Zwei am Abgrund: Der Dresdner "Tatort" im Check

4.4.2020, 14:11 Uhr
Die Kommissarinnen Leonie Winkler (Cornelia Gröschel, l) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski, r) haben es in "Die Zeit ist gekommen" mit einer Geiselnahme zu tun.

© MDR/W&B Television/Michael Kotschi Die Kommissarinnen Leonie Winkler (Cornelia Gröschel, l) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski, r) haben es in "Die Zeit ist gekommen" mit einer Geiselnahme zu tun.

Um was geht's? Als der Polizist Jan Landrock eines Nachts vor seinem Wohnhaus erschlagen aufgefunden wird, gerät anhand der gesicherten Spuren am Tatort einer seiner Nachbarn, der bereits mehrfach vorbestrafte Louis Bürger (Max Riemelt), unter dringenden Mordverdacht.

Was passiert dann? In der Enge des Verhörraums beteuert der Vater eines 12-jährigen Jungen, der momentan in einem Kinderheim lebt, zwar lautstark seine Unschuld, doch die Beweislast gegen ihn ist erdrückend. Gorniak (Karin Hanczewski) und Winkler (Cornelia Gröschel) bleibt keine andere Wahl. Sie ordnen Untersuchungshaft an.

Und jetzt? Die Furcht vor einem neuerlichen Gefängnisaufenthalt veranlasst Louis und seine Frau Anna (Katia Fellin), einen folgenschweren Plan zu schmieden, der vorsieht, zuerst aus der U-Haft zu fliehen, danach den Sohn aus dem Kinderheim zu holen und schließlich zu dritt ein neues Leben an der Küste Kroatiens zu beginnen. Doch bereits weit vor kroatischem Hoheitsgebiet scheitert dieser große Plan krachend. Der Fluchtversuch der Bürgers endet nämlich schon kurz hinter Dresden in einer ungeplanten Geiselnahme.

Apropos Kroatien: Dass es die Bürgers gerade nach Kroatien zieht, verwundert kaum. Schließlich verbrachten laut Touristik Aktuell 2018 knapp drei Millionen Bundesbürger ihre Ferien in dem an der östlichen Adria gelegenen Staat, der inklusive all seiner Inseln über eine Küstenlänge von etwa 6000 Kilometern verfügt. Insgesamt zählt Kroatien zu den populärsten Urlaubsgebieten der Welt.

Der Schauplatz des Films: Bis auf wenige Ausnahmen spielt sich dieser neunte Dresdner "Tatort" rund um ein Kinderheim ab. Kulisse hierfür bildet ein ehemaliges Mädchenhaus des Jugendwerkhofs in Moritzburg vor den Toren Dresdens. In dem Gebäude in direkter Nähe zum berühmten Jagdschloss ist die Evangelische Schule für Sozialwesen Moritzburg untergebracht.

Unser Fazit: "Die Zeit ist gekommen" richtet den Scheinwerfer auf zwei junge Menschen, die sich und ihr gemeinsames Kind aufrichtig lieben, aber bei dem Versuch, ihr Leben endlich in den Griff zu bekommen, eine Reihe falscher Entscheidungen treffen. Diese nahegehende Geschichte und die sehenswerte Inszenierung machen aus Stephan Lacants Film, der aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, ein sehr berührendes Familiendrama, das sich vom üblichen Krimi-Einheitsbrei deutlich abhebt. Eins minus.

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