Ford Ranger Raptor: Räubert durchs Gelände

10.8.2019, 18:02 Uhr
Ford Ranger Raptor: Räubert durchs Gelände

© Hersteller

Es wundert eigentlich nicht, dass eine Gruppe von Käufern auf große, starke Pick-ups steht - trotz aller Kritik in letzter Zeit. Für sie ist der neue Raptor genau das richtige Fortbewegungsmittel oder auch häufig ein Teil ihrer beruflichen Arbeit - Forstleute, Baustellenleiter, Handwerker gehören dazu. Manche mögen zudem den imposanten optischen Auftritt der Spezies und viel Power unter der Haube. Ganz so wie beim neusten Performance-Modell. "Das ist das, was wir besonders gut können" sagt Hans-Jörg Klein von der Ford-Geschäftsführung und sieht den Raptor als "Impulsgeber" für die gesamte Ranger-Baureihe, ähnlich wie bei anderen starken Modelle der Marke, insbesondere dem ebenfalls neuen Focus ST.

Erst raufklettern, dann reinsetzen

Da steht er nun vor uns, der Raptor. Erst mal hinaufgeklettert wie bei einem echten Nutzfahrzeug, thronen Fahrer und Passagiere in der 5,54 Meter langen "Doppelkabine" mit bis zu fünf Sitzplätzen über der Masse der anderen Verkehrsteilnehmer. Startknopf gedrückt und schon geht's los: Die 156 kW (213 PS) drücken uns in die wohlgeformten Sitze, sehr außergewöhnliche 500 Newtonmeter Drehmoment ab 1750 Touren lassen bei Gaspedaldruck grüßen. Immerhin 2,6 Tonnen Leergewicht müssen bewegt werden. Der Zweiliter-Biturbo, ein Vierzylinder mit abgasreinigendem SCR-Kat und AdBlue-Tank, arbeitet recht dezent, das Geräuschniveau bleibt selbst bei zügiger Fahrt niedrig. Angenehm mühelos wechselt die 10-Gang-Automatik die Fahrstufen. In flotten 10,6 Sekunden erreicht der Pick-up die 100er-Marke auf dem, zügig geht es weiter bis zur Spitze von 170 km/h (abgeregelt).

Ford Ranger Raptor: Räubert durchs Gelände

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Nicht nur "onroad" lässt der Ranger Raptor seine Muskeln spielen. In einem speziell angelegten Offroad-Gelände im Bergischen Land demonstriert er seine Gelände-Fähigkeiten. Den Allrad schalten wir bei Bedarf während der Fahrt zu. Über Stock und Stein klettert der starke Pick-up, auf unebenem felsigen Untergrund bewähren sich die 283 Millimeter Bodenfreiheit, dasselbe gilt für ausgefahrene Schotter-Spuren. Da können wir den serienmäßigen Unterfahrschutz schon gut gebrauchen. Weiter unten im Tal pirscht sich der Raptor über zwei Baumstämme an, die als Brückenersatz herhalten müssen, und schiebt anschließend durch tiefe Wasserlöcher (Wattiefe: 850 Millimeter).

Anweisungen vom Rallye-Profi

Armin Schwarz, ehemaliger Europameister im Rallyesport, ist immer in der Nähe und gibt über Walkie-Talkie Anweisungen. Aber der Raptor bewältigt alle Herausforderungen mit Leichtigkeit, könnte sicher noch mehr leisten als Arbeitstier, zum Beispiel unter deutlich schwierigeren Verhältnissen. Zur Serienausstattung gehört freilich auch ein Sperrdifferenzial (100 Prozent). Der im Chassis verstärkte und mit Hochleistungsstoßdämpfern ausgerüstete Raptor entpuppt sich als ein echtes Offroad-Vollblut, das mit seinen 285/70er All-Terrain-Reifen (BF Goodrich) schwierigste Aufgaben meistert - im Gelände, auch bei Nässe, im Schnee, Schlamm und Sand. Traktion hat er praktisch jederzeit und überall.

Unterstützend werden sechs wählbare Fahrmodi tätig: "Normal" auf befestigten Straßen, günstig für den Komfort und verbrauchssenkend (8,9 l/100 km laut genormtem Mix), "Sport" für mehr Temperament auf der Straße. "Gras/Schotter/Schnee" macht das Fahren auf rutschigem Untergrund sicherer. "Schlamm/Sand" verbessert die Traktion auf nachgebenden Untergründen, "Fels" auf steinigem Terrain und bei geringem Tempo. "Baja" vermittelt offroadtechnische High-Speed-Fähigkeiten, die etwa bei der berühmt-berüchtigten Rallye in Mexiko gefragt sind.

Ford Ranger Raptor: Räubert durchs Gelände

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Anhängerkupplung serienmäßig

Zu den vielfältigen Assistenzsystemen zählen unter anderem das weiter entwickelte ESP mit Berganfahr- und Bergabfahrkontrolle, Traktionshilfe, Lastkontrolle und Anhängerstabilisierung. Für den - bis hin zu seitlichen Trittbrettern, dem abschließbaren Laderaumrollo "Mountain Top", Audio- und Navigationssystem - umfangreich ausgestatteten und bestens vernetzten Raptor verlangt Ford allerdings c. Serienmäßig ist nicht zuletzt die Vorrichtung für den Anhängerbetrieb bei der hohen Zugkraft von 2,5 Tonnen. 

Ford legt derzeit besonders satte Absatzsteigerungen hin, der Marktanteil wuchs auf 7,8 Prozent. Der Ranger ist der meistverkaufte Pick-up Europas. Von der leistungsfähigsten Variante, dem Raptor, wollen die Kölner in Deutschland rund 1000 Einheiten im Jahr verkaufen. Zu den engsten Konkurrenten zählt der VW Amarok, der allerdings mit einem noch kräftigeren Diesel, einem Sechszylinder, geordert werden kann.

Ingo Reuss

Ford Ranger Raptor in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits erhältlich

Wen er ins Visier nimmt: VW Amarok, Nissan Navara, Mercedes X-Klasse, Mitsubishi L200, Toyota Hilux

Was ihn antreibt: Zweiliter-Vierzylinder-Diesel mit 156 kW (213 PS)

Was er kostet: Ab 66.771 Euro

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