Kommentar zum Rauchverbot: Daran gibt es nichts zu rütteln

1.8.2020, 12:24 Uhr
10 Jahre Rauchverbot: Es gibt gute Gründe, das Gesetz noch zu verschärfen.

© Jan-Philipp Strobel, dpa 10 Jahre Rauchverbot: Es gibt gute Gründe, das Gesetz noch zu verschärfen.

Fast die Hälfte meines Lebens gilt das Rauchverbot in Deutschland - in Bayern sogar in verschärfter Form - und es ist gut so! Auch wenn ich definitiv kein militanter Nichtraucher bin, der anfängt zu husten, wenn sich jemand in einem Biergarten am Nachbartisch eine Zigarette anzündet, gibt es aus meiner Sicht gute Gründe, das Rauchverbot noch zu verschärfen. Selbst habe ich während meiner Studienzeit in Thüringen erlebt, wie in Kneipen geraucht werden darf und mit welchem unangenehmen Geruch man in den Klamotten auch als Nichtraucher nach einem Bar-Besuch nach Hause geht.

Im Grundgesetz (Artikel 2) steht: "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt (...). Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit." Für mich heißt das so viel wie: Die Gesundheit des Nichtrauchers muss geschützt werden und steht hier fraglos über dem Recht des Rauchers, seine Persönlichkeit mittels Zigarette überall in der Öffentlichkeit frei zu entfalten.


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Wer sagt, "Nichtraucher, die der Qualm stört, können ja wo anders hingegen", der ist egoistisch. Zudem ist die Argumentation sehr unüberlegt, denn: Was soll eine Servicekraft in einem Restaurant machen? Den Gast einfach nicht bedienen?

Rauchverbot ist Jugendschutz

Zigaretten sind Drogen und Drogen dürfen nicht verharmlost werden. Unsere Vorbildfunktion Jüngeren gegenüber muss uns bewusst sein und wir müssen ihr gerecht werden. Eine Nichtraucherdiskussion suggeriert einem Jugendlichen den komplett falschen Eindruck, dass Rauchen gar nicht so schlimm oder das Verbot überzogen sei. Es ist vielmehr längst überfällig, das Rauchverbot auch in Autos und geschlossenen Räumen durchzusetzen, in denen sich Kinder aufhalten, um sie zu schützen. Auch daheim sollte man davon absehen.

Und mal ehrlich, es ist doch einfacher, selbst ab und zu aufs Rauchen zu verzichten, als seinem Kind irgendwann erklären zu müssen, dass es aufgrund der eigenen Unvernunft gesundheitlich Probleme hat.

Daher muss in ganz Deutschland ein einheitliches, striktes Rauchverbot durchgesetzt werden. Der Gesundheitsschutz muss in allen 16 Bundesländer gleich hohe Priorität genießen, denn das Recht darauf darf weder vom Alter noch vom Ort abhängen, an dem man sich aufhält. Das wäre einfacher durchsetzbar und für alle übersichtlicher, da es keinen Regel-Dschungel und Flickenteppich mit verschiedenen Vorschriften mehr geben würde.

Zehn Jahre Rauchverbot, das bedeutet zehn Jahre Schäuferle (in Oberfranken Schäuferla) in der Lieblingsgaststätte ohne Qualm genießen und aus der Wirtschaft oder dem Bierzelt zu kommen, ohne zu riechen als hätte man sich in einem Aschenbecher gewälzt. Das Jubiläum des Rauchverbots sollte uns allen, ob Raucher oder Nichtraucher, Anlass sein, die positiven Aspekte aus dem Verbot herauszugreifen und als Motivation zu nutzen, es auszubauen. Ich bin dankbar, dass andere für das Verbot gekämpft haben, als ich noch zu klein dafür war!

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