km/h schnell.

Festzustellen bleibt allerdings auch: Wenn nurmehr der Verbrenner für den Vortrieb zuständig ist, merkt man halt doch, dass man es mit einer 1,4-l-Maschine und nicht mehr als 150 PS zu tun hat. Die explosive Power von Cupras Top-Leon 2.0 TSI, den 300 PS antreiben, erreicht der e-Hybrid nicht. Da muss der Kunde einfach wissen, was er will: Kompromisslose Mega-Leistung – oder etwas weniger Kraft, dafür aber die Möglichkeit zum lokal emissionsfreien Cruisen.

Ansonsten gibt es hohe Lenkpräzision zu konstatieren, ferner den Umstand, dass der Cupra Leon e-Hybrid auch bei forcierter Gangart sportlich-stabil auf Kurs bleibt, engagiert durch Kurven wedelt und das Fahrwerk einen ganz hervorragenden Mix aus Sicherheit und Komfort bietet.

Cupra Leon 1.4 e-Hybrid im Fahrbericht

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Über den Cupra-Button am Lenkrad – alternativ auch über den Touchscreen – lassen sich die Fahrprofile Individual, Comfort, Sport und der extrascharfe Cupra-Modus einstellen; trifft letzterer auf das elektrische Fahrprogramm, ergibt sich die etwas skurrile Situation, dass der Soundgenerator das Interieur trotzdem mit dramatisch bollernden Turbo-Klängen beschickt.

Wie weit er elektrisch kommt: In der Theorie 52 Kilometer. Die Praxis hängt davon ab, wie schonend man mit den elektrischen Reserven umgeht. Auf unser extrem vorsichtigen Sparrunde haben sie für 80 Kilometer gereicht, realistisch sind indes Werte zwischen 40 und 50 Kilometern. 

Was er verbraucht: Als Langzeit-Wert notierten wir 4,5 l Sprit/100 km und 8,8 kWh Strom auf die Distanz. Ausschließlich elektrisch betrieben, nahm der Cupra e-Hybrid 22 kWh Strom pro 100 km, im reinen Verbrenner-Betrieb 7,2 l. Wer heftig aufs Gas geht, sollte mindestens eine 8 vor dem Komma einkalkulieren.

Wissen muss man, dass der Tankinhalt beim e-Hybrid nur 40 Liter – sonst 50 Liter – beträgt.

Wie er lädt: Wie die meisten Plug-in-Hybride nur einphasig. An der 230-Volt-Haushaltssteckdose ist der Akku in knapp sechs Stunden befüllt. Wechselstrom aus der Wallbox oder öffentlichen Ladestation fließt bis 3,6 kW, einmal Vollladen dauert rund dreieinhalb Stunden. Das entsprechende Mode-3-Typ-2-Ladekabel kostet 175 Euro extra. DC-Schnellladen ist nicht möglich.

Cupra Leon 1.4 e-Hybrid im Fahrbericht

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Was er bietet: Serienmäßig unter anderem 18-Zoll-Leichtmetallräder, adaptive Fahrwerksregelung, elektrisch anklapp- und beheizbare Außenspiegel, 3-Zonen-Klimaanlage, Virtual Cockpit, 10-Zoll-Navi, Ambientelicht, Voll-LED-Scheinwerfer, Sportschalensitze und das „smarte“ Ambientelicht, das beim Öffnen der Fahrertür das Cupra-Logo auf den Boden neben dem Fahrzeug projiziert und über Lichtleisten an der Türinnenseite vor Objekten im Toten Winkel warnt.

An sinnvollen Extras lässt sich beispielsweise das Fahrassistenz-Paket XL (930 Euro) hinzubuchen, das elektronische Beifahrer wie die automatische Distanzregelung bis 210 km/h, den Fernlicht- und den Spurhalteassistenten, ein Ausstiegswarnsystem sowie die Verkehrszeichenerkennung an Bord des sportlichen Spaniers mit den zwei Herzen bittet.

Was er kostet: Ab 38.795 Euro. Damit liegt der Cupra Leon e-Hybrid deutlich unterhalb des Golf GTE und des Audi A 45 TFSIe. Abzugsfähig ist die Umweltprämie in Höhe von 7177,50 Euro brutto, Dienstwagenfahrer können die steuerliche „0,5-Prozent-Regelung“ nutzen.

Alternativ zum 245-PS-Modell gibt es den "kleinen" Cupra Leon e-Hybrid mit 150 kW/204 PS. Hier liegt der Einstiegspreis bei 37.300 Euro.

Was wir meinen: Der Cupra Leon e-Hybrid kombiniert sportives Vorankommen erfolgreich mit den Möglichkeiten lokal emissionsfreien Vorankommens. Seine schicke Optik stellt das konservativere Kleid des Golf GTE durchaus in den Schatten, und der Preis erscheint angesichts der umfangreichen Ausstattung völlig angemessen. Wie bei allen Plug-in-Hybriden ist eine Anschaffung freilich nur dann sinnvoll, wenn häufiger Kurzstrecken-Einsatz die Gelegenheit zum Ausschöpfen der elektrischen Möglichkeiten bietet – und wenn zuhause idealerweise eine Wallbox unkompliziertes Aufladen gestattet.

Ulla Ellmer

Die Daten des Cupra Leon 1.4 e-Hybrid

VERBRENNUNGSMOTOR: Hubraum 1395 ccm, Zylinder 4, Leistung 110 kW/150 PS bei 5000 - 6000/min, max. Drehmoment 250 Nm bei 1550 - 3500/min. ELEKTROMOTOR: Leistung 85 kW/115 PS. Systemleistung 180 kW/245 PS, Systemdrehmoment 400 Nm.   Batterietyp Lithium-Ionen, Kapazität 12,8 kW/h. Ladeanschluss 1-phasig, Typ 2 bis 3,6 kW. Spitze 225 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 6,7 sec. Elektrische Reichweite WLTP 52 km. Normverbrauch WLTP 1,4 – 1,3 l S/100 km, 15,7 – 15,4 kWh Strom/100 km, Testverbrauch Langzeit 4,5l S/100 km, 8,8 kWh/100 km. CO2-Emission 31 - 30 g/km, Schadstoffklasse Euro 6 AP, Energie-Effizienzklasse A+. Länge 4,40 m, Breite 1,80 m, Höhe 1,44 m, Kofferraum 270 - 1191 l. Leergewicht 1671 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2070 kg, Zuladung 474 kg, Kraftstoff-Tank 40 l. 6-G-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 13 (KH), 22 (VK), 21 (TK). Preis ab 38.795 Euro.