Coronavirus auf Kreuzfahrtschiff: Zehn Passagiere infiziert

5.2.2020, 08:10 Uhr
Das Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess" liegt vor der Küste von Yokohama vor Anker. An Bord des Schiffes sind zehn Fälle des neuen Coronavirus bestätigt worden.

© Hiroko Harima, dpa Das Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess" liegt vor der Küste von Yokohama vor Anker. An Bord des Schiffes sind zehn Fälle des neuen Coronavirus bestätigt worden.

Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen und der Toten durch das neuartige Coronavirus ist in China wieder schneller gestiegen als in den Tagen zuvor. Bis Mittwoch kletterte die Zahl der Patienten mit der neuen Lungenkrankheit innerhalb eines Tages um 3887 auf 24.324, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Die Zahl der Toten legte um 65 auf 490 zu. Die neuen Toten waren alle in der schwer betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina zu beklagen. Die Gesundheitskommission zählt noch mehr als 23 000 Verdachtsfälle.

Außerhalb von Festland-China gibt es in mehr als zwei Dutzend Ländern mehr als 230 weitere bestätigte Infektionen, davon zwölf in Deutschland. In Hongkong und den Philippinen sind zwei Patienten gestorben. In Japan wurden an Bord eines unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes zehn Infektionen nachgewiesen, wie das japanische Gesundheitsministerium bekanntgab. An Bord befinden sich nach Angaben der Reederei "Princess Cruises" auch acht deutsche Passagiere.


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Ob auch Deutsche positiv getestet wurden, konnte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Tokio nicht sagen. Auch der Deutschen Botschaft in Tokio lagen zunächst keine Informationen vor. Die Infizierten wurden in der Tokioter Nachbarprovinz Kanagawa, wo das Schiff vor Anker liegt, ins Krankenhaus gebracht. In Japan sind damit 33 Fälle bestätigt.

Die 3700 Passagiere und Crew-Mitglieder sollten für weitere 14 Tage an Bord bleiben, sagte Gesundheitsminister Katsunobu Kato. Anlass für die Quarantäne war ein 80-Jähriger aus Hongkong, der am Samstag positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Der Mann sei am 20. Januar in Tokios Nachbarstadt Yokohama zugestiegen und fünf Tage später in Hongkong von Bord der "Diamond Princess" gegangen, hieß es.

Bürger sollen von Reisen nach China absehen

Aus Angst vor dem Virus hat Großbritannien alle Landsleute in China zur Ausreise aufgerufen. "Wir raten britischen Staatsangehörigen, das Land zu verlassen, falls sie können, um ihr Infektionsrisiko zu minimieren", teilte Außenminister Dominic Raab in London mit. Sollten sich Briten in der Krisenregion von Hubei aufhalten und zurückkehren wollen, werde man rund um die Uhr daran arbeiten, das zu ermöglichen.

Deutschland hatte Bundesbürgern lediglich geraten, von Reisen nach China abzusehen, aber ausdrücklich davor gewarnt, die Provinz Hubei zu besuchen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es ist doch in der aktuellen Lage eine Selbstverständlichkeit, dass jemand, der nicht in China lebt oder sein muss, einen Aufenthalt dort vermeidet oder beendet."


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Das Coronavirus kann nach Erkenntnissen deutscher Forschungsinstitute auch von Patienten mit nur sehr milden Krankheitssymptomen übertragen werden. Die Charité in Berlin, die München Klinik Schwabing und das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr teilten am Donnerstagabend in einer gemeinsamen Erklärung mit, dass einige der derzeit in der Klinik Schwabing in München behandelten Patienten auch bei nur schwachen Symptomen ansteckende Viren in ihrem Nasen-Rachen-Raum zeigten.

Zudem sei festgestellt worden, dass sich das Virus unabhängig von der Lunge auch im Nasen-Rachen-Raum und im Verdauungstrakt vermehrt. Diese Beobachtungen seien deutliche Hinweise für eine Übertragbarkeit bereits bei milder oder beginnender Erkältungssymptomatik wie zum Beispiel Halsschmerzen, einer Nasennebenhöhlen-Infektion oder nur einem leichten Krankheitsgefühl ohne Fieber.

Zwölf Erkrankte in Deutschland gehe es gut

Nach Angaben der Ärzte geht es den zwölf Erkrankten in Deutschland gut. Außer zwei Infizierten, die am Samstag mit anderen Deutschen aus Wuhan ausgeflogen worden waren, gibt es zehn Patienten in Bayern, die in Zusammenhang mit dem Autozulieferer Webasto stehen. Zwei von ihnen haben nur leichtes Fieber. Bei Webasto war eine infizierte Kollegin aus China zu Gast gewesen. Auch der auf der Kanareninsel La Gomera infizierte Deutschen ist nach Angaben der Behörden wohlauf.

Die radikalen Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie haben in China zu einer drastischen Verlangsamung des öffentlichen Lebens geführt. Viele Fabriken und Büros sind vorerst weiter geschlossen. Manche Firmen wie Volkswagen in Peking lassen ihre Angestellten von zuhause aus arbeiten. Vielfach sind aber Lieferketten schon unterbrochen. Wie die Lufthansa haben viele Airlines ihre China-Flüge gestrichen. Die Auswirkungen auf das wirtschaftliche Leben sind enorm.

So stellt der weltgrößte Sportartikelhersteller Nike seine Aktionäre schon auf Geschäftseinbußen in China ein. Es sei mit "erheblichen Auswirkungen" zu rechnen, teilte der Konzern nach US-Börsenschluss mit. So habe Nike rund die Hälfte der eigenen Geschäfte in China geschlossen. In den übrigen Läden in China gälten zum Teil kürzere Öffnungszeiten. Außerdem kämen weniger Kunden. Anleger reagierten leicht nervös - die Aktie fiel nachbörslich um mehr als drei Prozent.

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