Coronavirus: Chinas Präsident warnt vor Überreaktionen

7.2.2020, 08:56 Uhr
Proben von Patienten werden in einem chinesischen Labor auf das Coronavirus getestet.

© STR, AFP Proben von Patienten werden in einem chinesischen Labor auf das Coronavirus getestet.

In einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump verwies Xi Jinping am Freitag nach Angaben von Staatsmedien ausdrücklich auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die andere Länder vor Überreaktionen gewarnt habe. Er hoffe, dass auch die USA "ruhig" die Lage einschätzten und ihre Maßnahmen als Antwort darauf "angemessen" träfen und anpassten.

Der Präsident bezog sich damit offensichtlich auf das vor einer Woche erlassene Einreiseverbot der USA für Chinesen und Ausländer, die vorher in China waren - mit Ausnahme von Angehörigen von US-Staatsbürgern. China hatte den Bann mehrfach als Überreaktion kritisiert, auch weil es den Empfehlungen der WHO widerspreche. Eine Außenamtssprecherin hatte den USA vorgeworfen, "Angst zu schüren und zu verbreiten, was ein schlechtes Beispiel ist".

In dem Telefonat gab sich Xi Jinping zuversichtlich, dass China die Epidemie in den Griff bekommt. Regierung und Volk gäben alles, um gegen die Lungenkrankheit anzugehen. Das ganze Land sei mobilisiert und habe sehr umfangreiche und strenge Maßnahmen zur Vorbeugung und Kontrolle ergriffen. "Wir sind vollauf zuversichtlich und in der Lage, die Epidemie zu besiegen."

Der tägliche Anstieg der neu bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus in China scheint sich leicht stabilisiert zu haben - ist aber weiter sehr hoch. Die Zahl der Ansteckungen legte bis Freitag erneut um 3143 zu. Damit sind 31 161 Virusfälle bestätigt, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Es war der zweite Tag in Folge, an dem nicht mehr neue Ansteckungen als am Vortag gemeldet wurden. Innerhalb eines Tages starben aber wieder 73 Patienten an der neuartigen Lungenkrankheit - so viele wie am Vortag. Damit sind in China schon 636 Todesfälle zu beklagen.

Ob mit den neuen Zahlen bereits ein weitergehender Trend bei den Ansteckungen erkennbar ist, scheint offen, da die Statistik auch mit der Zahl der laufenden Untersuchungen schwanken kann. Zudem sind weiter mehr als 26 000 Verdachtsfälle registriert. Der Verlauf der Epidemie ist aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch schwer vorherzusagen. Außerhalb der besonders betroffenen Gebiete in Zentralchina scheine die Lage in China im Moment relativ stabil zu sein, sagte WHO-Experte Michael Ryan in Genf. Die Lage in China hat auch Auswirkungen auf die Wirtschaft, in Franken sind etwa Puma und Adidas betroffen.

In Deutschland gab es am Vortag einen 13. Fall. Allein elf stehen im Zusammenhang mit der bayerischen Firma Webasto, wo sich Mitarbeiter bei einer Kollegin aus China angesteckt hatten. Auch wurden zwei aus China ausgeflogene Rückkehrer positiv getestet. Der jüngste Virennachweis stammt von der 38-jährigen Frau eines der Patienten aus Bayern, wie das bayerische Gesundheitsministerium mitteilte. Auch zwei Kinder des Paares hatten sich angesteckt. Bei dem dritten Kind, einem Säugling, wurde das Virus bisher nicht nachgewiesen.

Ein Krankenwagen ist in der Nähe des Kreuzfahrtschffes "Diamond Princess" geparkt. Das Schiff ist wegen des Coronavirus unter Quarantäne gestellt.

Ein Krankenwagen ist in der Nähe des Kreuzfahrtschffes "Diamond Princess" geparkt. Das Schiff ist wegen des Coronavirus unter Quarantäne gestellt. © kyodo/dpa

Außerhalb von Festland-China sind in mehr als zwei Dutzend Ländern mehr als 270 Infektionen und zwei Todesfälle bestätigt. An Bord eines unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes in Japan wurden weitere 41 Infektionen festgestellt, wie das japanische Gesundheitsministerium bekanntgab. Damit erhöht sich die Zahl auf dem Schiff auf 61. Die Betroffenen werden in Krankenhäuser gebracht. Die übrigen der insgesamt 2666 Passagiere, etwa die Hälfte davon Japaner, sowie 1045 Crew-Mitglieder sollen bis 19. Februar an Bord bleiben.

Nach neuen Erkenntnissen der Deutschen Botschaft sind weitere zwei deutsche Staatsangehörige auf der "Diamond Princess" - also insgesamt zehn. Bisher ist keine Infektion unter den Deutschen bekannt.

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