Zwölf Länder stoppen AstraZeneca-Impfungen - darunter auch Deutschland

15.3.2021, 16:10 Uhr
Bislang ist kein Zusammenhang zwischen mehreren Todes- und Krankheitsfällen und der Impfung mit AstraZeneca bekannt.

© Hannibal Hanschke, dpa Bislang ist kein Zusammenhang zwischen mehreren Todes- und Krankheitsfällen und der Impfung mit AstraZeneca bekannt.

Gleich mehrere Länder haben den Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca vorübergehend abgesetzt. Es wurden und werden Zusammenhänge mit mehreren Krankheitsfällen untersucht, bestätigt hat sich davon bislang aber keiner.

Länder stoppen Impfungen - es gibt aber keinen Hinweis auf Probleme mit AstraZeneca

Nach Österreich und Dänemark haben auch Italien, Norwegen, Bulgarien, Rumänien, Island, Estland, Litauen, Luxemburg und Lettland Chargen des Vakzins aus dem Verkehr gezogen - oder die Impfungen gleich ganz ausgesetzt. Thailand will den geplanten Impfstart mit AstraZeneca verschieben. Auch in Deutschland hat das Bundesgesundheitsministerium beschlossen, AstraZeneca-Impfungen vorerst auszusetzen.

Italien hat der österreichischen Kleinen Zeitung zufolge am Donnerstag angekündigt, bestimmte AstraZeneca-Chargen zu verbieten. Bei Dosen der Kennung ABV 2856 habe es laut der italienischen Medizin-Aufsichtsbehörde (AIFA) ernstzunehmende Auswirkungen gegeben haben.

Konkret geht es um den Tod von drei Militärangehörigen auf Sizilien. Das berichtete der AIFA-Generaldirektor Nicola Magrini am Donnerstagabend.

Italien verbietet AstraZeneca-Charge nach drei Todesfällen

Die Staatsanwaltschaft ermittele nun, ob es einen Zusammenhang zwischen der Impfung und den Todesfällen gebe. Der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza schrieb auf Facebook, dass die Regierung auf die Sicherheit der Impfstoffe achte. "Sie sind der wichtigste Schlüssel im Kampf gegen die Pandemie."

Zunächst hatte Anfang der Woche Österreich einen Teil der Impfungen gestoppt. Dort waren drei Menschen nach der Impfung an Thrombose erkrankt, einer von ihnen ist verstorben. Alle drei hatten Impfstoff aus derselben Charge erhalten. Bei Thrombose bilden sich Blutgerinnseln, die die Blutgefäße verstopfen.


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Die Behörden haben hier inzwischen Entwarnung gegeben. Bei den Untersuchungen im Labor habe es "keine analytischen Auffälligkeiten" gegeben, erklärt Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin der Medizinmarktaufsicht der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) gegenüber dem ORF.

AstraZeneca: Fälle von Blutgerinnseln nicht höher als ohne Impfstoff

Die besagte Charge ABV 53000 sei an insgesamt 17 EU-Länder geliefert worden, teilt die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) mit. Estland, Litauen, Luxemburg und Lettland haben die Impfungen mit dieser Charge laut Zeit ebenfalls vorübergehend gestoppt.


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Bis 9. März seien insgesamt 22 Fälle von Thromboembolie, bei denen ein Blutgerinnsel ein Gefäß ganz oder teils verstopft, unter den drei Millionen mit dem Präparat von Astrazeneca geimpften Personen im Europäischen Wirtschaftsraum gemeldet worden, teilte die EMA mit. Nach den bisherigen Informationen sei die Zahl der Fälle von Patienten mit Blutgerinnseln nicht höher als allgemein in der Bevölkerung, sagte eine EMA-Sprecherin in Amsterdam. Die Experten würden aber weiterhin Berichte prüfen.

Dänemark setzt AstraZeneca-Impfungen für 14 Tage aus

Während sich Österreich gegen einen Komplett-Stopp der AstraZeneca-Impfungen entschied, geht Dänemark einen anderen Weg. Dort wird für 14 Tage niemand mehr mit diesem Vakzin geimpft.

Grund dafür seien Berichte über schwere Fälle von Blutgerinnseln bei Personen, die mit dem Mittel gegen Covid-19 geimpft worden seien, teilte die dänische Gesundheitsverwaltung mit. Einen Zusammenhang könne man aktuell nicht herstellen - ob es dennoch einen gibt, wird nun untersucht.


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Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Probleme durch den Impfstoff verursacht werden, teilte die EMA mit. Man werde die Fälle aber untersuchen. Nach den Meldungen aus Dänemark haben auch Norwegen, Island und Rumänien die Impfungen vorübergehend gestoppt, um das abschließende Ergebnis abzuwarten.

Bulgarien verlangt klare Stellungnahme von AstraZeneca - kein Stopp in Deutschland

Wegen der Berichte aus anderen Ländern hat Bulgariens Regierungschef Boiko Borissow am Freitag einen Impfstopp für Dosen von Astrazeneca angeordnet. In dem EU-Land soll dieser Impfstoff bis zur Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur ausgesetzt werden. Es wurde eine entsprechende Verordnung von Gesundheitsminister Kostadin Angelow erlassen. Der Minister sagte, er erwarte eine klare Stellungnahme zu Astrazeneca.

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