Komödie mit Christoph Maria Herbst

"Contra" startet im Kino: Sönke Wortmann zeigt die späte Reue eines weißen Mannes

28.10.2021, 09:26 Uhr
Naima (Nilam Farooq) wird von ihrem Professor (Christoph Maria Herbst, vorn) fertig gemacht, der peinliche Auftritt geht viral.

© Constantin Film Naima (Nilam Farooq) wird von ihrem Professor (Christoph Maria Herbst, vorn) fertig gemacht, der peinliche Auftritt geht viral.

Der Rhetorikprofessor Richard Pohl (Christoph Maria Herbst) ist ein Zyniker wie er im Buche steht, der auch vor rassistischen Bemerkungen nicht zurückschreckt. Das bekommt gleich an ihrem ersten Tag die Studentin Naima (Nilam Farooq, bekannt auch als Kommissarin in der ZDF-Krimireihe "SOKO Leipzig"). Um den Disziplinarausschuss gnädig zu stimmen, soll er sie nun auf einen bundesweiten Debattierwettbewerb vorbereiten. Ein schwieriges Unterfangen, denn bei beiden sind die Widerstände gegen die Zusammenarbeit ziemlich groß.

Grundlage ist der französische Film "Die brillante Mademoiselle Neila" von 2018. Daniel Auteuil spielte darin den wortgewandten Professor, der eine Studentin wegen ihrer algerischen Wurzeln fertig macht. Ein älterer, verbitterter weißer Mann und eine junge Frau mit Migrationshintergrund aus der berüchtigten Vorstadt. "Contra" überträgt die spannende Konstellation auf deutsche Verhältnisse und spielt statt in Paris in Frankfurt am Main.

Für Naima geht mit dem Jurastudium ein Traum in Erfüllung. Sie will Anwältin werden und hofft, ihrer Mutter und ihren Brüdern dadurch ein besseres Leben zu ermöglichen. Endlich ist sie in Deutschland ankommen und nicht nur mit Bleiberecht geduldet. Und dann das: "In meinem Kulturkreis bedeutet Pünktlichkeit noch etwas", wirft der Professor Naima an den Kopf, als sie wenige Minuten zu spät in die Vorlesung kommt. Die Kommilitonen filmen Pohls peinlichen Auftritt, der in den sozialen Medien bald für Aufsehen und Entsetzen sorgt.

Mit dem Professor will Naima danach nichts mehr zu tun haben. Doch dann erkennt sie die Chance, die ihr die Teilnahme am Debattierwettbewerb bietet, zumal sie rhetorisch sehr talentiert ist.

Auch Pohl hat anfangs keine Lust, die Studentin zu schulen, sieht aber keine andere Chance, der drohenden Suspendierung zu entgehen. Widerwillig lassen sich beide auf das gemeinsame Training ein und lernen am jeweils anderen überraschende Seiten kennen. Alles läuft bestens, bis Naima die wahren Gründe für die Hilfsbereitschaft des Professors herausfindet: Nicht Überzeugung und Reue, sondern Eigennutz.

Rassismus und Diskriminierung

"Contra" kommt um manche Klischees nicht herum. Doch Wortwitz und Feingefühl für leise Zwischentöne machen die Komödie sehenswert. Auf unterhaltsame Weise führt der Film vor Augen, dass es eben nicht nur die großen Dinge sind, in denen sich Rassismus und Diskriminierung äußern. Es sind viele kleine Begebenheiten, unüberlegte Bemerkungen, Blicke, Verhaltensweisen, die Menschen ausgrenzen und verletzen.

Hier bezieht der Film eine eindeutige Position und stellt klar, dass jeder Mensch eine Würde besitzt, die niemand verletzen sollte, auch nicht im Scherz. (103 Min.)

In diesen Kinos läuft der Film.

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